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Schauspieler Schauspieler: Um Fred Delmare ist es sehr still geworden

Von Marion van der Kraats und Simona Block 18.04.2007, 07:30
Der Schauspieler Fred Delmare steht am Rande von Dreharbeiten für den MDR-Film «Hotel Bellevue» in der ostthüringischen Stadt Saalfeld. (Foto: dpa)
Der Schauspieler Fred Delmare steht am Rande von Dreharbeiten für den MDR-Film «Hotel Bellevue» in der ostthüringischen Stadt Saalfeld. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - , sehr still. Der 1922 alsWerner Vorndran geborene Mime lebt zurückgezogen in einem Altenheim,nachdem Alzheimer bei ihm diagnostiziert wurde. Vergessen ist Delmareaber nicht. So zeigt zu seinem 85. Geburtstag der MitteldeutscheRundfunk (MDR) gleich mehrere Filme.

Bereits zu seinem runden Geburtstag vor fünf Jahren schlug derSchauspieler leise Töne an. «Glücklich bin ich auf keinen Fall»,sagte er damals nach einigen privaten Schicksalsschlägen. Das WortAufgeben gab es aber nicht für ihn. Der 1,60 Meter Fred musste seitder Jugend fehlende Körpergröße mit «doppeltem Fleiß, Einsatz undDisziplin» wettmachen, was ihn beruflich zum Perfektionisten werdenließ. «Ich habe immer Angst, nicht die erwartete Qualität bieten zukönnen», erklärte er.

Nach dem Krieg stand Delmare im Berliner Hebbel-Theater und bis1970 im Leipziger Schauspielhaus auf der Bühne. 1956 gelang demgelernten Werkzeugschlosser als Marinus van der Lubbe in «DerTeufelskreis» der Durchbruch: Das Publikum liebte ihn, er wurde einganz Großer seiner Zunft in der DDR. Delmare spielte in mehr als 200Filmen etwa neben Manfred Krug, Armin Mueller-Stahl, Wolfgang Kielingoder Liselotte Pulver.

Auch am Theater besaß er einen guten Namen, stand im Mittelpunktund gab auch Taxifahrern, Pförtnern, Polizisten, Kohlenträgern oderdem letzten von Schneewittchens Zwergen ein Gesicht. Sein Zwei-Minuten-Auftritt als Möbelpacker in Egon Günthers «Der Dritte» bleibtebenso unvergessen wie sein KZ-Buchenwald-Häftling «Pippig» in «Nacktunter Wölfen» oder der Reifen-Saft in «Die Legende von Paul undPaula». Der Pippig gehörte zu Delmares Lieblingsrollen.

Der gefeierte Kino- und TV-Star der DDR verschwand auch nach derWende nicht von der Bildfläche, übernahm große und mittlere Rollen inbekannten Fernsehproduktionen wie «Polizeiruf 110», «Schwarz greiftein» oder «Lindenstraße».

Privat verlief sein Leben zwischen Höhen und Tiefen. Dem einstgegenüber Frauen gehemmten Teenager verfielen später «die schönstenFrauen». Vier Ehen gingen trotz Luxus und «goldenen Käfigs»auseinander. 1980 schlug das Schicksal erstmals zu: Seine in denWesten geflüchteten Tochter Felicitas nahm sich das Leben. 1993erstach sein jüngster Sohn Nici seine damalige Freundin. 2000diagnostizierten Ärzte bei seiner fünften Frau Renate Brustkrebs, imOktober 2001 starb sein 41-jähriger Sohn Tino an Leberkrebs.

Überwunden hat er diese Schicksalschläge auch mit Hilfe seinesBerufs. Sein Opa Friedrich in der ARD-Serie «In aller Freundschaft»wurde nicht nur eine der beliebtesten Serienfiguren im deutschenFernsehen, sondern erfüllte ihm auch einen Traum. «Ich habe mir immerim Leben gewünscht, die Rolle eines Großvaters zu spielen, der dieganze Familie zusammenhält», erzählte er zu seinem 80. Geburtstag.Damals schien er weit entfernt vom heutigen gesundheitlichen Zustand:In drehfreien Zeiten war er wöchentlich im Fitness-Studio zu sehen.

Seine letzte Rolle in der Ärzteserie bot ihm auch Wärme. Delmareempfand das Drehteam als Familie und beschrieb das Arbeiten alswunderschön. Am 7. November 2005 fiel die Klappe für ihn, seineKollegen bereiteten ihm einen rührenden Abschied mit roten Rosen undHildegard Knefs «Für Dich soll's rote Rosen regnen».