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Streit um Namensnennung des Abgeordneten Streit um Namensnennung des Abgeordneten: Jan Böhmermann liefert sich Debatte um Nazi-Tattoo

Von Janine Grosch 23.12.2015, 10:46
Um dieses Tattoo mit der Aufschrift "Jedem das Seine" geht es.
Um dieses Tattoo mit der Aufschrift "Jedem das Seine" geht es. Privat Lizenz

Köln - Nach dem Oben-ohne-Badeverbot für einen NPD-Politiker, der ein Nazi-Tattoo in einem öffentlichen Schwimmbad in Oranienburg zur Schau gestellt hatte, geht die Debatte im Netz weiter. TV-Moderator Jan Böhmermann hat auf seiner Twitter-Seite die Frage aufgeworfen, ob der Name des Abgeordneten genannt hätte werden müssen. Das Tattoo des Politikers zeigt die Umrisse des Konzentrationslagers Auschwitz und den Spruch „Jedem das Seine“.

Auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht Böhmermann daraufhin den Dialog mit der Redaktion von „Spiegel Online“. Die Redaktion argumentiert, der Politiker sei keine Person des öffentlichen Lebens. Böhmermann sieht das anders, daraufhin soll er innerhalb von 10 Sekunden den Namen seines Kreistagsabgeordneten nennen.

Das kann Böhmermann offensichtlich nicht, deshalb entbrennt unter dem Post eine Diskussion. „Nur weil eine Einzelperson nicht weiß wie der Bundespräsident heißt bedeutet das ja auch nicht, dass der keine Person des Öffentlichen Lebens mehr ist“, findet ein Nutzer.

„Ist doch echt egal ob Herr Böhmermann das weiß. Ich würde solche eine Nachricht gerne mit Namen lesen, damit man solch eine Person nicht mehr wählt“, meint ein anderer.

Irgendwann wendet sich Ratsmitglied Andreas Pöttgen (SPD) selbst an Jan Böhmermann: „Verstehe dein Anliegen - hätte mich dennoch gefreut, wenn du mich als deinen Veedels-Ratsherren verlinkt hättest“, schreibt der 24-Jährige. Pöttgen ist Abgeordneter für Neuehrenfeld und Ehrenfeld, wo Böhmermanns Fernsehproduktionen gedreht werden. Böhmermann wohnt allerdings in Pulheim - damit wäre Pöttgen nicht der zuständige Kreisabgeordnete.

Kann ein Tattoo Volksverhetzung sein?

Der Journalist Alexander Marguier, der das Foto des NPD-Politikers im Schwimmbad aufgenommen hatte, sagt über die Debatte: „Mir ging es nicht darum, Marcel Z. zu denunzieren.“ Vielmehr habe er auf die allgemeine Akzeptanz aufmerksam machen wollen, mit der der NPD-Mann sich in dem Bad bewegt habe. „Ich will den Eindruck vermeiden, dass ich mich wichtigtue. Ich muss nicht noch Öl ins Feuer gießen“, erklärt Marguier. Er habe das Bild auf Facebook ebenfalls ohne Namen veröffentlicht, obwohl es sich bei dem Abgeordneten um eine relative Person der Zeitgeschichte handelt. Eine Lokalzeitung hatte den Namen des Politikers recherchiert und abgedruckt.

Die Diskussion um die Namensnennung könne er nachvollziehen, meint Margier. Einerseits solle der Politiker resozialisiert werden, andererseits spräche ein Gedanke wesentlich für eine Namensnennung: „Wenn man Politiker ist und sich in der Öffentlichkeit zeigt, muss man damit rechnen, dass der Name genannt wird.“