Sebastian Leber Sebastian Leber: «In Würde kapitulieren»
BERLIN/MZ. - Herr Leber, wie kamen Sie auf die Idee, sich mit den Körben anderer Männer zu beschäftigen?
Leber: Abgeblitzt ist jeder schon mal, aber das wird nicht thematisiert. Das ist etwas, worüber man nicht redet, das ist peinlich und unangenehm, niemand will über seine eigenen Blamagen reden, zumindest Männer nicht. Von daher fand ich es interessant, da mal nachzubohren.
Was war der schlimmste Korb, von dem Sie erfahren haben?
Leber: Ein Diskoabend, er gab sich wirklich Mühe und ihr mehrere Getränke aus und kurz vorm Küssen erklärt sie ihm dann, wie das aussieht mit dem Marktwert von Partnern: Es gebe A-Frauen und A-Männer, er sei aber leider nur ein B-Mann - für sie als A-Frau also indiskutabel. Brutaler geht's nicht.
Warum kommen in Ihrem Buch nur Männer zu Wort? Kriegen die öfter einen Korb als Frauen?
Leber: Sie kriegen öfter einen Korb, weil sie leider immer noch öfter die Initiative ergreifen müssen. Ich glaube auch nicht, dass mir eine Frau etwas Derartiges so offen erzählen würde, obwohl mich die Frauenperspektive echt sehr interessieren würde. Aber das müsste dann eine Frau aufschreiben.
Gehen Männer anders mit Körben um als Frauen?
Leber: Definitiv. Männer verdrängen und verleugnen das, sie machen die Frau möglichst mies und bauen sie nachträglich zu einem Monster auf - was ich durchaus legitim finde, wenn es einem hilft. Ich habe den Eindruck, was ich so von Frauen erzählt bekomme, dass es da anders läuft, dass Frauen das sezieren, im Nachhinein nochmal durchgehen, auch mit Freundinnen. Bei Männern würde das nie vorkommen.
Warum eigentlich nicht?
Leber: Ich glaube, vom Mann wird noch immer erwartet, dass er sich durchboxen muss, dass er austeilt, niemals einsteckt. Ein Mann und Verlieren, das passt nicht ins Bild, das wird ihm nicht zugestanden, was ich sehr schade finde. Schwäche zu zeigen, ist auch was sehr Cooles. In Würde zu kapitulieren, das ist meine Traumvorstellung, wie man mit Körben umgehen sollte. So wie die Gallier in den Asterix-Heften, die ihre Waffen Cäsar vor die Füße werfen und sagen: Ich habe verloren.
Wer gibt denn die gemeineren Körbe, Männer oder Frauen?
Leber: Ich gehe davon aus, dass die meisten Frauen ja nur einen Korb geben, weil die Männer vorher die Signale nicht gesehen oder ignoriert haben. Deshalb sind die Männer natürlich selber schuld und es ist voll okay, wenn die Frauen dann aggressiv und brutal sind. Eigentlich geben Frauen die besseren Körbe, weil sie ehrlicher sind. Männern fehlt die Courage, die sagen verlogene Sachen wie "Ich bin jetzt nicht reif für 'ne Beziehung" oder "Ich muss erst lernen, mit mir selbst klarzukommen". Da würde mich mal interessieren, ob irgendeine Frau diesen Schwachsinn schon mal geglaubt hat.
Wie sieht der ideale Korb aus, der die Männerseele nicht völlig zerstört?
Leber: Wir können sehr gut mit "Ich habe einen Freund" leben, egal, ob es gelogen ist oder nicht. Am besten ihr lasst das in einem Nebensatz fallen. Und bitte möglichst frühzeitig. Leider neigen Frauen dazu, das hinauszuzögern. Sie akzeptieren Flirtverhalten von Männern, obwohl sie wissen, mit dem Typ werden sie nie was anfangen, aber in dem Moment fühlen sie sich geschmeichelt.
Wie viele Körbe mussten Sie bisher einstecken?
Leber: Ich schwöre, ich führe da nicht Buch drüber, ich habe das nur mal für den Verlag gezählt. Es sind acht. Ich finde, das ist kein guter Schnitt.
Sehen Sie Ihre eigenen Abfuhren inzwischen anders?
Leber: Ja. Als Mann kann man aus dem Buch lernen, dass es immer noch schlimmer geht. Von Frauen höre ich, sie hätten nie gedacht, dass Männer sich so viele Gedanken machen. All die hanebüchenen Pläne, die Männer schmieden, die sehen sie nicht. Frauen sehen oft nur das erbärmliche Ergebnis. Wenn sie nur ein Fünkchen davon mitbekommen, was Männer schon im Vorfeld durchmachen, dann wäre ich sehr glücklich.
Abgeblitzt, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, 240 Seiten, 9,90 Euro