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"Spectre" "Spectre": James Bond zwischen rasanter Action und menschlicher Tiefe

Von Mike Händler 05.11.2015, 11:26
Christoph Waltz in der Rolle des fiesen Oberhauser und Lea Seydoux als Madeleine Swann
Christoph Waltz in der Rolle des fiesen Oberhauser und Lea Seydoux als Madeleine Swann sony Lizenz

Alles mit Stil. Für James Bond (Daniel Craig) ist das seit jeher eine Selbstverständlichkeit. Schöne Frauen, schnelle Autos und schicke Anzüge sind die Markenzeichen des britischen Geheimagenten. In seinem neuen Abenteuer „Spectre“ ringt 007 weiter um Haltung – was ihm nicht immer gelingen soll.

Oscar-Preisträger Sam Mendes saß auf Wunsch des Hauptdarstellers wiederum auf dem Regiestuhl. Der Bond-Freund verbindet das mit der Machart des Vorgängers „Skyfall“: Es gibt komplexe Erzählstrukturen und rasante Action-Sequenzen. Dadurch gewinnen die Figuren an menschlicher Tiefe, was früher sicherlich nicht das Aushängeschild der Reihe war.

Action, GB, USA 2015,

Regie: Sam Mendes

FSK: ab 12 Jahre

In Mexico City beginnt James Bond – wieder einmal auf eigene Rechnung – ein Verwirrspiel. Nach erfolgreicher Mission deckt er mit Hilfe der Gangsterwitwe Luca Sciarra (Monica Bellucci) die Existenz der Geheimorganisation Spectre auf. Derweil stellt in London der neue Chef des nationalen Sicherheitsrates (Andrew Scott) die Notwendigkeit von Bonds Tätigkeit und den MI6 generell infrage. 007 kämpft also dieses Mal an mehreren Fronten. Und erneut treten überraschende Verbindungen zu seiner Vergangenheit auf. Neben James Bond geraten M (Ralph Fiennes) und Q (Ben Wishaw) in die Schusslinie der mysteriösen Organisation, die den MI6 an seinem Standort in London attackiert.

Sam Mendes verarbeitet in „Spectre“ geschickt die Auswirkungen der modernen Informationsgesellschaft. Das wirkt nie aufdringlich - im Gegenteil. Sein Kunstgriff ist die Drosselung der Handlungsgeschwindigkeit und ein anschaulicher Retro-Stil.

Auffallend tritt er zutage bei einer Zugreise Bonds mit Madeleine Swann (Lea Seydoux), die einerseits ein „Bond“-Zitat ist und atmosphärisch an Agatha-Christie-Verfilmungen erinnert. An auserlesenen Orten in auserlesenen Bildern offenbart „Spectre“ weitere Facetten und Brüche im Leben des James Bond.

Die Düsternis der Geschichte wird von der feinen Ironie der Protagonisten aufgefangen. Kongenial agiert Christoph Waltz als Bond-Gegenspieler, der seine Boshaftigkeit durch ausnehmende Freundlichkeit und mit einer unnachahmlichen Singsang-Stimme kaschiert.

Der menschliche Instinkt wird in diesem Film zum Gegenentwurf einer digitalen Variante der Orwellschen Vision totaler Überwachung. Der neue Bond-Streifen überzeugt mit einer aktuellen, stimmigen Story, die nicht mit überbordender Action punkten will. Mendes überzeugt mit stilistischer Brillanz.

Daniel Craigs vierter Streich als James Bond überzeugt. Seine Interpretation des berühmtesten Agenten der Filmgeschichte bewegt sich weiterhin zwischen äußerer Härte und innerlicher Verletzlichkeit.

Der Film startet u. a. im Filmpalast Aschersleben, Cinemaxx Halle und im Domstadtkino Merseburg.