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Science-Fiction-Stummfilm «Metropolis» Science-Fiction-Stummfilm «Metropolis»: Verschollene Szenen werden in Buenos Aires entdeckt

Von Thomas Maier und Imke Hendrich 02.07.2008, 12:46

Wiesbaden/dpa. - Sensationeller Filmfund: 80 Jahre nach der Uraufführung sind verschollene Szenen aus Fritz Langs monumentalem Stummfilmklassiker «Metropolis» in Buenos Aires entdecktworden. Trotz der schlechten Bildqualität kann damit dieOriginalfassung des verstümmelten Science-Fiction-Films aus dem Jahr 1925/1926 weitestgehend wiederhergestellt werden, berichtete am Mittwoch in Wiesbaden die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung. Die Stiftung, die sich seit über 40 Jahren um den Erhalt des deutschen Filmerbes kümmert, besitzt die Rechte an «Metropolis». Die Ufa hatte Langs Epos bei der Uraufführung am 10. Januar 1927 in Berlin in ungekürzter Form gezeigt. Wenige Monate später wurde der Film nurnoch in deutlich gekürzter Fassung gezeigt.

«Metropolis» gilt als Meilenstein der Filmgeschichte und dientezahlreichen Science-Fiction-Filmen als Vorbild. Lang hatte seinenKlassiker mit großem Aufwand unter anderem in den traditionsreichenBabelsberger Studios bei Berlin gedreht. Der Streifen mit seiner ineiner futuristischen Stadt angesiedelten Vision einer klassenlosenGesellschaft vor dem Hintergrund einer leidenschaftlichenLiebesgeschichte erlangte weltweite Berühmtheit. «Das ist einer dermeistgesuchten Filme gewesen», sagte die Restauratorin der Murnau-Stiftung, Anke Wilkening.

Bei dem fehlenden Material geht es unter anderem um dieBeziehungen zwischen drei Nebenfiguren im Film sowie eine Autofahrtdurch Metropolis, die von Fritz Lang entworfene Stadt der Zukunft.Die Szenen seien jetzt von Mitarbeitern des Museo del Cine PabloDucrós Hicken in einem aus Privatbesitz stammenden 16-Millimeter-Negativ in Buenos Aires gefunden worden.

Nach Angaben der Murnau-Stiftung hatte der bei der BerlinerPremiere gezeigte Film eine Länge von 4189 Metern und eine Laufzeitvon über zwei Stunden. Die in Buenos Aires entdeckte Fassung, dieRestauratorin Wilkening zusammen mit anderen Experten vergangeneWoche in Berlin sichtete, ist annähernd so lang wie dieOriginalfassung - und rund 700 Meter oder 25 Minuten länger als diegekürzte deutsche und amerikanische Fassung.

«Damit könnte endlich das Ziel erreicht werden, dem MeisterwerkFritz Langs so nahe wie nie zuvor zu kommen und es der Welt zupräsentieren», erklärte der Kuratoriumsvorsitzende der Murnau-Stiftung, Eberhard Junkersdorf. «Der Fund ist eine Sensation und einunerwartetes Geschenk», sagte am Mittwoch Rainer Rother,künstlerischen Direktors der Deutschen Kinemathek in Berlin, der dieargentinische Fassung ebenfalls vergangene Woche gesehen hat. Damitseien etwa 95 Prozent der Urfassung wiederentdeckt worden.

Es gab in der Vergangenheit schon mehrere Anläufe zurWiederherstellung von «Metropolis». Im Auftrag der Stiftung wurde2001 eine digitale Restaurierung erstellt und - als erster Filmüberhaupt - in das «Memory of the World Register» der UNESCOaufgenommen.

Auf der Basis der Version von 2001 hofft die Murnau-Stiftung nun,mit den argentinischen Partnern eine vollständige Version des Filmszu erstellen. Die Deutsche Kinemathek will die Wiesbadener Stiftungbei der neuen Restaurierung unterstützen. «Fritz Langs' Metropolissetzt bis heute Maßstäbe in der Filmarchitektur. Die Tricktechnikenund Kulissen waren einmalig, die Dreharbeiten fanden mit Tausendenvon Komparsen statt», sagte der Vorstand der Studio Babelsberg AG,Christoph Fisser, am Mittwoch. Das Studio würde sich freuen, dievollständige Version in Babelsberg aufzuführen.

Nach einem Bericht des «ZEIT-Magazins» (Donnerstag) hatte AdolfoZ. Wilson, der Chef der Verleihfirma Terra in Buenos Aires, 1928 eineKopie der Langfassung von Metropolis nach Argentinien geholt, um siein den Kinos zu zeigen. Über Umwege gelangte der Film1992 in die Sammlung des Museo del Cine, dessen Leitung Paula Félix-Didier im Januar diesen Jahres übernahm. Zusammen mit ihrem Ex-Mannentdeckte sie, dass es sich um die Langfassung von «Metropolis»handelte, wie die Zeitung weiter berichtete.

Das Museo del Cine Pablo Ducrós Hicken in Buenos Aires wurde 1971gegründet und ist der Bewahrung und Verbreitung des cineastischenErbes Argentiniens gewidmet. Der Grundstock der Sammlung stammt vondem Kino-Enthusiasten Ducrós Hicken.