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Schauspielerin Schauspielerin: Kopfstände und Träume von jugendlichen Rollen

03.05.2004, 06:12
Die Schauspielerin Marita Böhme posiert vor der Elbbrücke «Blaues Wunder» in Dresden. Als gelernte Kindergärtnerin ging die 1939 in Dresden geborene Mimin an die Ostberliner Schauspielschule und bekam bereits als Studentin ersten Theaterrollen. Seit 1963 gehörte Böhme zum DEFA-Studio für Spielfilme. In ihrem ersten Film "Auf der Sonnenseite" spielte sie neben Manfred Krug. Mit "Karbid und Sauerampfer" spielte sie sich in die erste Liga der DDR-Filmschauspieler. (Foto: dpa)
Die Schauspielerin Marita Böhme posiert vor der Elbbrücke «Blaues Wunder» in Dresden. Als gelernte Kindergärtnerin ging die 1939 in Dresden geborene Mimin an die Ostberliner Schauspielschule und bekam bereits als Studentin ersten Theaterrollen. Seit 1963 gehörte Böhme zum DEFA-Studio für Spielfilme. In ihrem ersten Film "Auf der Sonnenseite" spielte sie neben Manfred Krug. Mit "Karbid und Sauerampfer" spielte sie sich in die erste Liga der DDR-Filmschauspieler. (Foto: dpa) dpa

Dresden/dpa. - Schlank, mit perfekt frisiertem Haar und modern gekleidet nippt Schauspielerin Marita Böhme in einem Café am Dresdner Elbufer am Capuccino. «Ich bin zehn Zentimeter kleiner geworden!»,lacht sie. Kaum zu glauben, dass die aus Film und Fernsehen bekannte Frau mit den munteren Augen und dem gewinnenden Lachen an diesem Freitag (7. Mai) 65 Jahre alt wird. «Ich fühle mich nicht wie Rente», sagt sie, die das Jubiläum für «unwahrscheinlich» hält. «Ich sehe da keinen Einschnitt.»

Der Abschied vom Staatsschauspiel Dresden jedoch fällt ihr nach 34Jahren nicht leicht. «Mein Vertrag wird nicht verlängert.» IhreStelle werde frei für junge Leute, die nachdrängen, das versteht sie.«Keine in meinem Alter ist noch da.» Obwohl sie derzeit keine anderenRollen in Aussicht hat, will sie auch aus dem «Polizeiruf 110»aussteigen, in dem sie seit 1996 die Edith Reger, die Freundin desKommissars Schmücke (Jaecki Schwarz), spielt. «Weil die Rolle immerkleiner und bescheidener wird.» Das sei nur noch ein Krampf. Amliebsten hätte sie in der Reihe ein tödliches Ende. «Das wäre einrichtig schöner Abschied.»

Mit Beginn der Pension will sie freischaffend starten. «Da mussich mich kümmern.» Eine Agentur oder einen Manager hat sie nicht.«Ich brauche aber jemanden, der mich tritt», weiß die 1939 in Dresdengeborene Mimin. Als gelernte Kindergärtnerin ging sie 1958 an dieOst-Berliner Schauspielschule und bekam bereits als Studentin Rollenan der Volksbühne. Später arbeitete sie am Theater Parchim undgehörte von 1963 an zum Ensemble des DEFA-Studios für Spielfilme. Inihrem ersten Film «Auf der Sonnenseite» 1961 stand sie noch alsStudentin neben Manfred Krug vor der Kamera. Weitere wie «Karbid undSauerampfer» folgten und Böhme spielte sich in die erste Liga derDDR-Aktricen.

Daneben machte sie an der Staatsoperette Dresden Karriere alsMusical-Star, feierte als Eliza Doolittle in «My Fair Lady» mit mehrals 300 Aufführungen Erfolge. Der Absturz kam wie für viele ihrerOst-Kollegen Anfang der 1990er Jahre, als die Angebote ausblieben undsie zudem - wohl wegen persönlicher Animositäten - am eigenen Theaterin Dresden nicht mehr besetzt wurde. «Ich habe zehn Jahre so gut wienichts gespielt, das war eine harte Zeit.»

Das Theater lässt sie jedoch nicht los, wobei sie gern in Märchenoder mal eine richtig urkomische Rolle spielen würde. «Ich habe immermoderne, selbstbewusste Frauen gespielt.» Dabei sei sie privateigentlich sehr schüchtern, habe Probleme mit Empfängen oder Bällen.Das Blitzlichtgewitter ist nicht ihr Ding. «Ich bin ständigeingeladen, aber ich mag nicht im Mittelpunkt stehen.» Zurückgezogenlebt sie im grünen Dresdner Stadtteil Blasewitz in ihrem Haus mitverwildertem Garten. «Eine unglaubliche Wildnis, da kreucht undfleucht es von Tieren.»

Langeweile kennt sie trotzdem nicht, geht regelmäßig in Konzerteoder die Oper. «Ich bin leidenschaftlicher Fernseher, das Ding läuftimmer.» Dabei schaue sie Politik, Medizinsendungen oder guteFußballspiele und Filme. «Viel mit Gefühl, kein Action.» Das Kochenist eine weitere Leidenschaft. «Jeden Tag probiere ich etwas, dasdann keiner isst und ich einfriere», lacht sie. Schon legendär istihr Schmalz, das sie zu Premieren an «besonders liebe Kollegen» imTöpfchen verschenkt.

Nach der großen Liebe sucht Marita Böhme, die zwei Mal verheiratetwar, nicht mehr. «Ich war kein Kind von Traurigkeit, war oftverliebt», bekennt sie. Seit ihrer letzten Beziehung zu einemjüngeren Mann lebt sie allein, was sie gut vertragen könne. Träumeblieben auch beruflich unerfüllt wie die Lady Macbeth, die sie gerngespielt hätte. «Dafür bin ich zu alt, die wird jung besetzt.»Probleme mit dem Alter jedoch hat Böhme, die noch bis zum Sommer inThomas Manns «Zauberberg» in Dresden auf der Bühne steht, persönlichnicht. «Mit den Falten kann ich leben, ich bin viel zu feige, daetwas zu machen.» Jede Woche geht sie zum Yoga, das halte fit. «Ichkann auf dem Kopf stehen, wenn ich will.»