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Schauspieler Schauspieler: Ezard Haußmann wird 75

Von Anna Wahdat 09.02.2010, 08:04
Der Schauspieler Edzard Haußmann als «Teufel» gestikuliert am in Berlin bei Proben für die «Jedermann-Festspiele» im Berliner Dom. (FOTO: DPA)
Der Schauspieler Edzard Haußmann als «Teufel» gestikuliert am in Berlin bei Proben für die «Jedermann-Festspiele» im Berliner Dom. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Berlin/dpa. - Ende Dezember wurde ihm zum zweiten Mal ein Tumor aus demKopf operiert. Doch der Kampf gegen den Krebs ist noch nicht vorbei.Obwohl er Fortschritte macht, dauert die Therapie an. «Er schwanktzwischen Optimismus und Melancholie», sagt sein Sohn, der BerlinerFilmregisseur Leander Haußmann. Ezard Haußmann selbst fügt hinzu:«Und Angst.»

Weite Ziele stecke er sich nicht mehr, «das wäre vermessen», sagteEzard Haußmann vor kurzem in einem Interview. Die kurzfristigePlanung übernimmt sein Sohn Leander für ihn: «Man muss sich immerTermine setzen», sagt dieser und hat den Abend des 75. Geburtstagesseines Vaters schon verplant. Der Filmemacher erhält dann den Ernst-Lubitsch-Preis für seine Komödie «Dinosaurier - Gegen uns seht Ihralt aus», in der Ezard Haußmann eine Hauptrolle spielt. «Mein Vaterwird bei der Verleihung dabei sein», ist sich Leander Haußmannsicher. «Wir werden seinen 75. Geburtstag dort feiern.»

Die Rolle des sympathischen Schwerenöters Johann Schneider in«Dinosaurier» hat Leander Haußmann (50) seinem Vater auf den Leibgeschneidert und sagt: «Er hatte unbedingt noch einmal eine großeFilmrolle verdient.» Ezard Haußmann hält seinen Sohn zwar für einen«außerordentlichen Regisseur». Trotzdem kann er mit dessen«Ostalgie»-Filmen wie «Sonnenallee» und «NVA» wenig anfangen. «MeineBiographie ist anders als die meines Sohnes. Ich kann über die DDRnicht lachen», sagt der Schauspieler, der dort Stasi-Gefängnis undzehn Jahre Berufsverbot erleiden musste.

Ezard Haußmann kommt 1935 in Berlin-Charlottenburg zur Welt. SeineEltern sind der UFA-Schauspieler Erich Haußmann und die OpernsängerinRuth Wenger, die in erster Ehe mit Hermann Hesse verheiratet war. «Esgab für mich keine Kindheit», schrieb Haußmann einmal in einerKurzbiographie. «Meine Mutter hatte zu viel mit sich selbst zu tun,mein Vater war im Krieg.» Kindheit und Jugend verbringt Ezardhauptsächlich am Bodensee. Einige Zeit kommt der Junge bei Hesse inder Schweiz unter, nachdem seine Eltern während des Krieges inFrankreich verhaftet worden waren.

Drei Haußmann-Generationen in Folge haben auf Bühnen gestanden.Doch Ezard Haußmann bezeichnete seine Berufswahl einmal als«Verlegenheitslösung». Nachdem er es erfolglos als Koch und Kellnerversucht hatte, legte sein Vater fest: «Du wirst Schauspieler.»Damals war Ezard 18 Jahre alt. Weit über 150 Rollen hatte er seitdemam Theater, Film und Fernsehen, ohne jemals eine richtigeSchauspielausbildung genossen zu haben. Nachdem die Eltern 1956 indie DDR übergesiedelt waren, hatte der Jung-Mime erste Engagementsunter anderem in Stendal und Wismar. Es brauchte nicht lange, bisHaußmann auch in Berlin auftrat. Schnell avancierte er zu einem derbedeutendsten Schauspieler der DDR. Er spielte am Deutschen Theaterund gehörte mehr als 25 Jahre zum Ensemble der Volksbühne.

«Ein Ladykiller»

Heute lebt der Schauspieler mit seiner Frau Doris in Berlin-Köpenick. Das Paar ist seit 53 Jahren verheiratet und hat neben SohnLeander noch eine Tochter, Iris. Doch die Ehe war vor allem für DorisHaußmann nicht immer leicht. «Mein Vater war ein Ladykiller», sagtsein Sohn. «Er sah umwerfend aus und hat einiges flachgelegt.» DorisHaußmann beschrieb diese Jahre einmal so: «Natürlich war es schlimm.Frauen haben angerufen, hier vor der Tür gestanden.» Trotzdem hat dieEhe gehalten - weil nie einer versucht habe, den anderen zuverändern, sagt der Schauspieler selbst.

«Ich schöpfe die Kraft aus meiner Liebe zur Familie», sagt EzardHaußmann, der anderen Krebskranken Mut machen will. «Wenn mein Vateruns nicht hätte, ich wüsste nicht, wie er da durchkommen würde», sagtLeander Haußmann über die schwere Zeit. «Wir passen auf ihn auf undwechseln uns regelmäßig mit Besuchen ab», so der 50-jährige. «Er istja oft so unvernünftig und steht einfach alleine auf.» Auch währenddes Aufenthaltes in der Reha-Klinik hatten Ezard Haußmanns Angehörige«ein lückenloses Besuchssystem aufgebaut». Den größten Wunsch derHaußmanns zum 75. Geburtstag des Familienoberhauptes formuliert SohnLeander so: «Dass wir noch eine Weile zusammen sein können - wennGott denn so gnädig wäre.»