Taboris "Mein Kampf" am Münchner Volkstheater

München - Adolf Hitler als jämmerlicher Narzist in fleckigen Unterhosen - so zeigt Christian Stückl den Schreckensdiktator in George Taboris Theaterfarce „Mein Kampf”.
Die Neuinszenierung am Münchner Volkstheater, die am Donnerstagabend Premiere hatte, ist reduziert und sehr dicht. Jakob Immervoll spielt Hitler, der zwischen Ängsten, Selbstmitleid und Größenwahnsinn schwankt und von der jüdischen Weltverschwörung schwadroniert. Das hält den jüdischen Buchhändler Schlomo Herzl (Pascal Fligg) nicht davon ab, Mitleid mit dem haltlosen jungen Mann zu haben und sich trotz aller Schmähungen um ihn zu kümmern.
Rohe Holzbretter verengen die Bühne auf einen dreieckigen Raum. Es ist das Männerwohnheim, in dem Hitler Unterschlupf findet, als er Anfang des 20. Jahrhunderts nach Wien kommt, um sich dort an der Kunstakademie zu bewerben. Ein Nachttopf, ein schmales Bett und eine Treppe ins Nirgendwo - mehr hat der Raum nicht zu bieten, bis auf einen riesigen Ofen aus roten Ziegelsteinen. Noch wärmt Schlomo hier seinen Kaffee, doch ein paar Jahrzehnte später sind es solche Öfen, in denen in den Vernichtungslagern die Leichen ermordeter Juden verbrannt werden. (dpa)
