«The Social Network» «The Social Network»: Die Erfolgsgeschichte des Mark Zuckerberg

Berlin/dapd. - Regisseur David Fincher ("Fight Club") erzählt vordergründigdie Entstehungsgeschichte einer Internetseite, die ihren Erfinderzum jüngsten Milliardär aller Zeiten werden ließ. Dahinter verstecktsich ein zwischenmenschliches Drama um Freundschaft und Verrat,Loyalität und Visionen. Die Filmemacher haben dabei Mut bewiesen:Drehbuchautor Aaron Sorkin ("The West Wing") hat Zuckerberg niegetroffen, dennoch tragen alle Figuren die Namen ihrer realenVorbilder. Herausgekommen ist ein Thriller, der um ein Paradoxkreist: Wie gelang es einem Typen, den nicht einmal seine Freundinausstehen konnte, die größte Freundebörse der Geschichte zuerfinden?
Der Aufstieg des 19-jährigen Zuckerberg (Jesse Eisenberg) beginntmit einer Abfuhr durch seine genervte Freundin. Der arroganteStudent der Eliteuniversität Harvard kippt daraufhin ein paar Biere,schreibt ätzende Blog-Einträge über die BH-Größe seiner Ex undbastelt binnen weniger Stunden eine Internetseite, auf derKommilitoninnen nach ihrer Attraktivität bewertet werden können.Unter dem Ansturm der Nutzer bricht in dieser Herbstnacht des Jahres2003 der Harvard-Server zusammen.
Die Aktion bringt den begabten Programmierer auf die Idee für dieSeite Thefacebook, auf der sich Studenten über ihr Leben mitFreunden austauschen können. Auf Rat seines Mentors, desNapster-Mitbegründers Sean Parker (Justin Timberlake), verkürztZuckerberg den Namen seines Produkts und hebt es auf die globaleEbene. Heute schätzt das US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" das Vermögendes 26-Jährigen auf 6,9 Milliarden US-Dollar (5,1 Milliarden Euro).Im Juli knackte Facebook die Marke von einer halben MilliardeMitglieder.
Die dunkle Seite des Erfolgs verfolgt Fincher in einemNebenstrang. Facebooks erster Geldgeber Eduardo Saverin (AndrewGarfield) hatte Zuckerberg verklagt, nachdem er von seinem ehemalsbesten Freund und Parker aus dem Unternehmen gedrängt worden war.
Statt einer Klage gegen seine nicht gerade schmeichelhafteDarstellung reagierte Zuckerberg kurz vor dem Filmstart mit einerCharmeoffensive und spendete 100 Millionen Dollar für dasSchulsystem im Bezirk Newark in New Jersey. Finchers Dramabezeichnete das Computer-Wunderkind als Fiktion. Eine Einschätzung,der der Regisseur durchaus zustimmt. Er versteht dieEntstehungsgeschichte von Facebook als Sinnbild für dieBegeisterungsfähigkeit der Jugend, die von monetären Interessenkorrumpiert wird und als Parabel auf die vergangenen sieben Jahre,in denen das Privatleben zunehmend ins Web verlagert wurde.
"The Social Network" wirft einen interessanten Blick auf dasVerhältnis von Erfolg und Anstand: Wäre Zuckerberg seinen wenigervisionären Freund Eduardo nicht losgeworden, wäre Facebook mitSicherheit nicht der globale Erfolg von heute. Doch darf der klügsteMann im Zimmer alle anderen wie Idioten behandeln?
Dennoch bleibt ein fader Nachgeschmack, wenn die Lebensgeschichteeines 26-Jährigen ohne dessen Zustimmung in Unterhaltung verwandeltwird. Diese Entwicklung hat Facebook aber selbst befördert, seitdemprivate Informationen seiner Nutzer für jedermann einsehbar sind undTeenager mit einem falschen Mausklick versehentlich ZehntausendeFremde zu ihrer Geburtstagsfeier einladen. Privatsphäre sei nichtlänger die soziale Norm unserer Zeit, hatte Zuckerberg Anfang desJahres gesagt.
("The Social Network", Drama, USA 2010, FSK: 12 , Regie: DavidFincher, Darsteller: Jesse Eisenberg, Andrew Garfield, JustinTimberlake, Armie Hammer, Max Minghella u.a)