Burgen, Tanz und Teufel Sternenklang Open Air: Festival in Beichlingen vom Dunklen Parabelritter

Halle (Saale) - Am Ende musste es so kommen. Alexander Prinz schmunzelt, denn das Ding mit den Rittern, Burgen und verwegenen Duellen hat Sachsen-Anhalts erfolgreichstem Youtuber schließlich irgendwie auch seinen Namen gegeben.
Als „Der dunkle Parabelritter“ versorgt der Hallenser beim größten Videoportal im Internet seit sieben Jahren fast 170.000 Abonnenten mit Nachrichten und Kommentaren aus der Welt des Heavy Metal. Und diesen Namen verdankt Prinz einem Pausenduell in der neunten Klasse, das er mit einem Zeigestock als Schwert und einer Parabelschablone als Schild ausfocht.
Wenn Prinz, 24 Jahre alt, Bart, lange Haare und Zopf im Nacken, das neue Rammstein-Album vorstellt oder in einem Video wortgewaltig die besten Metal-Festivals der Saison vorstellt, schauen Zehntausende, ja, oft sogar Hunderttausende zu.
Insgesamt hat der Parabelritter bis heute fast 40 Millionen Zuschauer erreicht. Der Lehramtsstudent aus Halle liegt damit noch nicht ganz auf Augenhöhe mit Influencern wie dem jüngst bekanntgewordenen Rezo. Aber bei mehr als doppelt so vielen Abrufen wie der MDR.
Zeit, ins richtige Leben hinauszugehen. Zeit, sich Träume zu erfüllen. „Es ist ja nicht so, dass man von einem Youtube-Kanal leben kann“, sagt Alexander Prinz. Gerade nach den jüngsten Änderungen, die das einst vom gebürtigen Merseburger Jawed Karim entwickelte Portal eingeführt hat, sei es für Youtuber mehr noch als früher unkalkulierbar, wie sich Zuschauerzahlen entwickeln. „Die Sichtbarkeit wird von Algorithmen bestimmt, in die man keinen Einblick hat“, sagt Prinz.
War früher die Zahl der Abonnenten entscheidend, sei es heute wichtiger, die richtigen Themen zu besetzen. „Und wenn erst die Uploadfilter scharfgeschaltet werden, wird das alles nicht einfacher“, formuliert der Mann, der selbst in mehreren Filmen gegen die Enteignung der Urheber durch das Urheberrecht mobil gemacht hatte.
Vergebens, und das lässt den Parabelritter für die Youtube-Zukunft nichts Gutes ahnen. „Das Tolle aber ist, dass ich meine Reichweite verwenden kann, um Sachen anzuschieben, die mir wichtig sind.“ Vor drei Jahren nutzte der Spezialist für Heavy-Metal-Musik die Chance, um mit „Silence“ das „endgültige Metal-Magazin“ (Eigenwerbung) zu gründen.
Vor zwei Jahren folgte dann mit „Von Tiling“ ein ethisch einwandfreies Modelabel, das nicht die szeneüblichen Billig-Lappen mit buntem Aufdruck anbietet, sondern „dunkle Mode mit Stil“ (Prinz), die Künstlerdrucke auf fair gepflückte Baumwolle appliziert.
So schön die Arbeit an Youtube-Filmen ist, das hat Alexander Prinz bei seinen Unternehmungen in der Echtwelt gelernt, draußen in der Wirklichkeit macht alles noch mehr Spaß. „Warum also nicht alles zusammenpacken“, beschreibt Prinz seine Gedankengänge, „also mein altes Faible für Burgen nehmen, die Musik und mittelalterliches Flair dazu und daraus ein eigenes Festival machen?“
Alexander Prinz ist niemand, der lange überlegt, wenn er eine gute Idee hat. Nach einem ersten Versuch, das auf den Namen Sternenklang-Open-Air getaufte Event im Schloss in nordthüringischen Beichlingen zu veranstalten, geriet die Niederburg in Kranichfeld ins Blickfeld.
„Ein Traumort“, schwärmt der Parabelritter, der kein Festival von der Stange will, sondern eine Veranstaltung, die sich vom Üblichen abhebt. „Ich habe in den letzten Jahren über hundert Festivals besucht und immer ist mir aufgefallen, dass viele einfach auf einen Acker geknallt werden.“ Ohne Herz, nennt er das, „hier ist die Band, da die Bierbude, dort gibt es die Wurst, fertig.“
Prinz, der weiterhin studiert, inzwischen aber sicher ist, dass Sachsen-Anhalt seinen Lehrermangel ohne ihn wird überwinden müssen, glaubt daran, dass es besser geht. „Bei uns sollen die Fans in die Szenerie eintauchen können, wir haben eine Greifvogelshow und einen Liederabend, einen Mittelaltermarkt, Druiden und Ritter, die die Schwerter kreuzen.“
Dazu kommen hochkarätige Bands wie die Könige der Spielleute von Corvus Corax, die gefeierten Newcomer Mr. Hurley und die Pulveraffen und die Barock-Metal-Band Haggard, die in Südamerika Superstar-Status genießt.
„Ich kenne ja inzwischen so viele in der Szene, da ist der Zugang einfacher“, sagt Prinz, der ein Programm zusammengestellt hat, das einmal die komplette Bandbreite von traditioneller Mittelaltermusik bis zum modernen Metal abbildet.
„In meinem Kopf ist das ein Brückenschlag“, schildert der Parabelritter, „direkt von der beeindruckenden Geschichte Mitteldeutschlands mit der Himmelsscheibe zu dem, was unsere Region heute ist.“
Da ist Prinz, der als Parabelritter Fans weit über Deutschland hinaus hat, Lokalpatriot. Unterschätzt werde Mitteldeutschland, mit Klischees beschrieben und als Schauplatz der Geschichte kaum wahrgenommen. Prinz’ Sternenklang-Festival wird das nicht ändern, jedenfalls nicht auf einen Schlag. „Aber schon zur Premiere kommen Gäste aus ganz Europa“, freut sich Alexander Prinz über den Erfolg eines Experiments, das weitergehen wird. „Die Burg ist für nächstes Jahr schon gebucht.“ (mz)
