Theater Theater: Oper Leipzig glänzt nach Millionen-Rekonstruktion

Leipzig/dpa. - «In Spitzenzeiten haben 200 Handwerker dazubeigetragen, den Originalzustand von 1960 wieder herzustellen. Wirwollten nicht bloß alte Farbe überpinseln, sondern bis zum Ursprungzurückgehen», sagt Baumeister Volker Längrich. Statt modernem Chicdominiert der Charme der 1960er Jahre. Klare Linien, viel Licht undwarmes Ambiente. Anders als vor der Schließung sind die Farbenfrischer, die Kronleuchter glänzen mehr und das Publikum wird dankbequemerer Sitze nun auch lange Opernabende genießen können.
«Zum Schluss werden manche vielleicht nur denken, es sei frischgemalert worden», hatte der verantwortliche Architekt Gerd HeiseAnfang Januar gesagt, als die Bauarbeiter die Regie übernahmen unddie Opernsänger in vier Interimsquartiere ausweichen mussten. Insiderjedoch werden auf den ersten Blick sehen, dass der Fußboden nunzwischen rot und lila changiert, die Stofftapete im Probensaalgereinigt und sogenannte Tütenlampen aus den 1960er Jahren wiederinstalliert wurden. Im Eingangsbereich treten auf den Meissner-Porzellan-Fliesen plötzlich bezaubernde Muster hervor, die bislangunter einer dicken Schicht aus Staub und Dreck geschlummert habenmüssen.
Hinter der «Frischzellenkur» steckt eine immense Arbeit. 7200Quadratmeter Lüftungskanäle wurden entfernt und neu aufgebaut, 3700Quadratmeter Teppich verlegt, aus Wänden und Deckengesundheitsschädlicher Asbest abgetragen, der Brandschutz wurdeverbessert und die komplette Bestuhlung nach historischem Vorbilderneuert - alles unter den Auflagen des Denkmalschutzes.
Beispiele für die peniblen Vorgaben fallen Längrich zur Genügeein: Der Teppich in der Parkettebene und den Foyers wurde nach einemalten, nach dem Zweiten Weltkrieg üblichen Webverfahren hergestellt,inklusive floraler Elemente. Und selbst auf den Toiletten hatte derDenkmalschutz das letzte Wort, sagt Längrich und verweist auf zweischwarzgeflieste Originalwände, die erhalten blieben.
Am kommenden Sonntag (11. November) wird das Haus mit einem großenFestival eröffnet. Das Ballett, die neuen Sänger des Opernensembles,das Gewandhausorchester samt Gewandhaus-Quartett, Schauspiel-Intendant Wolfgang Engel und viele andere gestalten das mehrstündigeProgramm. Bei freiem Eintritt rechnet Interimschef Alexander vonMaravic mit mehr als 5000 Besuchern.
«Ich bin glücklich, dass die Kunst nun wieder im Mittelpunktsteht. Mit fünf Opern- und vier Ballettpremieren sowie zahlreichenWiederaufnahmen und Repertoirevorstellungen in dieser Spielzeithoffen wir, uns wieder in das Herz des Publikums zu singen, zu tanzenund zu spielen», sagt von Maravic.
Offiziell eröffnet wird das Opernhaus am 16. November mit RichardWagners selten gespielter Oper «Rienzi». Im ausverkauften Saal werdendie 1261 Besucher dann in den Genuss des neuen Mobiliars kommen. Derletzte Schliff fehlt indessen, denn für die Aufarbeitung desMobiliars in den Foyers reichte das Geld nicht mehr.
Deshalb ruft die Oper weiterhin zu Stuhl-Patenschaften auf. Für300 Euro wird dauerhaft ein Schild mit dem Namen des großzügigenUnterstützers an dem gewünschten Stuhl angebracht. Bislang sind erst200 Menschen dem Aufruf gefolgt.