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"Spuk unterm Riesenrad" "Spuk unterm Riesenrad": Schauspielerin Katja Paryla ist tot

Von christian eger 27.08.2013, 17:53
Katja Paryla
Katja Paryla dpa Lizenz

halle/MZ - Sie kam von der Kunst, was die wenigsten wussten. Von der bildenden Kunst, nicht der darstellenden. Der Frage, ob sie ihre Berufswahl den vielen Bühnenkünstlern in ihrer Familie verdanke, begegnete die Schauspielerin Katja Paryla denn auch mit Unverständnis. „Wieso?“, donnerte die Frau, die auch Theaterplakate malte, 1973 in der Berliner Zeitung: „Ich habe die Kunsthochschule Weißensee besucht und als Diplom-Modegestalterin beendet. Danach erst kam die Schauspielschule.“ Warum? „Leute anzuziehen genügt mir auf Dauer nicht. Kleider sprechen nicht, erst der Mensch darin. Und ich rede gern.“

Katja Paryla ist der Spross einer kommunistischen Wiener Schauspielerdynastie, die 1956 in die DDR übersiedelte. Nach 1933 war der Vater Karl Paryla in die Schweiz emigriert, wo Katja 1940 geboren wurde. An der Seite ihres Vaters sollte sie schließlich auch als Schauspielerin debütieren: 1962 am Deutschen Theater in Berlin. Schon 1963 ging es an die Ostberliner Volksbühne, damals geleitet von Wolfgang Heinz - einem der Ausreiser, die mit den Parylas Wien verlassen hatten.

Ihre große Zeit erlebt Katja Paryla am Deutschen Theater, dessen Ensemble sie von 1978 bis 1990 angehört. Zu sehen ist sie unter anderem in Lessings „Miss Sara Sampson“, Brechts „Die Rundköpfe und die Spitzköpfe“, Grabbes „Herzog Theodor von Gothland“ und Heinrich Manns „Die traurige Geschichte von Friedrich dem Großen“, sämtlich Inszenierungen von Alexander Lang, mit dem die Paryla einen Sohn hat. Dem breiten Publikum wird die Schauspielerin als Hexe im Fernsehfilm „Spuk unterm Riesenrad“ bekannt.

Von 1994 bis 2001 wirkte die Paryla als Schauspielerin und Regisseurin am Nationaltheater Weimar, von 2004 bis 2008 als Schauspieldirektorin in Chemnitz. Wie sie selbst spielte, beschrieb 1971 der Ostberliner Feuilletonist Hannes Würtz: als eine „Mischung aus Burschikosität, moderner Fraulichkeit und wachem Intellekt“. Am Sonntag ist Katja Paryla nach langer schwerer Krankheit im Alter von 73 Jahren im brandenburgischen Wolsickendorf gestorben.