Sarah Wiener Sarah Wiener: Die Köchin hält die Bio-Fahne hoch

Hamburg/dpa. - Unter anderem durch die Kochshow von Johannes B. Kerner im ZDF ist sie einem breiten Publikum bekannt geworden - inzwischen gilt die Österreicherin als die bekannteste Köchin in Deutschland.
Wiener wird gerne beachtet. Ein «starkes Mittelpunktstreben»,attestiert sie sich selbst. Fürs Fernsehen zu posieren bereitet ihr offensichtlich keine Probleme. Das zeigen die Dreharbeiten für die Serie «Die kulinarischen Abenteuer der Sarah Wiener», die vom 8.Januar an vom deutsch-französischen Sender Arte ausgestrahlt wird. Imschmucken Sommerkleid setzt sie sich auf die Motorhaube eines rotenVW-Käfers, lächelt professionell in die Kamera und wirft mitgekonntem Schwung ihre schulterlangen Haare zurück. Die Rolle derstrengen Wirtschafterin kann sie auch: Im Jahr 2004 war sie alsMamsell in der ARD-Geschichts-Dokumentation «Abenteuer 1900 - Lebenim Gutshaus» zu sehen.
Wiener kann auch über sich selbst lachen. Für die Arte-Seriespricht sie französisch - sehr gut, aber doch hin und wieder mitFehlern. Statt jemandem das Du anzubieten, fragt sie ihren Gegenüberversehentlich: «Kann ich Dich töten?» Die Lacher, die das provoziert,nimmt sie hin. «Tuer» heißt, obwohl das Personalpronomen «tu» (Du)darin zu stecken scheint, auf französisch «umbringen».
Bei Kerner ist sie selten um eine Einschätzung verlegen. Nachdemder Gastgeber mit einer übel riechenden Fischsoße durchs Publikumgezogen ist, sagt sie dazu: Es gebe hunderte verschiedene Fischsoßen,sie röchen übel, seien aber gut fürs Kochen. «An Kerner liebe ich,dass nichts abgesprochen ist. Jeder darf reden wann er will undhingehen wo er will», sagt Wiener. Obwohl das Format nicht geeignetsei, intensive Diskussionen über gutes Essen zu führen, hält Wienerbei Kerner eigener Ansicht nach «die Bio-Fahne hoch».
«Der Nachteil an diesen Sendungen ist natürlich, dass Du dadurchnicht Kochen lernst, dass die ganze Breite der Kochkulturflachfällt», sagt sie. Dem Anspruch, den sie sonst an die Zubereitungvon Essen stelle, genüge das nicht: «Wenn ich koche als Sarah, kocheich konzentriert. Das ist ein meditativer Akt, ich gebe mich meinemGericht hin. Ich richte mein ganzes Sein auf diese Speise.»
Wiener ist eine erfolgreiche Unternehmerin. Sie lebt in Berlin undbetreibt dort drei Restaurants. Grundlage für ihren geschäftlichenErfolg war das Catering für Filmproduktionen. Zum Kochen kam siedurch die Mitarbeit in der Berliner Szene-Kneipe «Exil» ihres Vaters- dem Literaten und Gastronomen Oswald Wiener. Eine formelleAusbildung zur Köchin hat sie nicht. Ihr Name ist dennoch längst eineMarke. Die macht sie auch mit Kochbüchern zu Geld. Gastronomie-Kritiker Jürgen Dollase schrieb in der «Frankfurter AllgemeinenZeitung»: «Sarah Wiener ist Sarah Wiener - eine Geschäftsfrau, diesich mit Essbarem befasst.» Kulinarisch habe sie allerdings nur«Mittelmaß» zu bieten.
Die Speisekarten von Wieners bieten Gerichte vom «Kross gebratenenRed Snapperfilet auf Meerrettichschaum mit Zucchinigemüse undButterreis - 9,80 Euro» bis zur «Kürbis-Ingwercremesuppe mitsteirischem Kürbiskernöl - 5,30 Euro.» Sterne-Küche interessiere sienicht, sagt Wiener. Auch ihr Lieblingsgericht ist eher einfach:Grießbrei. Um den zu kochen, stehe sie manchmal sogar nachts auf.
(Internet: www.sarahwieners.de