"Tatort"-Schauspielerin Sibel Kekilli im Interview "Tatort"-Schauspielerin Sibel Kekilli im Interview: Deutsche Produktionen sind oft nicht mutig genug

Frau Kekilli, Sarah Brandt tritt in ihrem neuesten Fall viel selbstbewusster als früher. Sie haben gesagt, die Figur müsse sich noch entwickeln. Wo steht sie denn aktuell?
Es stimmt, in dieser Folge ist sie sehr erwachsen. Das mag ich. Aber die Rolle ist noch nicht ausgereift. Ich hatte Glück, weil der Einstieg gut war. Sascha Arango hat die Rolle erfunden. Er ist ein grandioser Autor. Man braucht Zeit und Geduld für die Entwicklung einer Figur. Sie muss wachsen, sich im Zusammenspiel mit Borowski finden. Ich weiß noch nicht, wie es mit ihr weitergehen wird und das ist auch gut so. Man darf auch nicht vergessen, dass beim Tatort fast immer andere Autoren und Regisseure tätig sind.
Sie ist manchmal sehr harsch und ungeduldig. Ist sie Ihnen sympathisch?
Ja, ich mag sie. Sie ist ehrlich. Und warum soll sie einfühlsam sein? In ihrem neuen Fall sitzt eine mögliche Täterin, die nicht viel sagt, beziehungsweise lügt. Sie polarisiert, aber keine interessante Figur wird hundertprozentig geliebt.
Man kommt ihr nicht so richtig nahe. Würde es helfen, mehr von ihrem Privatleben zu zeigen?
Ich denke, dass das – zumindest momentan – nicht wirklich zu Sarah Brandt passt. Ich gucke Krimis am liebsten, wenn der Ermittler oder die Ermittlerin besessen ist von einem Fall. Da kann es hier und da mal einen Einblick ins Privatleben geben, aber nach meinem Geschmack eben nicht viel.
„Ich möchte das nicht ewig machen“
Machen Sie sich Gedanken darüber, wie lang sie diese Rolle spielen wollen?
Natürlich. Die viereinhalb Jahre sind sehr schnell vergangen. Ich möchte das nicht ewig machen, aber wer weiß, was noch passiert im Leben. Ich will da lieber im Hier und Jetzt bleiben.
Ist die Rolle einer „Tatort“-Kommissarin eher Türöffner oder Hemmnis für andere Rollen?
Es ist beides. Der „Tatort“ läuft jeden Sonntag in fast jedem Wohnzimmer. Er hat eine andere und breitere Wahrnehmung als Kinofilme, für die man Eintritt zahlen muss. Hm, da der Tatort sich gewandelt hat und jetzt größtenteils eine andere Generation von Schauspielern auch Tatort Kommissare sind, hat sich das, glaube ich, schon geändert. Ich denke, dass sich dadurch durchaus Türen öffnen, statt schließen können.
Sie haben keine Schauspielschule besucht und gesagt, dass Sie von der emotionalen Seite an eine Rolle gehen. Wollen Sie diese Arbeitsweise beibehalten?
Ich stelle mir natürlich die Frage, ob ich mir die Technik aneignen soll. Ich habe einen Schauspielcoach, mit dem ich mich gezielt auf Rollen vorbereite. Ich möchte an meine Rolle mit meinen Emotionen ran. Wenn ein Regisseur einen nicht führen kann, dann bin ich vielleicht aufgeschmissener, als jemand der die Technik gelernt hat. Aber das nehme ich in Kauf. Denn ich habe Angst, dass ich meine Emotionen verlieren und sehr kopflastig spielen würde.
„Gut und wichtig, auch Drastisches zu zeigen"
Sie waren vier Staffeln lang in „Game of Thrones“ zu sehen. Die Gewaltdarstellungen in der Serie wurden häufig kritisiert. Auch der neue „Tatort“ mutet dem Zuschauer einiges zu. Gleich zu Beginn sieht man einen abgetrennten Kopf.
