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Schleswig-Holstein Musik Festival Schleswig-Holstein Musik Festival: Mirella Freni führt ein strenges Regiment

Von Konrad Dittrich 24.07.2006, 12:39
Die italienische Sängerin Mirella Freni, eine der schönsten Sopranstimmen der Welt, gibt einen einwöchigen Meisterkurs im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF).
Die italienische Sängerin Mirella Freni, eine der schönsten Sopranstimmen der Welt, gibt einen einwöchigen Meisterkurs im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF). dpa

Lübeck/dpa. - «Avanti! Nach vorn singen! Nicht die Stimme im Halslassen!» - Die italienische Sängerin Mirella Freni, eine derschönsten Sopranstimmen der Welt, korrigiert immer wieder diegleichen Fehler. Eine Woche lang gibt der einstige Star von Herbertvon Karajan beim Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) in Lübeckeinen Meisterkurs. Wie Anna Netrebko wurde die 71-jährige Italienerinin den 60er und 70er Jahren durch Rollen wie Violetta in Verdis «LaTraviata» berühmt. Mirella Freni als Mimi und Luciano Pavarotti alsRodolfo galten als das Traumpaar in Puccinis «La Bohème».

«Ich bin jahrelang hinter ihr her gewesen», sagt Wiebke Schwarz,die Leiterin der Meisterkurse. Zehn Kurse gibt es in diesem Jahr, fürGesang, Geige, Cello, Klavier und Fagott. Rund 100 Schüler wurden vonden Meistern angenommen. Drei Mal so viele hatten sich beworben. Jenach Länge des Kurses müssen sie zwischen 250 und 450 Euro bezahlen.«Inklusivpreise», betont Schwarz, «Unterbringung und Verpflegunginbegriffen.» Aus finanziellen Gründen müsse niemand zurück stehen.Musikfreunde übernehmen Patenschaften. Die Hamburger «Zeit»-Stiftungund die Lübecker Possehl-Stiftung tragen wesentlich dazu bei, dieKursgebühren niedrig zu halten.

Mirella Freni hörte sich am ersten Tag den Sängernachwuchs an.Dann entschied sie sich für «ihre Zehn». Wer die Hürde nichtschaffte, durfte als passiver Teilnehmer bleiben. Die Lehrerin, dieihr Debüt vor mehr als 50 Jahren gab, kennt das Repertoire auswendig.Glück und Pech für die Schüler zugleich. Sie braucht nie in die Notenzu schauen, hört jeden Fehler sofort.

Dabei regt die Diva sich nicht über einen falschen Ton auf. Es isteine falsche Tonbehandlung, die sie stört. «Den Ton nicht pressen,nicht in die Höhe drücken. Alles strömen lassen.» Wenn sie vorsingt,verzaubert die Stimme noch immer. Man schaut zwei Mal in dieBiografie, um zu glauben, dass sie die 70 überschritten hat.

Ein Handy klingelt im Saal. Alles erstarrt. Dann die Freni:«Sorry, das ist meins. Pronto?» Danach erklärt sie dem Publikum: «Daswar eine Schülerin vom letzten Kurs. Sie ist glücklich. Sie darf dieTosca singen.» Neun Sopranistinnen bekommen Unterricht und ein Bass.Der junge Mann aus Korea hat es nicht leichter als die Kolleginnen.Mirella Freni kennt auch sein Repertoire auswendig. Schließlich warsie lange mit einem der besten Bassisten der Welt verheiratet, mitNikolai Ghiaurov.