Terrakotta-Krieger in Hamburg Terrakotta-Krieger in Hamburg: Möglicherweise tatsächlich unecht

Peking/Hamburg/dpa. - Die Terrakotta-Soldaten im Hamburger Völkerkundemuseum sind nach amtlicher chinesischer Einschätzung vermutlich unecht. Die zuständigen Behörden in Peking und Xi'an berichteten am Montag, weder eine Ausstellung in der Hansestadt noch eine Ausfuhr der rund 2200 alten Tonkrieger aus dem Grab des erstenchinesischen Kaisers (259 bis 210 v. Chr.) nach Deutschland genehmigt zu haben, obwohl dies vorgeschrieben sei. Das staatliche Amt für dieVerwaltung von Kulturgütern in Peking schloss daraus, dass es sichbei den Exponaten in Hamburg um illegale Kopien handeln müsse: «Hierscheint es ein Problem mit dem Schutz von Urheberrechten zu geben.»
«Wir haben gegenwärtig keine Ausstellung mit Terrakotta-Soldatenin Deutschland», sagte der Sprecher, der sich erstaunt über diePresseberichte aus der Hansestadt zeigte. «Wir sind daran nichtbeteiligt.» Ähnlich äußerte sich ein Sprecher des Provinzamtes fürKulturgüter in der alten Kaiserstadt Xi'an, wo die lebensgroßenFiguren herkommen. In Europa sei derzeit einzig eine Ausstellung inLondon erlaubt worden. «Wir haben keine Ausstellung in Deutschland.Wenn es eine gäbe, müssten wir davon wissen, weil sie von uns hättegenehmigt werden müssen.» Die Behörde wisse immer genau, wo ihreTonsoldaten in der Welt seien, sagte der Sprecher.
In Deutschland waren vergangene Woche erstmals Zweifel an derEchtheit der Figuren aufgekommen. Der Kulturmanager Roland Freyer,der 2005 in Markkleeberg bei Leipzig eine Ausstellung mit denTonkriegern organisiert hatte, will Beweise dafür haben, dass dieacht Krieger unecht sind und hatte Anzeige wegen Betruges erstattet.Das Hamburger Völkerkundemuseum forderte Aufklärung durch dasLeipziger Center of Chinese Arts and Culture (CCAC), das die Schau inHamburg konzipiert hat. Die Firma hatte die Ein- und Ausreise derFiguren daraufhin schon nicht schlüssig nachweisen können.
Nachgemachte Terrakotta-Krieger sind in China in allen Größenerhältlich. Eine Fabrik in Xi'an bietet Figuren in Originalgröße zumPreis von rund 1500 Yuan, umgerechnet 150 Euro, an. «Für dieVerschiffung ins Ausland machen wir zusätzlich die entsprechendeVerpackung», sagte auf dpa-Anfrage eine Verkaufsmitarbeiterin, diegleichzeitig auch eine Verschiffung nach Deutschland anbot. «Und wennsie gleich mehrere Figuren kaufen, geben wir auch einen Discount.»
Das Kulturamt in Xi'an berichtete, für jede Ausstellung derTerrakotta-Soldaten im Ausland müssten die Organisatoren jeweilseinen Plan vorlegen. Die Schau in Hamburg sei «auf keinen Fall»gebilligt worden, sagte der Sprecher. «Selbst bei einer kleinen Zahlvon Figuren muss die Ausstellung zusätzlich noch vom staatlichen Amtgenehmigt werden.» Auch wenn es sich nur um Duplikate handele, hättedas Völkerkundemuseum eine Genehmigung einholen müssen.
Der Sprecher bestätigte auch Angaben des Kulturmanagers Freyer,dass echte Terrakotta-Soldaten nicht - wie im Hamburger Fall - mitdem Schiff transportiert werden dürften. «Sie werden nur mit demFlugzeug bewegt, weil es sicherer ist. Eine Schiffsreise dauert langeund ist deswegen riskant.» Für einen Normalbürger sei es schwer,echte von unechten Figuren zu unterscheiden. «Aber für einen Expertenist es leicht», sagte der Sprecher in Xi'an. Besondere Merkmale seiendie Farbe und Struktur der Oberfläche der Tonfiguren.