Manches muss ich auch nicht sehen, weil meine Fantasie mir in einem solchen Moment den schlimmeren Streich spielt. Aber manches muss man sehen und deshalb auch zeigen. In diesem „Tatort“ ist gut und wichtig, auch Drastisches zu zeigen. Es geht um die Folgen des Drogenkonsums. Wir zeigen vom Rausch bis zur Zerstörung alles. Das finde ich gut.
Wie traurig sind Sie darüber, dass Sie in der nächsten Staffel „Game of Thrones“ nicht mehr dabei sind?
Es fällt mir schon schwer. Ich habe Shae vier Jahre lang – von Beginn an – gespielt und sie ist mir sehr ans Herz gewachsen.
Warum tun wir uns in Deutschland eigentlich so schwer, erfolgreiche Serien zu produzieren?
Vielleicht sind wir nicht mutig genug. Damit meine ich nicht nur die Geschichten selbst sondern auch Besetzungen. Man besetzt oftmals immer die gleichen Schauspieler in gleichen Rollen statt mal was anderes auszuprobieren.
Zieht es Sie nach der Erfahrung bei „Game of Thrones“ beruflich stärker nach Amerika?
Es kommen nach „Game of Thrones“ mehr Castingangebote. Aber ich weiß auch, dass ich einen Akzent habe, ich bin dadurch eingeschränkt in der Rollenauswahl. Ich möchte nicht unbedingt nach Hollywood. Wenn etwas Gutes kommt, dann mache ich es gerne, und wenn nicht, dann ist es auch ok. Ich habe momentan ein paar gute deutsche Drehbücher vorliegen, von denen ich hoffe, dass sie die nötigen Förderungen bekommen, damit sie auch tatsächlich produziert werden können. Ich wünsche mir einfach weiterhin gute Rollen – egal in welcher Sprache.
Das Gespräch führte Anne Burgmer.
Machen Sie sich Gedanken darüber, wie lang sie diese Rolle spielen wollen?
Natürlich. Die viereinhalb Jahre sind sehr schnell vergangen. Ich möchte das nicht ewig machen, aber wer weiß, was noch passiert im Leben. Ich will da lieber im Hier und Jetzt bleiben.
Ist die Rolle einer „Tatort“-Kommissarin eher Türöffner oder Hemmnis für andere Rollen?
Es ist beides. Der „Tatort“ läuft jeden Sonntag in fast jedem Wohnzimmer. Er hat eine andere und breitere Wahrnehmung als Kinofilme, für die man Eintritt zahlen muss. Hm, da der Tatort sich gewandelt hat und jetzt größtenteils eine andere Generation von Schauspielern auch Tatort Kommissare sind, hat sich das, glaube ich, schon geändert. Ich denke, dass sich dadurch durchaus Türen öffnen, statt schließen können.
Sie haben keine Schauspielschule besucht und gesagt, dass Sie von der emotionalen Seite an eine Rolle gehen. Wollen Sie diese Arbeitsweise beibehalten?
Ich stelle mir natürlich die Frage, ob ich mir die Technik aneignen soll. Ich habe einen Schauspielcoach, mit dem ich mich gezielt auf Rollen vorbereite. Ich möchte an meine Rolle mit meinen Emotionen ran. Wenn ein Regisseur einen nicht führen kann, dann bin ich vielleicht aufgeschmissener, als jemand der die Technik gelernt hat. Aber das nehme ich in Kauf. Denn ich habe Angst, dass ich meine Emotionen verlieren und sehr kopflastig spielen würde.
„Gut und wichtig, auch Drastisches zu zeigen"
Sie waren vier Staffeln lang in „Game of Thrones“ zu sehen. Die Gewaltdarstellungen in der Serie wurden häufig kritisiert. Auch der neue „Tatort“ mutet dem Zuschauer einiges zu. Gleich zu Beginn sieht man einen abgetrennten Kopf.
