Schauspieler Gojko Mitic Schauspieler Gojko Mitic: "In einem wilden Land" mit dem Ost-Häuptling

halle (saale)/MZ - Gojko Mitic, den Namen kennt jeder im Osten. Es kann gut sein, dass er auf der Höhe seines Ruhms bekannter als Erich Honecker war. Mitic, der sympathische Mann, war erst als Nebendarsteller bei der Konkurrenztruppe um „Winnetou“ unterwegs, wurde aber bald „unser“ Indianer - und wird es bleiben. Jetzt hat er abermals einen Häuptling gespielt - in der sehenswerten Sat.1-Produktion „In einem wilden Land“, die am Dienstagabend gesendet wird und eigentlich das Zeug zum Kinofilm hat.
An der Seite von Benno Fürmann, Emilia Schüle und Nadja Uhl und unter Regie von Rainer Matsutani verkörpert der inzwischen 73-jährige gebürtige Serbe den weisen, besonnenen Tahmahkera, einen Mann des Ausgleichs und der Gerechtigkeit. Jetzt hat er sich zu seiner Rolle geäußert.
Mitic lehnte das Feuerwasser ab
Einmal Indianer, immer Indianer? Da muss Mitic lachen, er hadert nicht damit, dass es immer wieder diese Rollen waren, die man ihm angetragen hat. Obwohl er ja gelegentlich auch andere Parts übernahm - bekannt geworden ist er eben als die „Rothaut“ vom Defa-Dienst.
Der Autor dieses Berichts hat dem Schauspieler erzählt, wie er ihn, Mitic, vor 40 Jahren auf der Freilichtbühne von Friedrichroda in Thüringen begrüßen durfte. Mit zünftig langem Haar, wie man es damals trug, und als Indianer herausgeputzt, hatte der junge Mann dem Star, der zur Eröffnung der Defa-Sommerfilmtage angereist war, eine Flasche ostdeutschen Whiskys der Marke „Falckner“ zu überreichen. Doch Mitic, ganz in seiner würdigen Rolle, lehnte das Feuerwasser ab. Das schenkte er dem Begrüßungskomitee, mit entsprechenden Spätfolgen für die Beteiligten... Gojko Mitic ist amüsiert, als er das hört. „Ein Gläschen Rotwein oder ein Bierchen trinke ich heute schon“, sagt er und fügt kichernd hinzu: „Man hat mich verdorben“. Ein bisschen wehmütig ist der alte Haudegen, der immer noch gute Figur macht, aber schon.
„Wir sind zu den Leuten gegangen.“
Damals, zu den Hochzeiten der Defa, hat es in jedem Jahr einen neuen Film gegeben, und immer ist der Held seinem begeisterten Publikum begegnet, „wir sind zu den Leuten gegangen“, sagt er. Heute gibt es den Marsch über den Roten Teppich, ein bisschen Winkewinke, das war es dann. Über die Produktion von „In einem wilden Land“ freut sich Mitic indessen sehr, auch wenn er natürlich gern eine größere Rolle gespielt hätte. „Eine tolle Geschichte“, findet er, und auch mit dem Team hat es beim Dreh in Südafrika großen Spaß gemacht. Einer der Produzenten vor Ort entpuppte sich dabei als alter Bekannter aus Babelsberger Defa-Tagen, so klein ist die Welt.
Von der Story, die auf einer wahren Begebenheit beruht, hatte Mitic zuvor noch nie gehört: Eine Gruppe deutscher Siedler hat Mitte des 19. Jahrhunderts in Texas einen Separatfrieden mit den Komantschen geschlossen - zum gegenseitigen Vorteil. Die Siedler kauften den Indianern Felle und Lebensmittel ab, diese verpflichteten sich, die Fremden in Frieden zu lassen. Und was das Beste daran ist: Der Vertrag wurde nie gebrochen, noch heute wird die Vereinbarung jährlich am zweiten Samstag im Mai in Fredericksburg gefeiert und symbolisch erneuert.
Zwei Frauen stehen im Mittelpunkt
Der Film dramatisiert die Geschichte natürlich mit allen Zutaten, die man dazu braucht: Liebe, Eifersucht, Geldgier, Hass und Treue natürlich. Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen: Die junge, bildschöne Mila, gespielt von Emilia Schüle, ist die Witwe eines aufständischen schlesischen Webers.
Sie sucht ihre Chance im Wilden Westen. Nadja Uhl spielt eine Gräfin, deren Ehemann (Benno Fürmann) ein fieser, intriganter Kerl ist. Am Ende werden es die beiden Frauen richten, dem Bösen wird Einhalt geboten. Und auch die Liebe kommt zu ihrem Recht. Tahmahkera aber, der gute Häuptling, wird vorher im Kampf gestorben sein.
Die Menschen haben die Defa-Indianerfilme nicht vergessen
Gojko Mitic freut sich, dass der Privatsender Sat.1 die aufwendige Produktion gewagt hat, „es gibt ja Hunger bei den Zuschauern nach diesem Genre“. Das bekommt er oft zu hören, die Menschen haben die Defa-Indianerfilme nicht vergessen. Das freut ihn, wenn er auch kein Star sein will. Nein, bei diesem Wort wird der sonst so liebenswürdige Mann regelrecht unwirsch: „Ich habe nicht mehr als gute Arbeit gemacht“.
Die aber wird anerkannt, sogar von den Indianern. Einer hat ihm gesagt, er danke ihm, was er für sein Volk getan habe. Das hat Mitic sehr gerührt. Dass erwachsene Männer immer noch die alten Filme im Kopf haben, findet er nur normal: „Es erinnert sie an ihre Kindertage“. So ist es. Schön, dass er sich mal wieder sehen lässt.
Sat.1 zeigt den Film „In einem wilden Land“ am Dienstag um 20.15 Uhr.

