1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Theater: Theater: Herman van Veen singt vor Hermann

Theater Theater: Herman van Veen singt vor Hermann

Von Mareike Patock 23.08.2009, 15:42
Der niederländische Liedermacher Herman van Veen (M.) steht auf der Waldbühne am Hermannsdenkmal in Detmold (Kreis Lippe) während der Uraufführung seines Musicals «Ein Tag im September». (FOTO: DPA)
Der niederländische Liedermacher Herman van Veen (M.) steht auf der Waldbühne am Hermannsdenkmal in Detmold (Kreis Lippe) während der Uraufführung seines Musicals «Ein Tag im September». (FOTO: DPA) dpa

Detmold/dpa. - Blitze zucken, Donner grollt. Der niederländischeLiedermacher Herman van Veen spart in seinem Musical «Ein Tag imSeptember» nicht an Symbolik. Denn in dem Stück, das am Samstagabendvor rund 1000 jubelnden Zuschauern am Fuße des Hermannsdenkmals inDetmold uraufgeführt wurde, herrscht Krieg. Die Welt versinkt imChaos. Aber van Veen wäre nicht van Veen, wenn es in einem Musicalaus seiner Feder nur düster und traurig zuginge.

«Es ist wichtig, mit einem Lächeln an ein solch schweres Themaheranzugehen. Sonst wird man krank», sagt der Liedermacher undKomödiant, dessen Kunstfigur Alfred Jodokus Kwak berühmt wurde.

Die eineinhalbstündige Inszenierung am Fuße des Hermannsdenkmalsist Teil des internationalen Kulturprogramms zum Varus-Jahr. SeinMusical hat der 64 Jahre alte Musiker und Sänger deshalb an jenen Ortverlegt, wo einst Arminius, auch bekannt als Hermann der Cherusker,vor 2000 Jahren die römischen Truppen des Varus dem Mythos nachvernichtend geschlagen haben soll.

Zwar sind es die Nazis, die in van Veens Stück die Welt mit Kriegüberziehen, aber auch der Germane Hermann spielt eine Rolle ­ oderbesser sein Denkmal. In dem Musical ist es jedoch kein Kriegssymbol,sondern ein Zeichen des Friedens. «Wir haben den Hermannentmilitarisiert», sagt van Veen.

Im Kopf der riesigen Statue finden die kleine Anna und ihre MutterZuflucht vor den Nationalsozialisten. Die beiden Juden sind auf sichgestellt, der Vater ist von den Nazis verschleppt worden. Als erschließlich aus dem Krieg zurückkehrt, weiß er nicht mehr, wer erist. Nur der Saft von drei seltenen Blumen kann ihm noch helfen. DieSuche nach den Pflanzen führt Anna durch halb Europa.

Obwohl sein 21-köpfiges Ensemble durchweg brillant besetzt ist,beherrscht vor allem van Veen selbst als Sänger, Tänzer und Musikerdie Bühne. «Der Mann hat eine unglaubliche Präsenz», sagt einbegeisterter Zuschauer in der ausverkauften Waldbühne. Inmelancholischen Momenten weint van Veens Geige und seine weiche,volltönende Stimme wird schwermütig. Genauso oft geht es aber auchausgelassen zu. Dann nimmt sich der Komödiant selbst auf die Schippe,verschüttet als Geistlicher gleich einen ganzen Kübel Weihwasser überden Zuschauern oder swingt als Sinatra-Karikatur über die Bühne.

«Auch in Zeiten des Krieges gibt es schließlich Freude,Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe», betont van Veen, der imSeptember seine neue CD «Im Augenblick» auf den Markt bringt.

Sein Musical ist ein Stück Gesellschaftskritik, das mahnen undwachrütteln will. Es ist aber auch ein modernes Märchen - poetisch,ironisch, vielschichtig, emotional und erfrischend spritzig. Und esist ein Stück über wahre Helden. Für van Veen sind das vor allem «dieHelden des Alltags»: Entwicklungshelfer und Lehrer zum Beispiel. MitSchwertern und Waffen könne man wahres Heldentum jedoch nichterreichen, meint der Niederländer. «Das ist nur bei Asterix so.»

Bis zum 1. September ist täglich um 20.30 Uhr eine Aufführung aufder Waldbühne geplant.