Manches muss ich auch nicht sehen, weil meine Fantasie mir in einem solchen Moment den schlimmeren Streich spielt. Aber manches muss man sehen und deshalb auch zeigen. In diesem „Tatort“ ist gut und wichtig, auch Drastisches zu zeigen. Es geht um die Folgen des Drogenkonsums. Wir zeigen vom Rausch bis zur Zerstörung alles. Das finde ich gut.
Wie traurig sind Sie darüber, dass Sie in der nächsten Staffel „Game of Thrones“ nicht mehr dabei sind?
Es fällt mir schon schwer. Ich habe Shae vier Jahre lang – von Beginn an – gespielt und sie ist mir sehr ans Herz gewachsen.
Warum tun wir uns in Deutschland eigentlich so schwer, erfolgreiche Serien zu produzieren?
Vielleicht sind wir nicht mutig genug. Damit meine ich nicht nur die Geschichten selbst sondern auch Besetzungen. Man besetzt oftmals immer die gleichen Schauspieler in gleichen Rollen statt mal was anderes auszuprobieren.
Zieht es Sie nach der Erfahrung bei „Game of Thrones“ beruflich stärker nach Amerika?
Es kommen nach „Game of Thrones“ mehr Castingangebote. Aber ich weiß auch, dass ich einen Akzent habe, ich bin dadurch eingeschränkt in der Rollenauswahl. Ich möchte nicht unbedingt nach Hollywood. Wenn etwas Gutes kommt, dann mache ich es gerne, und wenn nicht, dann ist es auch ok. Ich habe momentan ein paar gute deutsche Drehbücher vorliegen, von denen ich hoffe, dass sie die nötigen Förderungen bekommen, damit sie auch tatsächlich produziert werden können. Ich wünsche mir einfach weiterhin gute Rollen – egal in welcher Sprache.
Das Gespräch führte Anne Burgmer.
Sie waren vier Staffeln lang in „Game of Thrones“ zu sehen. Die Gewaltdarstellungen in der Serie wurden häufig kritisiert. Auch der neue „Tatort“ mutet dem Zuschauer einiges zu. Gleich zu Beginn sieht man einen abgetrennten Kopf.
Manches muss ich auch nicht sehen, weil meine Fantasie mir in einem solchen Moment den schlimmeren Streich spielt. Aber manches muss man sehen und deshalb auch zeigen. In diesem „Tatort“ ist gut und wichtig, auch Drastisches zu zeigen. Es geht um die Folgen des Drogenkonsums. Wir zeigen vom Rausch bis zur Zerstörung alles. Das finde ich gut.
Wie traurig sind Sie darüber, dass Sie in der nächsten Staffel „Game of Thrones“ nicht mehr dabei sind?
Es fällt mir schon schwer. Ich habe Shae vier Jahre lang – von Beginn an – gespielt und sie ist mir sehr ans Herz gewachsen.
Warum tun wir uns in Deutschland eigentlich so schwer, erfolgreiche Serien zu produzieren?
Vielleicht sind wir nicht mutig genug. Damit meine ich nicht nur die Geschichten selbst sondern auch Besetzungen. Man besetzt oftmals immer die gleichen Schauspieler in gleichen Rollen statt mal was anderes auszuprobieren.
Zieht es Sie nach der Erfahrung bei „Game of Thrones“ beruflich stärker nach Amerika?
Es kommen nach „Game of Thrones“ mehr Castingangebote. Aber ich weiß auch, dass ich einen Akzent habe, ich bin dadurch eingeschränkt in der Rollenauswahl. Ich möchte nicht unbedingt nach Hollywood. Wenn etwas Gutes kommt, dann mache ich es gerne, und wenn nicht, dann ist es auch ok. Ich habe momentan ein paar gute deutsche Drehbücher vorliegen, von denen ich hoffe, dass sie die nötigen Förderungen bekommen, damit sie auch tatsächlich produziert werden können. Ich wünsche mir einfach weiterhin gute Rollen – egal in welcher Sprache.
Das Gespräch führte Anne Burgmer.