Sonja Ziemann wird 80 Sonja Ziemann wird 80: Zwischen Erfolg und Schicksalsschlägen

Bad Wiessee/dpa. - Es folgtenviele Kino- und Fernsehfilme; bis ins hohe Alter übernahm SonjaZiemann, die am kommenden Mittwoch (8. Februar) 80 Jahre alt wird,auch Theaterrollen. Doch ihr beruflicher Erfolg war begleitet vonprivaten Schicksalsschlägen. Besonders einschneidend war der Todihres einzigen Sohnes Pierre.
«Das war der totale Bruch in meinem Leben», sagt Ziemann. «Anallererster Stelle in meinem Inneren steht immer noch mein Kind - Tagfür Tag.» Der Sohn stammte aus ihrer ersten Ehe mit demStrumpffabrikanten Rudolf Hambach. Und gern denkt Ziemann an den Tagvon Pierres Geburt. Er kam am 7. Februar 1953 zur Welt, einen Tag vorihrem eigenen Geburtstag. «Das war das schönste Geburtstagsgeschenk,das schönste Geschenk, der schönste Tag in meinem Leben. Er war dasgrößte und schwerste Kind in der Klinik und ich die schmalsteMutter.» Doch die Ehe zerbricht, Ziemann zieht den Sohn in Berlinallein groß und wird dabei von ihren Eltern unterstützt.
Der Sohn - noch heute sagt Ziemann liebevoll «mein Kleiner» -bekommt einen Rückenmarktumor, muss zwei große Operationen über sichergehen lassen und stirbt 1970 kurz vor seinem 17. Geburtstag. Ihmhat seine Mutter ihre 1998 erschienene Autobiografie «Ein Morgen gibtes immer» gewidmet. «Ich wollte ihm ein Andenken setzen.» Verwundenhat sie seinen Tod bis heute nicht. «Die Seele lässt sich nichtreparieren.» Nur mit Unterstützung von Freunden und Familie schöpftesie die Kraft, als Schauspielerin weiterzumachen. Sie sah sich nacheigenen Worten auch in der Pflicht, ihren Eltern einen materiellunbeschwerten Lebensabend zu ermöglichen.
Beruflich hatte Ziemann, die bereits 1950 mit einem «Bambi»ausgezeichnet wurde, sich längst von ihrem mädchenhaften Image gelöstund den Sprung ins Charakterfach geschafft. Sie spielte inanspruchsvolleren Filmen wie «Hunde, wollt ihr ewig leben»,«Strafbataillon 999», «Menschen im Hotel», «Nacht fiel überGotenhafen» oder «Frühstück mit dem Tod» mit und wurde auch inausländischen Produktionen wie «Geheime Wege» und «Die Brücke vonRemagen» eine gefragte Darstellerin. 1984 wurde sie mit dem Filmbandin Gold ausgezeichnet.
Ziemann, die in Eichwalde bei Berlin geboren wurde, hatte ihrenBühnenstart als Tänzerin im Berliner Revuetheater «Plaza». Bald tratsie als Soubrette in Operetten auf, ab 1942 bekam sie in Ufa-Filmenerste Teenagerrollen. Nach ihrem Durchbruch mit «Schwarzwaldmädel»(1950) spielte sie neben Curd Jürgens, Georg Thomalla und vielenanderen Größen des deutschen Films. Bei den Dreharbeiten zu dempolnischen Film «Der achte Wochentag» lernte sie den Autor MarekHlasko kennen, der ihr in den Westen folgte und den sie 1961 inzweiter Ehe heiratete.
Seit Mitte der 60er Jahre wandte sich die Schauspielerin zuGunsten von Bühne und Fernsehen zunehmend vom Film ab. GroßeTheatererfolge feierte sie unter anderem als Eliza in dem Musical «MyFair Lady» und in dem Drama «Endstation Sehnsucht». Gemeinsam mitGötz George ging sie in dem amerikanischen Erfolgsstück von TennesseeWilliams auf eine Europa-Tournee.
Auch die zweite Ehe scheiterte. Heimlich ließ sich das Paar in denUSA scheiden - um ihrem todkranken Sohn entsprechendeZeitungsberichte zu ersparen, wie Ziemann sagt. 1969 starb Ex-GatteHlasko an einer Schlaftablettenüberdosierung. Für Ziemann war es eineerschütternde Nachricht, denn trotz der Trennung hatten sich beideihre Zuneigung bewahrt. 1989 heiratete die Schauspielerin ihrenlangjährigen Freund und Kollegen Charles Regnier, den sie aus frühenTagen am Schauspielhaus in Zürich kannte. Zwölf Jahre später hieß eswieder Abschied nehmen. Im September 2001 starb Regnier an den Folgeneines Schlaganfalls.
Ziemann lebt heute zurückgezogen im oberbayerischen Bad Wiesseeoder in München. Sie erwägt einen Umzug zurück nach Berlin. «Aber dabin ich noch unschlüssig.» Denn Bayern ist mit vielen Erinnerungen anCharles Regnier verbunden - hier hatten sie glückliche Zeiten, hierist er auch gestorben. «Charles war meine große Liebe.»