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Theater und Film Theater und Film: Ufa-Star und Bühnenschauspieler Carl Raddatz ist tot

20.05.2004, 15:06

Berlin/dpa. - Der frühere Ufa-Star und BerlinerStaatsschauspieler Carl Raddatz ist am Mittwoch im Alter von 92Jahren im Kreise seiner Familie in Berlin gestorben. Dies teilte dieFamilie der dpa am Donnerstag mit. Er war einer der letzten großenFilmschauspieler aus der Ufa-Zeit und gehörte zu den populärenProtagonisten des deutschen Nachkriegstheaters. An den - mittlerweilegeschlossenen - Staatlichen Schauspielbühnen Berlins mit Schiller- und Schlosspark-Theater war er von Ende der 50er bis in die 70erJahre neben Bernhard Minetti, Berta Drews und Martin Held einer dergroßen Protagonisten in der Glanzzeit des Intendanten BoleslawBarlog.

Auch im Funk und in den Synchronstudios war seine markant raueStimme gefragt, die Raddatz unter anderem Humphrey Bogart, RobertMitchum, Burt Lancaster und Kirk Douglas lieh. Im Fernsehen sah manRaddatz unter anderem als Konsul in Franz Peter Wirths Verfilmung vonThomas Manns «Die Buddenbrooks».

Auf der Bühne brillierte er vor allem in Carl Zuckmayers «DesTeufels General», als Pozzo in Samuel Becketts «Warten auf Godot» undals Cornelius Melody in Eugene O'Neills «Fast ein Poet». Der am 13.März 1912 in Mannheim geborene Raddatz drehte auch viele bekannteUfa-Filme wie «Immensee» von Veit Harlan oder «Unter den Brücken» vonHelmut Käutner.

Nach dem Krieg sah man ihn unter anderem in Streifen wie «Rosen imHerbst» von Rudolf Jugert (nach Theodor Fontanes «Effi Briest»), «DasMädchen Rosemarie» von Rolf Thiele oder «Jeder stirbt für sichallein» (von Alfred Vohrer nach Hans Fallada) als Partner vonHildegard Knef (1975). Kritik musste sich der Schauspieler späterwegen seiner Mitwirkung an NS-Propandafilmen wie «Wunschkonzert» vonEduard von Borsody (1940) und «Stukas» von Karl Ritter (1941)gefallen lassen.

Raddatz wurde 1963 zum Berliner Staatsschauspieler ernannt und1972 Ehrenmitglied des Berliner Schiller- und Schlosspark-Theaters,das er unter der Intendanz von Heribert Sasse 1987 im Unfriedenverließ. 1979 wurde er mit dem Filmband in Gold ausgezeichnet. Dieihm 1993 angetragene Berliner Auszeichnung «Professor ehrenhalber»verweigerte der Schauspieler aus Verbitterung und aus Protest gegendie Schließung des Schiller-Theaters durch den Senat.