1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Salzburger Festspiele: Salzburger Festspiele: Galadiner und Stehempfang am laufenden band

Salzburger Festspiele Salzburger Festspiele: Galadiner und Stehempfang am laufenden band

Von Miriam Bandar 20.08.2008, 06:12
Suzanne Harf, Sponsoren- und Protokollchefin der Salzburger Festspiele, steht vor dem Eröffnungskonzert zum Karajan-Jahr 2008 im Großen Festspielhaus in Salzburg neben einem Mäzen der Festspiele, Donald Kahn (Foto: dpa)
Suzanne Harf, Sponsoren- und Protokollchefin der Salzburger Festspiele, steht vor dem Eröffnungskonzert zum Karajan-Jahr 2008 im Großen Festspielhaus in Salzburg neben einem Mäzen der Festspiele, Donald Kahn (Foto: dpa) Wild + Team Fotoagentur

Salzburg/dpa. - Ein Techniker testet Licht, Männer indunklen Anzügen debattieren über Eierschwammerl-(Pfifferlings)-Ragoutund hausgemachte Nockerl, ein weiterer verhandelt mit demBühnenmeister über mögliche Kerzen auf der Bühne. «Nur in Gläsern»,lautet der Kompromiss. Doch auf der Opernbühne von «Romeo etJuliette» bei den Salzburger Festspielen geht es gerade nicht umProben, sondern um die Vorbereitungen für einen Sponsorenempfang.

«Das wird bei uns jedes Jahr ein größeres Thema», sagt dieSponsoren- und Protokollchefin der Salzburger Festspiele, Suzanne Harf. Die ausgebildete Opernsängerin und Kulturmanagerin kümmert sichseit Jahren um die Wünsche von Prominenz und Wirtschaftsbossen beidem Kulturspektakel und koordiniert alle Nebenveranstaltungen. Mitgeschätzten 200 Empfängen und Galadiners nimmt das Gesellschaftlichein Salzburg inzwischen genauso viel Raum ein wie die ebenfalls rund200 Opern- und Theatervorführungen. Doch die immer wieder geäußerteKritik, die Festspiele verkämen zum reinen Promi- und Society-Event,hält Harf für ungerecht: «Die Salzburger Festspiele haben eineTradition als Treffpunkt für Kultur, Politik und Wirtschaft.»

Mit ihren Assistenten eilt Harf den ganzen Tag durch Salzburg unddie Festspielhäuser um jedem Geldgeber alles recht zu machen. «Es istein bisschen wie im Kindergarten, jeder will sich wichtig fühlen»,sagt sie. Um Enttäuschungen zu vermeiden, verteile sie regelmäßig«Zuckerl» mit dem Zusatz «das haben wir jetzt exklusiv für siemöglich gemacht.» Denn neben den fünf Hauptsponsoren Nestle, Audi,Siemens, Uniqua und Credit Suisse wollen auch zahlreiche Ministerienoder Prominente mit möglichst prestigeträchtigen Räumen für dieEmpfänge ihrer extra zu den Festspielen geladenen Gäste versorgtwerden. Auch der Besuch eines Festspiel-Stars wie Rolando Villazónoder dem Opern-Traumpaar Anna Netrebko und Erwin Schrott wird gernegesehen.

In Zeiten knapper öffentlicher Kassen müssen die Geldgeber aus derWirtschaft bei Laune gehalten werden. «Ohne Sponsoren wäre unsernormales Programm gar nicht mehr möglich», sagt Harf. Bei Einnahmenvon 49,7 Millionen Euro kamen in Salzburg im vergangenen Jahr 13Millionen aus öffentlichen Kassen, 4,7 Millionen steuerten Sponsorenbei und 1,4 Millionen brachte der Verein der Freunde und Fördererauf. «Der internationale Konkurrenzdruck durch andere Festspiele istmerklich gestiegen, die finanzielle Situation spürbar härtergeworden», klagt Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler in einemMagazin-Interview. Auch die Bayreuther Festspiele berichteten indiesem Jahr über ihre prekäre finanzielle Lage und kündigten an,künftig mehr auf Sponsoren setzen zu wollen.

Der deutsche Bühnenverein sieht diese Entwicklung positiv, solangeder Staat nicht deshalb seine Mittel kürzt. «Wir sind dankbar dafür,viele Produktionen würden nicht zustande kommen, wenn die Wirtschaftnicht helfen würde», sagt der geschäftsführende Direktor, RolfBolwin. Ein Allheilmittel sei dies allerdings nicht, da die Sponsorenimmer ein Eigeninteresse hätten: «Die Staatsoper in München kriegtnatürlich schneller einen Sponsor als die Landesbühne in Radebeul.»Programmauflagen seien tabu, auch würde er sich manchmal bei denGeldgebern mehr Sinn für Modernes wünschen.

Im Arbeitszimmer von Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler rücktHarf entschlossen den Schreibtisch ihrer Chefin an die Wand. Am Abendsoll hier ein Essen für 18 VIPs aus Wirtschaft und Kultur stattfinden- Namen dürfen nicht verraten werden. «Ich möchte die schönenRotweingläser - und denken sie daran, keine Paprika im Essen»,diktiert sie dem Caterer. Besondere Wichtigkeit hat natürlich dieSitzordnung, die über Erfolg und Scheitern des Abends entscheidenkann. «Man muss die Leute kennen, wer was spricht und wer eherruhiger ist - und natürlich, wer neben wem sitzen sollte, weil esvielleicht für uns etwas bringen kann», verrät Harf.