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Strauss' «Arabella» in Hamburg gefeiert

Von Barbara Sell 11.02.2008, 12:44

Hamburg/dpa. - Premieren-Erfolg trotz Widrigkeiten im Vorfeld: Mit kräftigem Applaus hat das Publikum in der Hamburgischen Staatsoper die Premiere der Strauss-Oper «Arabella» gefeiert.

Unmut hatte bei den Hanseaten zuvor geherrscht, weil nach dem jüngsten «Rosenkavalier» auch die zweite als Premiere deklarierte Strauss-Neuproduktion der Saison bereits andernorts, in diesem Fall in Wien, zu sehen gewesen war. Premieren sind schließlich Aushängeschilder.

Zudem ließ sich Sven-Eric Bechtolf, Regisseur dieser Wiener «Arabella» aus dem Jahr 2006, in Hamburg durch seine Assistentin vertreten. Angeblich hatte man sich über die finanziellen Konditionen nicht einigen können. So bekamen die Sänger, die bis auf die Fiaker- Milli allesamt in Hamburg neu antraten und die Wiener Inszenierung nicht kannten, Regie-Hilfe nur aus zweiter Hand. Keine ideale Voraussetzung. Doch schlugen sich alle fabelhaft und wurden ebenso wie Simone Young am Pult der inspiriert und temperamentvoll spielenden Philharmoniker von den Zuschauern zu Recht gefeiert.

Als Inszenierung ist diese «Arabella» kein Genie-Streich, eher passabel zu nennen. Ihr Drehpunkt ist vornehmlich optischer Art. Bechtolf und seine Bühnengestalter Rolf und Marianne Glittenberg haben die ursprünglich im Wien um 1860 spielende Handlung resolut in die Entstehungszeit des Werks, die lasziven Zwanziger Jahre, verlegt - in ein Hotel im Art-Deco-Stil. So sieht man hier beim Faschingsball des zweiten Akts Josephine Baker in ihrem berüchtigten Bananen- Röckchen auf dem Tresen tanzen.

Was aber die historische Verlagerung aus der Kaiserzeit in eine brüchige Nachkriegs-Welt für Psyche und Verhalten der tragenden Figuren bedeutet, ob sich fatalistischere, gar zynische Akzente daraus ergäben, blieb offen. Neue Erkenntnisse über die Nacht-Seiten dieser «lyrischen Komödie» gab es keine. Für die Sänger Anlass, sich darstellerisch und sängerisch umso vehementer ins Zeug zu legen. Emily Magee, die ihr Debüt als Arabella gab, tat es mit der wachsenden Bravour ihres voll und warm strömenden Soprans. Ihr Gesang hatte großen Atem, wunderbar leuchtende Höhen und lyrische Innigkeit.

Erstmals stand auch Bo Skovhus als Mandryka auf der Bühne. Und ihm gelang auf Anhieb eine sängerisch wie darstellerisch großartig kraftvolle und kluge Rollen-Gestaltung. Er musste den «halben Bauern» aus Kroatien ja praktisch gegen seine eigene schlank-elegante Figur herausbringen. Keine leichte Sache, die er jedoch mit anrührender Verve und bewusst brüsken Gesten löste. Der überwältigende Ansturm seiner Gefühle spiegelte sich darin ebenso wider wie die Schocks des Welt-Unerfahrenen im Wiener Maskeraden-Dschungel.

Aus dem Ensemble stachen Kari Postman mit jugendlich strahlendem Sopran als Zdenka, Matthias Klink als wütig liebender Matteo und Daniela Fally als umwerfende Fiaker-Milli heraus. Die Philharmoniker unter Youngs Leitung musizierten mit viel Tempo und erfrischend zupackender Emotionalität.