Theater und Fernsehen Theater und Fernsehen: Eberhard Esche ist tot

Berlin/dpa. - Neben seinen Auftritten am Deutschen Theater Berlin tourte Eschejahrzehntelang mit Soloprogrammen durch die Lande. SeineInterpretation von Heines «Wintermärchen» war ebenso populär wie seinVortrag von Goethes «Reineke Fuchs». Kultstatus erreichte Esche mitseiner Version von Sergej Michalkows Gedicht «Der Hase im Rausch» -einer Geschichte über Anpassung und Aufbegehren des DDR-Bürgers.
Das «Wintermärchen» habe er in seiner ganzen Bedeutung erst nachder Wende begriffen, meinte Esche einmal. Mit bisweilen sarkastischanmutenden Verbesserungswünschen für das wiedervereinigte Deutschlandhielt sich der Schauspieler nicht zurück, wie in seiner Autobiografie«Der Hase im Rausch» (Berliner Eulenspiegel Verlag) nachzulesen ist.
Fast 40 Jahre gehörte der gebürtige Leipziger zum Ensemble desDeutschen Theaters Berlin, das ihn prägte. Hier war er unter anderemin der Titelrolle von Schillers «Wallenstein» und als Shakespeares«Heinrich IV.» zu sehen. Er habe das Glück gehabt, mit Regisseurenwie Wolfgang Langhoff, Wolfgang Heinz, Adolf Dresen, Benno Besson unddem jungen Friedo Solter zu arbeiten, erinnerte er sich in seinenMemoiren. Dagegen bereitete ihm das heutige moderne Theater Verdruss.Statt mit Regisseuren habe man es mit «Theaterverderbern» zu tun,sagte Esche einmal.
In der ostdeutschen Theatergeschichte hat sein Ritter Lanzelot,der wie ein klassischer Cowboy daherkam, einen festen Platz. DieMärchenkomödie «Der Drache» von Jewgeni Schwarz in der Regie vonBesson am Deutschen Theater erlebte 650 Aufführungen. Bei denzeitgenössischen Autoren war es besonders Peter Hacks, dessen«Amphitryon» oder «Jahrmarktsfest zu Plundersweilern» EscheMöglichkeiten boten, intellektuellen Spaß auszukosten.
Esches jungenhaftes Gesicht gefiel im ostdeutschen Defa-Film «Dergeteilte Himmel» nach Christa Wolfs gleichnamiger Erzählung. Mit derRolle des jungen Chemikers, der seine Liebe verrät und in den Westengeht, identifizierte sich heimlich mancher Zuschauer. Regisseur FrankBeyer besetzte ihn danach im schnell verbotenen Film «Spur derSteine». Auch im DDR-Fernsehen war Esche ein gern gesehener Gast. Umein «bisschen ruhiger» zu leben, war Esche vor einigen Jahren vonBerlin ins Brandenburgische gezogen.