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Schriftsteller Schriftsteller: Trauer und Bestürzung über Heyms Tod

17.12.2001, 12:39
Stefan Heym mit Ehefrau Inge in seiner Wohnung
Stefan Heym mit Ehefrau Inge in seiner Wohnung Zentralbild

Berlin/Jerusalem/dpa. - Heym wird möglicherweise auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt. Früher hatte er auch mal den Wunsch geäußert,auf dem kleinen Friedhof direkt gegenüber seinem Wohnhaus in Berlin-Grünau seine letzte Ruhe zu finden. Die letzte Entscheidung darüberwird nun seine Witwe Inge Heym treffen, sobald sie aus Israelzurückgekehrt ist.

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse würdigte Heym als einenMoralisten und Kämpfer. In einem Schreiben an die Witwe Heyms spracher ihr im Namen des Deutschen Bundestages und auch persönlich seinBeileid aus. «Ihr Mann gehörte zu den Persönlichkeiten, die sich füreine Veränderung und Verbesserung der Gesellschaft mit ganzem Herzeneingesetzt haben.»

Heym habe sich stets um eine aufrechte Auseinandersetzung allerDeutschen mit ihrer Vergangenheit aber auch mit der Gegenwart bemüht,«oftmals unbequem, immer unerschrocken». Nicht nur seine mutigenWorte bei der Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 hätten ihn in Konfliktmit der SED-Herrschaft in der DDR gebracht.

Er habe Heym auch als politischen Konkurrenten erlebt, «kritisch,eigensinnig, unbeugsam», erinnerte der Bundestagspräsident. Thiersewar Heym im Bundestagswahlkampf 1994 im Wahlkreis Berlin-Mitte-Prenzlauer Berg als Direktkandidat unterlegen. Heyms Haltung hättenauch diejenigen respektiert, «die sich nur schwer mit dem Gedankenanfreunden konnten, dass ein Vertreter der Liste der PDS den 13.Deutschen Bundestag als Alterspräsident eröffnete».

Die Schriftstellerin Christa Wolf hat ihren Kollegen Heym alseinen unbeugsamen Menschen gewürdigt, den eine große Zuverlässigkeitausgezeichnet habe. Besonders in Zeiten von Anfechtungen undKonflikten, «die ja in der DDR nicht selten waren», sei Heym immerjemand gewesen, auf den man sich verlassen konnte, sagte Wolf amMontag im Berliner Rundfunksender Radio Eins.

Der Verband deutscher Schriftsteller (VS) trauert um einen großenSchriftsteller und unbestechlichen Chronisten seiner Zeit. Heym, der1990 in den VS eintrat, habe sich bis zuletzt kritisch zugesellschafts- und kulturpolitischen Ereignissen zu Wort gemeldet undeingemischt.

Die Stadt Chemnitz trauert um ihren Ehrenbürger Stefan Heym undeinen großen Sohn der Stadt, hieß es am Montag in einem Nachruf derStadt auf den am Vortag in Israel gestorbenen Schriftsteller. «Mitder Übertragung der Ehrenbürgerwürde an Stefan Heym ehrte die StadtChemnitz am 2. Oktober 2001 eine international geachtetePersönlichkeit, die hier in Chemnitz geboren und aufgewachsen ist.»Heym wurde am 10. April 1913 unter dem bürgerlichen Namen HelmutFlieg als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Chemnitz, das zu DDR-Zeiten Karl-Marx-Stadt hieß, geboren.

Die Berliner Kultursenatorin Adrienne Goehler (parteilos) hat dengroßen Mut sowie die Glaubwürdigkeit und Unbeugsamkeit Heymsgewürdigt. «Sein bewegtes Leben war Zeugnis davon, dass großeLiteratur und politisches Streiten für eine demokratische und humaneGesellschaft vereinbar sind.»