Spy Museum am Leipziger Platz Spy Museum am Leipziger Platz: Spionage-Museum öffnet in Berlin

Jeder Besucher wird gleich am Eingang von Film- und Wärmebildkameras erfasst. Die Aufnahmen laufen gleichzeitig auf zig Monitoren. „Aber keine Angst, es wird nichts gespeichert“, sagt Museumsdirektor Joachim E. Thomas. So viel Datenschutz muss dann doch sein.
Spy Museum Berlin: Die Ausstellung zeigt rund 300 Exponate, darunter die Codiermaschine Enigma, und viele interaktive Installationen, etwa einen Stadtplan, auf dem die „Spionage-Hotspots“ Berlins abrufbar sind, oder einen Laserparcours wie im Film „Mission: Impossible“. Nach eigenen Angaben ist es das einzige Spionagemuseum Deutschlands.
Eröffnung: Am Samstag, 19. September, um 10 Uhr öffnet das Museum zum ersten Mal. Die ersten 50 Besucher haben freien Eintritt.
Öffnungszeiten: Das Spy Museum ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet, nur am 24. Dezember bleibt es geschlossen. Es befindet sich am Leipziger Platz 7, Mitte.
Eintrittspreise: 18 Euro pro Person (Kinder bis 6 Jahre frei); ermäßigt 14 Euro (Schüler, Studenten); Familien 49 Euro (2 Erwachsene und maximal 3 Kinder unter 16 Jahren)
Willkommen im neuesten Berliner Museum. Das Spy Museum am Leipziger Platz widmet sich ganz der Schattenwelt der Spionage. Auf mehr als 3?000 Quadratmetern Ausstellungsfläche geht es um echte Spione wie Rainer Rupp alias „Topas“ und Film-Agenten wie James Bond. In den Vitrinen liegen Agentenwaffen wie Lippenstiftpistolen und Tabakpfeifen, mit denen man schießen kann, Letztere benutzte der britische Geheimdienst.
Die Chiffriermaschine Enigma ist zu sehen, Gießkannen mit eingebauten Kameras, wie die Stasi sie benutzte, ebenso ein Trabant mit Wärmebildkamera. Die wurde eingesetzt, um versteckte Personen in anderen Autos aufzuspüren, sagt Joachim E. Thomas. Dazu gibt es jede Menge Informationen über die Geschichte der Spionage von der Antike bis heute, untermauert mit zahlreichen Zeitzeugen- und Experteninterviews. Schwerpunkt ist die Zeit des Kalten Krieges bis zu Edward Snowden und Wikileaks.
Überall auf den beiden Etagen befinden sich Monitore und Touchscreens, an denen die Besucher Informationen zu Geheimdiensten und deren Operationen abrufen können. Und sie können selbst aktiv werden: Codes knacken, Passwörter testen oder wie Tom Cruise in „Mission: Impossible“ einen Laserparcours überwinden. „Edutainment“, heiß das Zauberwort: die Verknüpfung von Informationen mit Mitmach-Aktionen und Unterhaltung. Schließlich wollen die privaten Initiatoren des Museums, die sich zur „Welt der Spione GmbH“ zusammengetan haben, viele Besucher anlocken. Und das trotz knackiger Eintrittspreise und trotz der großen Konkurrenz durch die vielen anderen Museen in der Stadt.
Doch kurz vor der Eröffnung des Spy Museums am Samstag geben sich alle Beteiligten vom Gelingen ihrer Mission überzeugt. Ziel sei es, unter die „Top Ten“ der Berliner Museen zu kommen, so Carsten Kollmeier, einer der Initiatoren, am Donnerstag. Er ist bereits Chef des benachbarten, ebenfalls privaten Dali-Museums am Potsdamer Platz. Das Ziel für das Spy Museum seien 500 000 Besucher pro Jahr, sagt er.
Berlin, die einstige Frontstadt im Kalten Krieg, sei die „Hauptstadt der Spione“ und damit der perfekte Standort für dieses Museum, so die Macher. Zahllose Agentenfilme, in denen Berlin vorkommt, hätten zu diesem Ruf noch beigetragen. Das Interesse an dem Museum, auch im Ausland, sei groß, bestätigt Christian Tänzler von Visit Berlin, den Tourismuswerbern der Stadt.
In Washington DC und im finnischen Tampere gibt es bereits Spionagemuseen. In Deutschland sei das Spy Museum aber das einzige, sagt Thomas. Das stimmt wohl, allerdings beschäftigen sich auch andere Museen wie das Stasimuseum oder das Technikmuseum in der Ausstellung „Das Netz“ mit solchen Fragen.
Interviews mit Zeitzeugen
Verschwiegen sind die Museumsmacher, wenn es ums Geld geht. Welche Summen ins Spy Museum flossen, sagen sie nicht. Es gebe Sponsoren. Aber die würden nicht genannt. Ausnahme ist die Commerz Real AG, in deren Räumen die Ausstellung untergebracht ist. Für die aufwendigen interaktiven Spielereien holte man sich Spezialisten aus Österreich ins Boot.
Zwischen den ersten Ideen zum Spy Museum und der Realisierung vergingen zehn Jahre, sagt Kurator Franz-Michael Günther. Rund 300 Exponate sind zu sehen, insgesamt umfasst die Sammlung etwa 1?000 Stücke. Günther führte zahllose Interviews mit früheren Geheimdienstlern, Hackern und Wissenschaftlern. Über die Kontakte zu einstigen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit sagt er: „Es war schwierig reinzukommen, die funktionieren ähnlich wie der Templerorden.“
Die Zeitzeugenberichte seien die einzigen subjektiven Darstellungen, so Joachim E. Thomas. Ansonsten werde die Geschichte der Spionage objektiv dargestellt – egal, ob es sich um Sowjetagenten, US-Spione, Stasi-Mitarbeiter oder BND-Schlapphüte und ihre Taten handelt. „Wir sagen nicht, ob etwas gut oder böse ist“, betont Thomas: Das liegt im Auge des Betrachters.“
