Kulturpolitik Tartu startet bunt ins Europäische Kulturhauptstadtjahr 2024
Tartu hat sich als Europäische Kulturhauptstadt einiges vorgenommen. Zum Auftakt präsentiert sich Estlands zweitgrößte Stadt und selbst ernannte „Young Blood City“ selbstbewusst und offen.
Tartu - Hunderte Veranstaltungen sind in den nächsten Monaten geplant: Estlands zweitgrößte Stadt Tartu ist offiziell ins Jahr als Europäische Kulturhauptstadt 2024 gestartet. Eröffnet wurden die Feierlichkeiten mit einer bunten Live-Show unter freiem Himmel.
Zentrales Element der Eröffnungszeremonie war eine multimediale Aufführung mit dem Titel „All is one“ am Ufer des Flusses Emajõgi. Zu sehen waren Theater, Musik und Tanz. Tartu gilt als geistiges Zentrum des an Russland grenzenden baltischen EU-Landes im Nordosten Europas.
„Tartu ist im Laufe der Jahrhunderte immer das Herz der estnischen Kultur und dessen Seele gewesen“, sagte Estlands Präsident Alar Karis vor Tausenden Zuschauern. In seiner Heimatstadt würdigte das Staatsoberhaupt der kleinen Ostseerepublik Kultur als Hauptfundament der estnischen Nation. „Darin manifestiert sich die Einzigartigkeit unseres Landes und unserer Menschen, unserer Natur.“
Bürgermeister Urmas Klaas sagte in seiner Ansprache: „Wir haben lange auf diesen Moment gewartet.“ Tartus Kulturhauptstadtjahr werde „ein positives Jahr für Europa“ werden. „Dieses Jahr geht es um Überlebenskünste, um Freiheit, um unsere Unterschiede und unsere Stärken“, sagte der Rathauschef der 100.000-Einwohner-Stadt, die in einer eigens komponierten Tartu 2024-Hymne als „Young Blood City“ besungen wird.
Technoparade und Afterparty
Nach der Open-Air-Show zogen viele Zuschauer trotz Minusgrade in einem Umzug im Stil einer Technoparade zur Afterparty ins Estnische Nationalmuseum, bei der auch Estlands Kulturministerin Heidy Purga auflegte. „Es ist wie eine estnische Version einer Party, die recht langsam beginnt, bei der es zum Ende aber immer mehr rundgeht“, umschrieb Tartu 2024-Direktor Kuldar Leis die Eröffnungszeremonie, an der auch die Kulturminister der Nachbarstaaten Finnland, Lettland und Litauen teilnahmen.
„Es war ein sehr vielseitiges Programm und hat ganz konzentriert zusammengebracht, was wir erzählen wollen - die Überlebenskünste“, sagte Bürgermeister Klaas zur Eröffnungszeremonie. „Kulturhauptstadt von Europa zu sein ist für uns, für Südestland und ganz Estland sehr wichtig.“
Das Stadtoberhaupt zeigte angetan von der Eröffnung und dem Start ins Europäische Kulturhauptstadtjahr. Die Resonanz, die er erhalten habe, sei „hauptsächlich sehr positiv“ gewesen - und der Zuschauerzuspruch stärker als von ihm erwartet, sagte er am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. „Ich persönlich hätte nicht gedacht, dass so viele Leute zusammenkommen. Das war für mich eine sehr schöne Überraschung.“
Das Europäische Kulturhauptstadtjahr in Tartu steht unter dem Motto „Arts of survival“. Bis zum Jahresende sollen mehr als 350 Projekte mit über 1000 Veranstaltungen in der rund 180 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tallinn gelegenen Stadt und der sie umgebenden Region im Süden Estlands stattfinden - einer Region mit einem ganz eigenen Charme und Charakter.
Weiteres Programm
Höhepunkte sind vor allem im Sommer etwa das Massenküssen-Event „Kissing Tartu“, das Sauna-Debattenfestival „Naked Truth“ oder das Theaterstück „Business as usual“ über den Geldwäsche-Skandal um die Danske Bank in Estland. Die Organisatoren wollen damit das Ziel von einer Million Besuchern aus Estland und dem Ausland erreichen.
Neben Tartu tragen 2024 auch das Salzkammergut und Bodø in Norwegen den Titel als Europäische Kulturhauptstadt. In der österreichischen Alpenregion wurde das Kulturhauptstadtjahr am 20. Januar offiziell eröffnet. In Bodø ist die Eröffnungsfeier für den 3. Februar geplant.