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Schauspieler Schauspieler: Winfried Glatzeder wird 60 Jahre alt

Von Elke Vogel 20.04.2005, 07:01
Der Schauspieler Winfried Glatzeder, auch als «DDR-Belmondo» verehrt und vor allem bekannt geworden durch den DEFA-Film «Die Legende von Paul und Paula», begeht am 26. April seinen 60. Geburtstag. (Foto: dpa)
Der Schauspieler Winfried Glatzeder, auch als «DDR-Belmondo» verehrt und vor allem bekannt geworden durch den DEFA-Film «Die Legende von Paul und Paula», begeht am 26. April seinen 60. Geburtstag. (Foto: dpa) Zentralbild

Berlin/dpa. - Als Paul liebte er Paula, im «Tatort» ermittelte erals Kommissar Ernst Roiter, und am Berliner Theater am Kurfürstendammhieß sein bester Freund Harvey und war ein großer weißer Hase.Winfried Glatzeder, der am Dienstag (26. April) 60. Jahre alt wird,ist ein außergewöhnlich vielseitiger Schauspieler.

Die Tragikomik ist die Stärke des am 26. April 1945 in Zoppot beiDanzig geborenen Film-, Fernseh- und Theaterstars, der seineDiplomarbeit einst über die Figur des Clowns schrieb und als «DDR-Belmondo» verehrt wurde. «Das Tragikomische spielt im Leben einfacheine große Rolle», sagt Glatzeder, der sich selbst als Hypochonderund Pessimist bezeichnet und «der sich immer freut, wenn die Dingenicht so schlimm werden, wie ich angenommen habe.»

Zurzeit probt der Vater zweier Söhne am Berliner Theater amKurfürstendamm, wo er das Publikum schon in «Pension Schöller» und«Mein Freund Harvey» begeisterte. Am 27. Mai hat die schwarze Komödie«Kleine Eheverbrechen» von Eric-Emanuel Schmitt Premiere, in derGlatzeder zusammen mit Maria Hartmann auf der Bühne steht. Es geht umEhegeheimnisse, Lebensträume und Lebenslügen. «Ich spiele im Grundegenommen mich selbst», meint Glatzeder. Vorher geht er mit der amBerliner Renaissance-Theater entstandenen Produktion «Freunde zumEssen» noch auf Deutschland- und Italien-Tournee. «An meinemGeburtstag spiele ich in Meran.»

Glatzeder zog es nach einer Ausbildung als Maschinenbauer im VEBKühlautomat Berlin-Johannisthal ans Theater. Er wurde an derDeutschen Hochschule für Filmkunst Potsdam-Babelsberg ausgebildet undsammelte am Potsdamer Hans-Otto-Theater erste Bühnenerfahrung. 1971holte ihn sein Lehrer Fritz Marquardt an die Ost-Berliner Volksbühne,deren Ensemble er bis 1982 angehörte.

Dort ragte er nicht nur wegen seiner Größe von 1,92 Metern heraus,sondern vor allem wegen seiner Fähigkeit, seinen Rollen einenkomisch-grotesken bis tragischen Zug zu geben - so in Uraufführungenvon Heiner Müller, darunter der Blessierte in «Weiberkomödie».Daneben spielte er bei Benno Besson den stellungslosen Flieger YangSun in Brechts «Der gute Mensch von Sezuan» oder den ersten Clown/Totengräber in «Hamlet».

Mitte der 60er Jahre startete Glatzeder seine Film- undFernsehkarriere, bis zur Wende drehte er 20 Defa-Filme. Seine erstegroße Filmrolle hatte Glatzeder als unangepasster Ölbohrer in «Zeitder Störche» (1970). In der Komödie «Der Mann, der nach der Oma kam»ließ sich Glatzeder als Haushaltshilfe anheuern. DamaligeRezensentinnen schwärmten für den «DDR-Belmondo»: «dunkle Mähne,helle fordernde Augen, die Nase verwegen verformt, wie Boxer sietragen.»

Der Durchbruch gelang Glatzeder mit Heiner Carows «Die Legende vonPaul und Paula» (1972) - heute ein echter Kultfilm. Darin spielt eran der Seite von Angelica Domröse den aufstrebenden Außenhandels-Referenten Paul, der schließlich statt auf Karriere nachdrücklich aufder Erfüllung seiner Liebe zu Paula besteht. Die ebenso realitischewie romantische Liebesgeschichte, geschrieben von Ulrich Plenzdorf,war in Ost und West gleichermaßen ein Erfolg. Eine Paraderolle hatteGlatzeder in Rainer Simons «Till Eulenspiegel» (1973).

1982 reiste er mit seiner Familie in die Bundesrepublik aus undnahm ein Engagement am West-Berliner Schiller-Theater an. Baldarbeitete er vor allem für Film und Fernsehen. Margarethe von Trottabesetzte ihn in «Rosa Luxemburg» als Paul Levi. Erst 1990 istGlatzeder wieder in Defa-Filmen zu sehen: in Jürgen Brauers «Tanz aufder Kippe» und Herwig Kippings «Land hinter dem Regenbogen». Nach derWende trat er in zahlreichen Episodenrollen in Familien- undKrimiserien auf. Von 1996 bis 1998 ermittelte er in zwölf «Tatort»-Folgen. Es folgten Theaterengagements in Düsseldorf, Wien, Hamburg.Dresden und Berlin.

«Meine Traumrolle ist immer die, die ich gerade spiele, weil siemich bis in meine Träume verfolgt», sagt Glatzeder. Dabei sei dieSchauspielerei oft harte Arbeit: «Man begibt sich in imaginäreSeelenzustände, das kostet viel Energie.» Und Lampenfieber hat er bisheute: «Da kann man nicht cool sein!»