Schulbildung Schulbildung: Anne-Sophie Mutter kritisiert Musikunterricht
Baden-Baden/Stuttgart/dpa. - Die Geigen-Virtuosin Anne-Sophie-Mutter beklagt die ihrer Meinung nach zunehmende kulturelle Armut in unserer Gesellschaft. Der Musikunterreicht an den deutschen Schulen habe kein gutes Image, er sei oftmals peinlich und landweilig, sagte die Künstlerin am Sonntag in einem Interview des Südwestrundfunks (Baden-Baden). «Musik ist ein Kaugummi-Fach, es zählt nicht als Prüfungsfach. Sehen wir uns doch an, wer die Götter unserer heutigen Zeit sind, das sind die Sportler.» Der Musikunterricht sei oft lieblos zusammen gestellt. Frühkindliche Musikerziehung bleibe oft beim Geräusche machen stecken: «Nur rasseln, trommeln, das ist Erstklässlern kaum zuzumuten.»
Wichtig sei, dass die Kinder mit Liedern aufwachsen, dass sie über Lieder auch fremde Kulturen kennen lernten, forderte Mutter. Außerdem solle mehr Repertoire im Musikunterreicht gelehrt werden. Zur musikalischen Allgemeinbildung gehöre die Kenntnis der großen symphonischen Werke deutscher und österreichischer Literatur. Dabei seien Beethoven und Brahms ein «Muss». Auch Schubert-Lieder sollten bekannt sein. Mutter beklagte ferner, dass sehr viel Kultur aus dem öffentlichen Leben verschwunden sei. Geist und Seele würden vernachlässigt, Äußerlichkeiten zunehmend wichtiger: «Dabei sind Musik und Literatur Gottes Geschenke, die uns mehr Glück bringen als die äußere Hülle, die wir so verzweifelt bürsten und pflegen.»