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Show Show: Dicke Freunde

Von ANDREAS MONTAG 16.09.2011, 17:37

Halle (Saale)/MZ. - Ihre ganz persönliche Wiedervereinigung wollen sie zelebrieren, haben der westdeutsche Satiriker und Fernsehkritiker Oliver Kalkofe und der ostdeutsche Barde Achim Mentzel angekündigt. In Halle, wo sie am 3. November im Steintor-Varieté gastieren werden, stellten sich die beiden gewichtigen Herren jetzt schon einmal vorab dem Gespräch - wohl nicht ganz frei vom Gedanken, dass der Saal ja auch voll werden soll.

Warum aber wollen sie das überhaupt tun? "Wir haben sie gelebt, die Wiedervereinigung", sagt Kalkofe treuherzig. Neu sei, dass der Achim ihn persönlich führen werde durch die Serengeti "zu den ostdeutschen Eingeborenen". Da müssen sie beide lachen, der Achim und der Kalki, wie Mentzel den Kollegen Kalkofe liebevoll nennt.

Alles hat damit begonnen, dass Kalkofe, das intellektuelle Gewissen des deutschen Fernsehens, den Helden der MDR-Schunkelfankurve mit Spott und Häme überzog in seiner Premiere-Sendung "Kalkofes Mattscheibe". Das ist sein Metier und hat ihm auch schon Klagen bei Gericht eingebracht.

Nicht von Mentzel, dessen Frau auf dem Sofa versteinerte, als sie an der Seite ihres Gatten miterlebte, wie der von Kalki verscheißert wurde als eine "Mischung aus überfahrenem Hamster, Tony Marshall und einem Yeti". Wer den träfe, solle den Hundefänger anrufen.

"Ick hab gelacht", beschreibt der 1946 in Berlin geborene Polsterer Mentzel seine Reaktion. Außerdem: Etwas Besseres könne ihm doch gar nicht passieren, als auf diese Weise nur noch bekannter zu werden.

"Wenn man in der Öffentlichkeit steht, muss man aushalten, dass man auf die Schippe genommen wird. Da muss man drüber stehen." Damit war die entscheidende Voraussetzung für das Wachsen einer großen Männerfreundschaft geschaffen.

Wie genau es aber dazu gekommen ist - sie wüssten es selber nicht, ulkt der 46-jährige Niedersachse und studierte Germanist Kalkofe. Über Seelenverwandtschaft sinniert der Spötter. Auch könnte er ein inoffizieller Sohn Mentzels sein, "der ja so unendlich viele Kinder auf der ganzen Welt hat". Tatsächlich sind es acht.

Aber im Ernst: "Achim hat eine richtige Lässigkeit und Coolness", bescheinigt Kalkofe dem Freund, "er weiß auch, was er Schlimmes macht und kann darüber lachen". Das kann er wirklich, Mentzel lacht gern und nimmt nicht übel. Er hat Kalki damals aus seiner Sendung zurückgegrüßt, dann gab es einen ersten Telefonkontakt, Kalkofe lud Mentzel zu einem Auftritt nach Hamburg ein. Sie hatten Spaß miteinander.

Und auch Kalkofes Fans fanden Gefallen an dem putzigen Ossi, den sie vorher nie auf dem Schirm gehabt hatten. Ob das umgekehrt auch funktioniert, wird die Tournee erst noch zeigen müssen.

Es könne schon sein, dass die Mentzel-Anhänger ihn verprügeln wollten, wirft Kalkofe launig ein und weiß schon die Lösung: "Dann stelle ich mich hinter dich und erwarte, dass du mich beschützt".

In punkto Fernsehen, das Kalkofe seit Kindertagen liebt, sind sich beide übrigens einig: Zu mutlos, nicht innovativ, null Experiment - bei öffentlich-rechtlichen wie privaten Sendern. Kalkofe senkt entschieden den Daumen. "Es will keiner was entscheiden, die haben alle Angst um ihre Posten in den Sendern", plaudert Mentzel aus dem Nähkästchen.

Umso lieber wollen sie nun mit "Großes Gernsehen" ein bisschen Freude über die Republik bringen, die "humortechnisch gesehen ein Entwicklungsland" ist. Sagt Oliver Kalkofe. Und Achim Mentzel nickt zustimmend. Spontan wollen sie sein, das Publikum wird Fragen stellen dürfen. Und Achim will singen. Herz, was begehrst du mehr!

Gastspiel in

Halles SteintorVarieté am 3. November um 20 Uhr