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Theater Theater: Schauspieler Will Quadflieg ist gestorben

03.12.2003, 14:10
Der Schauspieler Will Quadflieg (Archivfoto vom 08.05.1995) ist tot. (Foto: dpa)
Der Schauspieler Will Quadflieg (Archivfoto vom 08.05.1995) ist tot. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Er war einer der ganz Großen des Deutschen Theaters: Der Schauspieler Will Quadflieg ist tot. Wie das Thalia Theater am Mittwoch in Hamburg mitteilte, starb er bereits am vergangenen Donnerstag im Alter von 89 Jahren. Als Faust in der Gustaf-Gründgens-Inszenierung von 1957 am Deutschen Schauspielhaus Hamburg war Quadflieg berühmt geworden; mit seinen vielen großen Bühnenrollen avancierte er zur Theaterlegende. Quadflieg, der in Osterholz-Scharmbeck bei Bremen lebte, wurde bereits im engsten Familienkreis beigesetzt. Das Thalia wird am 18. Januar zu einer Gedenkstunde einladen.

Bis an sein Lebensende war der für seine Sprechkultur berühmte Künstler auch als Rezitator aktiv. Im Fernsehen begeisterte Quadflieg, der sich für Umwelt- und Tierschutz engagierte, in dem Vierteiler «Der große Bellheim» 1993 die Zuschauer. Sein erstes Engagement erhielt Quadflieg 1933 am Theater seiner rheinländischen Geburtsstadt Oberhausen.

Seine fast 70 Jahre währende Bühnenlaufbahn führte über Gießen, Gera und Düsseldorf 1937 an die Berliner Volksbühne und ans Schiller- Theater, wo Heinrich George sein Lehrmeister war. Neben dem Theater unternahm der blendend aussehende Frauenschwarm Abstecher zum Film und war ein gefragter Darsteller in Unterhaltungsfilmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Quadflieg in Lübeck, baute in Hamburg 1945 die Junge Bühne mit auf und war 1947-1964 am Deutschen Schauspielhaus unter Vertrag. 1952-1959 spielte Quadflieg bei den Salzburger Festspielen alljährlich den «Jedermann».

Als ein Höhepunkt seiner Theaterlaufbahn gilt die Zusammenarbeit (1956-1962) mit dem Regisseur und Schauspieler Gustaf Gründgens während dessen Intendanz am Schauspielhaus Hamburg. Nach Gründgens' Tod 1963 wandte sich Quadflieg mehr dem zeitgenössischen Theater zu. Der Schauspieler geriet aber wegen seiner von der Klassik geprägten Theaterauffassung zeitweise in eine gewisse künstlerische Isolation. Aus dieser half ihm erst Mitte der 70er Jahre die Zusammenarbeit mit Regisseur Rudolf Noelte heraus. Unter Noeltes Regie wurde Quadflieg zu einem brillanten Charakterdarsteller auch der gebrochenen Figuren des modernen Theaters.

1981-1984 hatte Quadflieg am Thalia Theater wieder ein festes Engagement. Dann dominierten Gastspiele, bis das Thalia in der Intendanz von Jürgen Flimm wieder zur künstlerischen Heimat des Schauspielers wurde. 1989 spielte Quadflieg dort in Botho Strauß' Stück «Besucher» den alternden Schauspieler Karl Joseph, dem er einige autobiografisch gefärbte Passagen ins Rollenheft schrieb. 1999 nahm er in Tschechows «Drei Schwestern» seinen Abschied von der Bühne.

Quadflieg war seit 1963 in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Margarete Jakobs verheiratet. Mit seinem Sohn Christian, der ebenfalls Schauspieler («Der Landarzt») geworden ist, gastierte er in den vergangenen Jahren noch mit dem für die Bühne dramatisierten Briefwechsel zwischen Thomas Mann und dessen Sohn Klaus. Aus der Familie gab es zunächst keine öffentlichen Reaktionen. Auch Angaben zu den näheren Umständen des Todes wurden nicht gemacht.

Nach Ansicht des Deutschen Bühnenvereins hat der Tod Quadfliegs eine gewaltige Lücke gerissen. «Er war einer der größten Schauspieler, die wir hatten, und er symbolisiert eine Zeit der Schauspielkunst, die es so nicht mehr geben wird», sagte der Präsident des Theaterverbandes, Klaus Zehelein. Die Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler, sagte: «Mit großer Dankbarkeit denken wir an die vielen Sternstunden zurück, die Will Quadflieg den Salzburger Festspielen beschert hat.»

Der ARD-Vorsitzende und NDR-Intendant Jobst Plog betonte, Quadflieg habe seine Karriere begonnen, als das Fernsehen noch nicht erfunden war. «Das neue Medium hat er mit großer schauspielerischer Kraft und Ausdruck bereichert.» Jürgen Flimm sprach von einem «großen Verlust für das deutsche Theater» und würdigte Quadflieg als «Zeugen des Jahrhunderts, einen großen, genialen Schauspieler, der seinesgleichen suchte».