Theater Theater: Noch keine Freigabe für Admiralspalast

Berlin/dpa. - Damitist weiter offen, ob der historische Bau am kommenden Freitag mitBrandauers Brecht-Inszenierung «Die Dreigroschenoper» wieder eröffnetwerden kann. Am Donnerstag finde eine letzte Begehung statt, sagteBaustadträtin Dorothee Dubrau (Grüne) der dpa. Es gebe immer noch«hunderte» kleine Mängel. Sie zeigte sich aber ebenso wie dieBetreiber optimistisch. Es sei durchaus realistisch, dass sich imAdmiralspalast wie geplant am Freitag der Vorhang wieder hebt.
Brandauer will Brechts antikapitalistische Singspiel nur wenigeTage vor Brechts 50. Todestag (14. August) auf die Bühne bringen. DenMackie Messer spielt Campino, Sänger der Punkband Tote Hosen. Nachknapp zehn Jahren Leerstand soll das legendäre Admiralspalast-Theater den Auftakt für die schrittweise Wiedereröffnung des ganzenAreals machen - anknüpfend an die goldenen 20er Jahre, in denen derAdmiralspalast auf der Amüsiermeile Friedrichstraße seine Blütezeiterlebte.
Noch in diesem Jahr sollen die weiteren fünf «Locations» desAdmiralspalastes fertig saniert sein, sagt Betreiber Falk Walter.Dazu gehören ein Club, ein Studio für kleinere Produktionen, einGrand Café, die Galerie- und Konzerträume Foyer 101 und das auseigener Solequelle gespeiste Admiralsbad.
Doch drei Tage vor der Premiere ist der Admiralspalast noch einegroße Baustelle. Überall hämmern, sägen und montieren Bauarbeiter.Schutt, Zement und Kabelrollen liegen im Hof und den Foyers.Brandauer hatte bereits auf seiner letzten Pressekonferenz am 13.Juli gesagt, er hoffe und bete und «schließe gar nichts mehr aus,aber wir machen weiter».
Für seine «Dreigroschenoper» über den Londoner Bettlerkönig hatBrandauer das Deutsche Filmorchester Babelsberg und ein hochkarätigesEnsemble verpflichtet. Schauspieler wie Katrin Saß («Good Bye,Lenin!»), Gottfried John und Walter Schmidinger proben seit Wochenzwischen Schutt und Staub. Brechts «Dreigroschenoper» war am 31.August 1928 im nahe gelegenen Theater am Schiffbauerdamm, dem spätervon Bertolt Brecht geleiteten Berliner Ensemble, uraufgeführt worden.
Der Admiralspalast hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich.1873 war auf dem Gelände eine Solequelle entdeckt worden. Als einesder ersten öffentlichen Bäder Berlins wurde das Admirals-Gartenbaderöffnet. Nach Abriss und Neubau wurde daraus 1911 ein«weltstädtisches Etablissement» mit Eislauf-Arena, Kino, Kegelbahnenund Thermen. 1922/23 kam der nächste Umbau zum 2200 Plätze fassendenRevuetheater mit den Auftritten der legendären Haller-Girls.
1941 ließen die Nazis nach einem erneuten Umbau des Theaters ineine «festlich-schöne Erholungsstätte» in klassizistischer Form eine«Führerloge» in den ersten Rang einbauen. Nach dem Krieg fand in demwährend der Teilung der Stadt in Ost-Berlin liegenden Admiralspalastim April 1946 der «Vereinigungsparteitag» der KPD mit der SPD zurSozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) statt. Bis 1955fand hier die Staatsoper Zuflucht. Danach zog das Ensemble deszerstörten Metropol-Theaters ein und etablierte eine in der DDRjahrzehntelang florierende Operetten- und Musicalbühne.
Nach dem Fall der Mauer gab es viele hochfliegende Pläne für dasMetropol-Theater. Unter anderem scheiterte der Tenor René Kollo aneiner Wiederbelebung der Operettenbühne. Schließlich war sogar einAbriss des maroden Gebäudes ernsthaft in Erwägung gezogen worden.Seit 1997 lag das immer mehr zerfallende Haus im Dornröschenschlaf.Mit einem Etat von 14,5 Millionen Euro will Walter den Admiralspalastnun wieder zum Anziehungspunkt für Berliner und Gäste aus aller Weltmachen.