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Natschinski und die Mokka-Milch-Eisbar Thomas Natschinski und die Mokka-Milch-Eisbar : Er schrieb den ersten Pophit der DDR

Von Steffen Könau 06.01.2019, 11:00
Thomas Natschinski
Thomas Natschinski Team2 records

Halle (Saale) - Die unsterbliche Melodie ist noch da, auf die Gaby Rückert damals „dann gehören sie zusammen diese Nacht“ sang. Aber Gaby Rückert fehlt, ebenso wie der Text. Thomas Natschinski spielt „Berührung“, einen seiner größten Hits, ganz allein auf dem Flügel.

Ein Hauch Erinnerung, eine Prise Jugend, eine Berührung, für die der 71-jährige Musiker, Komponist und Sänger nicht mehr braucht als seine Finger auf den 88 Tasten des Bösendorfer, ein Piano, das auch Weltstar Tori Amos ihr Lieblingsinstrument nennt.

Thomas Natschinski hat sich verwandelt und neu erfunden. Der Mann, der 1964 die erste DDR-Beatcombo Team 4 gründete und vor 50 Jahren mit „Mokka-Milch-Eisbar“ den ersten Pophit der DDR schrieb und sang, hat sein „zweites Ich“ entdeckt, wie er selbst es nennt.

Thomas Natschinski vom DDR-Pop ans Klavier

Statt wie noch auf seinem letzten Album „501“, benannt nach der legendären West-Jeans, Blues und Rock zu mischen, verlegt sich der Sohn des Komponisten Gerd Natschinski („Mein Freund Bunbury“) auf dem neuen Werk „Piano Moments“ auf Klavierballaden ohne Gesang.

„Ich weiß, dass sich die Titel von all meinen bisherigen Kompositionen unterscheiden“, entschuldigt er sich schon fast für die radikale Stiländerung weg vom Pop, hin zur Klassik. Doch aus Sicht von Natschinski, der nach seiner Zeit mit seiner eigenen Band unter anderem die Gruppe von Veronika Fischer leitete und bei Karat Keyboard spielte, ist der Unterschied keineswegs so gravierend wie er zu sein scheint.

Immer schon war der gebürtige Sachse der Ansicht, dass ihm Rockmusik allein nicht ausreiche, sein Talent zu erproben. Früh hat er deshalb begonnen, neben Popmusik auch Filmmusiken etwa für die DDR-Kinderfilmserie „Spuk im Hochhaus“, den Musikfilm „Heißer Sommer“ und den „Tatort“ zu schreiben. „Piano Moments“ klingt nun wie der Beweis für Natschinskis These, dass jede Trennung zwischen ernster und Unterhaltungsmusik falsch sei, weil es nur zwei Arten Musik gebe. „Gute und schlechte“.

Solo am Klavier beschwört Natschinski den „Klang der Sehnsucht“, er spielt ein „Lied ohne Worte“ und gibt im zehn Minuten langen „Moments“ eine elegische Einführung in das Thema entspannte Entschleunigung: „Lasst Euch ein auf die Musik und der Alltag verlässt euch für ein paar Minuten“, verspricht er. Und genauso ist das dann auch. (mz)