Thomas Kurzhals Thomas Kurzhals: Komponist und Keyboard-König ist tot

Erkner/MZ - Ganz am Ende war er wieder da, wo vor ziemlich genau 40 Jahren alles angefangen hatte. Thomas Kurzhals kehrte zurück auf die Bühnen von Hohenmölsen, Dessau und Köthen, er spielte wieder die alten Hits, Kompositionen wie „Stundenschlag“ und „Wir sind die Sonne“, mit denen der gebürtige Ronneburger seinen Teil zum Erfolg und bis heute anhaltendem Ruhm der Stern-Combo Meißen beigetragen hatte.
Vom kleinen Jungen, der begeistert Akkordeon lernt und schon mit zwölf auf der Bühne steht, zum Keyboard-König der DDR - das Leben des seit vielen Jahren am Rande von Berlin lebenden Thüringers scheint jedoch nur auf den ersten Blick ohne Brüche. Kurzhals, von Musikerfreunden „Onkel Bäcker“ genannt, wird schon als Musikstudent in Dresden von Martin Schreier, dem Gründer und Chef der Stern-Combo, entdeckt.
Als Tastenmann der Monumentalpop-Kapelle entwickelt Kurzhals Adaptionen von klassischen Werken und eigene Kompositionen wie „Das weiße Gold“, mit denen die Sterne in den 70er Jahren des DDR-Rock das Segment dominieren, das in der Rockwelt Bands wie Yes, King Crimson oder Emerson, Lake & Palmer besetzen. Eine ganze Generation von DDR-Rock- und Popstars geht hier zur Schule: Veronika Fischer und Uwe Hassbecker, heute bei Silly, Falkenberg und der aus Bitterfeld stammende spätere Puhdys-Bassist Peter Rasym - sie alle stiegen ein bei Stern Meißen und irgendwann später wieder aus, um woanders Karriere zu machen.
Thomas Kurzhals blieb, und als er dann Anfang der 80er Jahre doch ging, um bei der noch erfolgreicheren Gruppe Karat für den tourmüden Ed Swillms einzusteigen, war es kein Abschied für immer. Bei Karat gelang Thomas Kurzhals mit „Hab' den Mond mit der Hand berührt“ ein ganz großer Wurf. Dennoch blieb das zu Hause des fingerfertigen Soundtüftlers die Stern-Combo, zu der er Mitte der 90er zurückkehrte, als mit Reinhard Fißler auch die Stimme der Stern-Gründerzeit wieder ans Mikrofon trat.
Wie in den alten Zeiten agierte Kurzhals hinter seiner Keyboard-Burg, die Seele einer Gruppe, deren Besetzung von Gründer Martin Schreier immer wieder durcheinandergewürfelt wurde. Doch auch Thomas Kurzhals, nach eigenem Bekunden ein Gratwanderer zwischen Kommerz und Jazz-Rock, nahm wieder seinen Abschied, hielt ohne die Band aber nur fünf Jahre durch. Als er ein zweites Mal zurückkehrte, war Reinhard Fißler schwer erkrankt und Mitgründer Norbert Jäger ausgestiegen.
Vor allem als „Sachsendreier“ mit Lift und Electra feiert die umformierte Band dennoch solche Live-Erfolge, dass sie ein Studio-Album veröffentlichte, das die alten Tugenden mit neuen Sounds vermählen sollte. Die 17 Songs und eine Live-DVD, die demnächst erscheinen, werden nun Thomas Kurzhals’ Abschiedsgeschenk an die Fans bleiben, denn im Sommer erkrankte der Keyboarder an Leberzirrhose. Am Donnerstag nun mussten seine Bandkollegen mitteilen, dass „unser Freund und Kollege den Folgen seiner schweren Krankheit erlegen ist“. Kurzhals starb nur zwei Wochen nach seinem Geburtstag. Er wurde 60 Jahre alt.