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The White Buffalo The White Buffalo: Die außergewöhnliche Wandlung des Jake Smith

Von Steffen Könau 30.04.2016, 14:11
The White Buffalo, Love and the Death of Damnation, Earache Records.
The White Buffalo, Love and the Death of Damnation, Earache Records. Cover

Der 19. Geburtstag lag hinter ihm, als Jake A. Smith zum ersten Mal eine Gitarre in die Hand nahm.

Zehn Jahre brauchte der Mann aus Oregon dann noch einmal, bis er zum ersten Mal ein Studio betrat. Und er musste fast 40 Jahre alt werden, um sein erstes richtiges Album „Once Upon A Time in the West“ einzuspielen.

Seitdem aber schwimmt der spätberufene Riese mit der wallenden Matte und dem alttestamentarischen Bartgestrüpp auf einer Erfolgswelle.

Von der Begleitmusik zum Headliner

Vor allem Songs von ihm, die die Macher der Erfolgsserien „Sons of Anarchy“ und „Californication“ als Unterlegmusik für einzelne Episoden wählten, machten den eigensinnigen Solo-Künstler mit dem malerischen Namen The White Buffalo zum Liebling einer eingeschworenen Fangemeinde.

Mit den Werken des Weißen Büffels musste die sich allerdings stets per Import versorgen - Smith hatte lange keinen deutschen Vertrieb für seine Alben.

Erst mit „Love and the Death of Damnation“, seinem dritten regulären Werk, ändert sich das jetzt. Smith’ erste offizielle Veröffentlichung in Deutschland zeigt den in Südkalifornien aufgewachsenen Singer/Songwriter ganz in seinem Element.

Smith, gesegnet mit einer samtweichen Schmeichelstimme zwischen Leonhard Cohen und Crash Test Dummies „Mmmmhh“, besingt in einem Dutzend Songs vor allem das titelgebende Duo Liebe und Tod.

Er tut das aber zumindest zeitweise nicht mehr auf die selbstquälerische Weise, die etwa seine Stücke „Come Join the Murder“ oder „One Lone Night“ zu schwelgerischen Hymnen für Stunden bedrückender Einsamkeit machten, wenn Johnny Cash, Bonnie Prince Billy und Johnny Cash und Tom Waits gerade nicht zur Hand waren.

Obgleich The White Buffalo damit sogar für einen Emmy nominiert war, hat er sein Erfolgsrezept hier leicht modifiziert. „Love and the Death of Damnation“ startet mit einem echten Rocksong, der zwar „Dark Days“ heißt, aber mehr von innen leuchtet als alle White-Buffalo-Lieder bisher.

Auch das nachfolgende „Chico“ und „Go the Distance“ sind eher flott als traurig, eher Tanzmusik als Grübler-Folk - wie immer schmeichelt sich Smith mit Märchenerzählerstimme durch einprägsame Melodien, die Instrumentierung ist klassisch wie bei Dylan, Lucinda Williams oder Ed Sheeran.

Blues grundiert alles, auch die nach hinten zu immer langsamer und intensiver werdenden Stücke. Herausragend ist hier das erste Duett, das Jake A. Smith je eingespielt hat:

Zusammen mit Audra Mae, Großnichte von Judy Garland und Sängerin von Avicii’s Welthit „Addicted to You“ sehnsüchtelt sich der bei Bühnenauftritten an einen Wanderprediger erinnernde Sänger durch eine Ballade von klassischem Nick-Cave-Zuschnitt.

Sie lieben einander, und gehen zusammen unter. „Ich bin krank vom Betrunkensein“, barmt er, „jeder Knochen in meinem Körper sagt mir, es ist Zeit zu gehen.“ Aber wie soll er denn? „Ich habe doch keine Knochen in meinem Herzen“, heißt es am Ende.

Jake A. Smith nennt sich White Buffalo und macht tolle Musik.
Jake A. Smith nennt sich White Buffalo und macht tolle Musik.
Ole Krüger