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Sandra Maischberger zu Rufmord Sandra Maischberger zu Rufmord: Kein Kachelmann, kein Wulff, aber Pechstein

Von Thilo Streubel 28.01.2015, 07:21
Claudia Pechstein hat vor Gericht einen Sieg errungen.
Claudia Pechstein hat vor Gericht einen Sieg errungen. rtr Lizenz

Halle (Saale) - Sandra Maischberger hatte am Dienstagabend die undankbare Aufgabe, einen relevanten und interessanten Talk nach einem Beitrag zum 70. Jahrestag der Befreiung Auschwitz anzubieten. Dass sie daran nur scheitern konnte, war eigentlich klar. Dennoch schaffte es die kurzweilige Sendung, für lichte und teilweise sehr emotionale Momente zu sorgen. Gedanken machen muss man sich um Ex-Viva-Moderator Mola Adebisi, aber dazu später mehr.

Das Thema "Rufmord" ist sicherlich nicht gerade das Thema, das Deutschland unter den Nägeln brennt. Und wenn, dann hätte der geneigte TV-Zuschauer, der nach Skandalen und heftigen Wortgefechten am späten Abend lechzt, sicher lieber Ex-Präsidentengattin Bettina Wulff und den Wetter-Experten Jörg Kachelmann bei Maischberger gesehen.

Aber keine Spur von beiden, dafür saß eine von ihrem Prozess-Marathon sichtlich mitgenommene Claudia Pechstein als Hauptakteur (-opfer) im Studio. Ihr Fall ist sicherlich historisch, wie Medien-Anwalt Ralf Höcker auf Nachfrage noch einmal bestätigte, ein fataler Sportjustiz-Irrtum. Pechstein sagte, sie hätte Sportgeschichte geschrieben und meinte damit nicht ihre Medaillen, die natürlich einmalig sind. Immerhin ist Pechstein die erfolgreichste deutsche Wintersportlerin bei Olympischen Spielen.

Ihren Erfolg vor Gericht gönnt man ihr, auch wenn sie offensichtlich an Verschwörungstheorien glaubt. "Ich wurde und werde mit Sicherheit immer noch abgehört. Das ist schlimmer als in der DDR."

Kachelmann verklagt Bild auf Schadensersatz

Dann bekommt die Sendung doch ihre Dosis Kachelmann: Fast wie verabredet kommt Maischberger über die Schadensersatzklage Pechsteins (sie fordert über 4 Millionen) auf Höcker zu. Der vertritt zufällig Kachelmann und spricht darüber, dass er mit Kachelmann eine Schadensersatzklage über 3,25 Millionen Euro gegen verschiedene Zeitungen, unter anderem die "Bild"-Zeitung führe.

Zwei weitere weniger bekannte Betroffene, Ralf Witte und Sylvia Pleuger, saßen links von Maischberger. Ralf Witte legte schonungslos seinen Fall und damit das fragile deutsche Rechtswesen bloß. Allein die Fakten lassen einem die Haare zu Berge stehen: Eine 15-Jährige beschuldigte Witte der mehrfachen Vergewaltigung. Witte hatte ein Alibi, es wurde keine DNA an Tatorten gefunden, und das Mädchen war Jungfrau. Dennoch wurde Witte schuldig gesprochen. Da schluckte die Runde kollektiv. Auch Pechstein merkte, dass es immer noch schlimmer geht.

Von Rufmord zu Mobbing

Was nun folgte war fast eine thematische Kehrtwende von juristischen Irrtümern zu Mobbing. Die ehemalige Krankenschwester Sylvia Pleuger ging nach den skandalösen Fällen fast etwas unter. Sie wurde jahrelang gemobbt und kündigte schließlich.

Maischberger ließ Pleuger ihren Qualen kaum detailliert erzählen, dennoch wurde der Schmerz der Rentnerin klar deutlich. Sehr emotional geriet der Auftritt von Michaela Horn. Ihr 13-Jähriger Sohn setzte seinem Leben ein Ende, nachdem er massiv gemobbt wurde. Auslöser war ein diskreditierendes Video bei Facebook.

Und nun bekommt die Sendung eine zweite Wendung. Die Rolle der Internetgiganten Google, Facebook und Co. bei der Strafverfolgung wäre ein Thema für eine ganze Sendung, bleibt hier aber Randnotiz.

Selbst schuld, wer in das Dschungelcamp geht

Am Rande saß auch der Ex-Viva-Moderator Mola Adebisi, dem das Schlusswort blieb. Adebisi wundert sich tatsächlich über Medienschelte und Shitstorms nach seinem Dschungelcamp-Auftritt. Auf Twitter wurde sarkastisch gefeixt, wer das nicht geahnt hätte, glaube auch an den Weihnachtsmann.

Und tatsächlich gibt sich Adebisi dermaßen naiv, dass man an seiner "Medienprofessionalität" zweifeln könnte. Er sei nur in den Dschungel gegangen wegen einer sechsstelligen Summe, und nähere Details könne er nicht erzählen, er stehe noch unter Vertrag. Da hätte man gut und gerne den nicht-prominenten Gästen noch mehr Zeit einräumen können, statt Mola Zeit zum Quengeln zu geben.

(Anmerkung der Redaktion: Ursprünglich hatten wir geschrieben, das sei eine neue Schadensersatzklage von Jörg Kachelmann. Es handelt sich dabei aber um eine Klage von 2014.)