Rapper Sido und Kool Savas Sido und Kool Savas produzieren "Royal Bunker": Die Klassiker der Rapublik Deutschland
Es fängt irgendwie nahöstlich an, 1.001 Nacht, eine orientalisch ningelnde Orgel, die Islamisierung des deutschen Hiphop. Aber gleich vorbei, hier sind die zwei.
Oder wie der 42-jährige Kool Savas und sein sechs Jahre jüngerer Kollege Sido anmessen großmäulig rappen: „Zwei der Besten, die es je taten / zwei der Besten, die je gelebt haben“.
Willkommen im „Royal Bunker“, dem nach einem Rap-Klub der frühen Jahre benannten Duett-Album der beiden jungen Klassiker der deutschen Popreimkunst.
Kool Savas und Sido machen „Royal Bunker“: Gipfeltreffen der Generatin Rap
Hier Sido, der eigentlich Paul Hartmut Würdig heißt, aus Berlin stammt und vor 15 Jahren berühmt wurde, weil er sich hinter einer Maske versteckte und „Mein Block“ rappte.
Dort Kool Savas aus Aachen, bürgerlich Savas Yurderi, erfolgreich seit demselben Jahr 2002, als er mit „Der beste Tag meines Lebens“ unter den Topten der Hitparade landete.
Ein Gipfeltreffen der Generation Rap, die von Ice Cube, Ice-T und McHammer inspiriert wurde. Savas und Würdig kennen sich schon seit den 90er Jahren als sie sich bei Open-Mic-Sessions in der Kreuzberger Kellerkneipe Royal Bunker über den Weg liefen.
Kool Savas und Sido produzieren „Royal Bunker“: „Alles ist trist ohne uns, ohne Farben“
Von hier aus, wo jeden Sonntagabend eine Art Stammtischrunde der Deutsch-Hiphopper tagte, begannen beide ihre Karrieren, die aus dem Untergrund in den Mainstream und aus der Spartenkunst mitten in die Szene von Fernsehpreisen und Gala-Auftritten führten.
„Royal Bunker“ (Album auf Amazon kaufen) ist ein Denkmal, das die beiden sich selbst errichten. Denn was sind das für Nachfolger? Die Youtubeklicks zählen und Likes bei Facebook vergleichen? Die sich Rapper nennen, aber eigentlich singen, um ins Radio zu kommen?
Hier wird noch gepöbelt, nicht auf die zarte Wortwahl geachtet und geschimpft, dass es eine Art ist. Nicht für Geld, nicht für Ruhm. „Alles ist trist ohne uns, ohne Farben“, heißt es zu stumpfen Beats und Kindergeschrei.
Deutschrap von Kool Savas und Sido: Musikalische Reise in die Vergangenheit
Eine Zeitreise zurück ins Früher, das immer besser ist, auch in der Rapublik. Sie waren jung und hatten Wut in sich, keinen Euro auf dem Konto und den Kopf voller Beats.
Heute sind sie Familienväter, etabliert, mit Verpflichtungen, die auch mal als Last empfunden werden dürfen. Bei Sido klingt das oft scharf, der Miterfinder des Gangsta-Rap deutscher Zunge ist der Angreifer hier, der alles tut, um nicht als Berliner Stadtrandbewohner zu gelten, sondern den alten Street-Style zu behaupten.
Savas, schon immer eher der ruhige Kollege, liefert zu stolpernden Beats und Klimpergeräuschen die langsameren Wortkaskaden, Sido ballert dafür umso schneller aus der Hüfte.
„Royal Bunker“ von Sido und Kool Savas: Keine Feldschlacht mit dem Nachwuchs
Rap für die Schulhöfe von heute ist das dennoch nur bedingt. Der Aufstand der beiden etablierten Mittelstandshiphopper gegen eine neue Welt aus gereimtem Lärm aus Bluetooth-Boxen feiert sich hauptsächlich selbst als legendär Bestes aller Zeiten und vermeidet die offene Feldschlacht mit dem Nachwuchs.
Rhythmisch sicher und textlich immer wieder wirklich originell, schaffen die beiden Bunker-Aktivisten so ein Album, das im VW-Kombi mit Kindersitz unterwegs in den Familienurlaub besser klingt als im tiefergelegten alten Opel auf dem Weg in die Disco. (mz)