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"Staatsgewalt" "Staatsgewalt": Um dieses Lied von "Feine Sahne Fischfilet" wird erbittert gestritten

23.10.2018, 09:02
Jan Gorkow, Sänger der Band "Feine Sahne Fischfilet"
Jan Gorkow, Sänger der Band "Feine Sahne Fischfilet" dpa

Halle (Saale) - Wenn es um „Feine Sahne Fischfilet“ geht, führen die Gegner der Band immer wieder zwei Zeilen als Beweis an: „Die Bullenhelme, die sollen fliegen. Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein!“. Worum es in dem Lied aber wirklich geht, das wissen nur wenige.

Der Song, aus dem die Zeilen stammen, heißt „Staatsgewalt“. Er befindet sich auf dem ersten Album der Band. 2007 gegründet, veröffentlichten „Feine Sahne Fischfilet“ 2009 die Platte „Backstage mit Freunden".

Zu kaufen ist die Platte offiziell längst nicht mehr, für einige Liedtexte schämt sich die Band inzwischen. „Wir waren 18, 19 Jahre alt. Wäre dieses Album nicht ausverkauft, würden wir es nicht mehr vertreiben", hatte Sänger Jan Gorkow schon 2012 dem „Spiegel“ gesagt. Auch vom Lied „Staatsgewalt“ selbst hat sich die Band distanziert. Live gespielt wird das Lied seit vielen Jahren nicht mehr. „Er ist uns schlicht zu platt", so Gorkow.

Staatsgewalt von Feine Sahne Fischfilet - worum geht es in dem Lied?

In „Staatsgewalt“ schildert Sänger Gorkow, wie er selbst auf einer Demo unschuldig von Polizisten verprügelt wird. Er singt, wie er getreten und geschlagen wird – und dafür selbst vor Gericht angeklagt wird.

Im letzten Abschnitt des Songs dreht er den Spieß um, jetzt geht es gegen die Polizei. „Denn was ihr könnt, das können wir schon lange“, heißt es. Wer will, kann „Die Bullenhelme, die sollen fliegen. Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein“ als eine Art Rachefantasie für die vorher im Lied geschilderten Angriffe durch Polizisten deuten.

Blutiges Gesicht,
aufstehn kann ich nicht.
Ich kann mich nicht bewegen.
Dafür komm ich vors Gericht.

Sie haben mich getreten.
Sie haben mich geschlagen.
Ich hab mich nur gewehrt,
und dafür woll'n sie mich verklagen!

Staatsgewalt!

Staatsgewalt!

Wieder auf Bewegung,
jede Menge Leute.
Die Bullen kesseln ein.
Und schnappen sich die Beute.

xxxxx xxxxx xxx raus.
Kaum 50 Jahre alt.
Man hört nur noch den Knüppel,
wie der in die Fresse knallt.

Staatsgewalt!

Staatsgewalt!

Ich sitze im Gericht,
und ich weiß nicht warum.
Sie woll'n mich hinter Gittern sehn,
doch jetzt geht's andersrum

Denn wir waren schon
viel zu lange weggeseh'n.
Jetzt fahr'n wir richtig ab!
Jetzt habt ihr ein Problem!

Staatsgewalt!

Staatsgewalt!

Denn was ihr könnt,
das können wir schon lange,
und wir geben erst recht jetzt noch nicht auf.
Wir stellen uns in einem Trupp zusammen
und schicken den Mob dann auf euch rauf!

Die Bullenhelme, die sollen fliegen.
eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein!
Und danach schicken wir euch dann nach Bayern,
denn die Jungs sind geheilt von Polizei.

„Wir sind keine Unschuldsengel", sagte Gorkow vor einigen Jahren schon. „So sollte man uns auch nicht darstellen, das wäre falsch." So gehen „Feine Sahne“ seit Jahren regelmäßig gegen Neonazis auf die Straße, befürworten explizit Blockaden von Nazi-Demos, was Bandmitgliedern auch schon Verurteilungen wegen Landfriedensbruchs einbrachte. Ein „Bratwurstessen gegen rechts“ reiche nicht, argumentierte die Band.

Von 2011 bis 2014 wurde „Feine Sahne Fischfilet“ im Verfassungsschutzbericht in Mecklenburg-Vorpommern aufgrund einer „explizit anti-staatlichen Haltung“ erwähnt. Seit 2015 wird die Band nicht mehr im Verfassungsschutzbericht aufgeführt. (mz)