Sachsen Sachsen: Samstag wird das erste Paar in der neuer Frauenkirche getraut

Regensburg/Dresden/dpa. - Den schönsten Tag ihres Lebenswollte Carolin Ziller eher bescheiden feiern. «Ich wollte eigentlicheine ganz kleine Hochzeit», sagt die 33-Jährige. Doch wenn sie andiesem Samstag (17. Dezember) ihren Freund Philipp von Breitenbuchheiratet, wird sie Geschichte schreiben. Die beiden Regensburger sinddas erste Brautpaar, das sich in der wieder aufgebauten DresdnerFrauenkirche das Ja-Wort gibt. Die Trauung werde die erste Hochzeitin der barocken Kirche nach der Bombennacht vom 13. auf den 14.Februar 1945 sein, bestätigte ein Sprecher der Stiftung Frauenkirche.
«Das ist ein großes, aber ein sehr schönes Erbe», sind sich Braut und Bräutigam einig. Vor eineinhalb Jahren waren sich diePersonaltrainerin und der in Stuttgart geborene Chirurg sicher: «Wirtrauen uns.» Die Frage war nur wo. «Wir wollten in einer Stadtheiraten, zu der wir einen emotionalen und familiären Bezug haben»,sagt die gebürtige Düsseldorferin. Nachdem sie die Stationen ihresLebens im Geiste Revue passieren ließen, seien sie schnell aufDresden gekommen. «Wir waren schon als Teenager von dieser Stadtfasziniert.» An die Frauenkirche hätten sie im ersten Moment aber garnicht gedacht. «Die war zu diesem Zeitpunkt noch unter Gerüst», sagtihr 34-jähriger Freund.
Später erfuhren sie von der Möglichkeit, sich in der evangelischenFrauenkirche zu trauen und bewarben sich mit einem kurzen Brief beiPfarrer Stephan Fritz. Aus Dresden kam zunächst keine Nachricht.Eines Morgens hielt Carolin Ziller es nicht mehr aus und rief selbstin Dresden an. Als vom anderen Ende der Leitung die Frage «Wollen Sielieber um 11 Uhr oder um 13 Uhr heiraten?» kam, wurden ihr die Knieweich. «Ich habe erst einmal geschluckt als klar war, dass esklappt.» Das Paar entschied sich schließlich für denVormittagstermin. «Dass wir damit die Ersten sind, ist uns erstspäter klar geworden.»
«Es war mehr als nur einfach Dresden und die Frauenkirche», sagtPhilipp von Breitenbuch. Wie einzelne Puzzleteile hätten sich Stückeder Familiengeschichte in den vergangenen Monaten zu einem Bildzusammengefügt. So war beispielsweise einer seiner Vorfahren im 18.Jahrhundert Marschall am Hof von August dem Starken in Dresden.Philipp von Breitenbuchs Großtante lebte während des ZweitenWeltkrieges auf einem Gut in der Nähe von Dresden. Als kleiner Jungehat der Mediziner sie regelmäßig besucht und später das Gut mitseinen Eltern und Geschwistern wieder aufgebaut. «Die Frauenkirchehabe ich damals als Mahnmal kennen gelernt», erzählt er.
Carolin Ziller fallen im Zusammenhang mit der Geschichte derFrauenkirche im Zweiten Weltkrieg die deutsch-englischen Beziehungenin ihrer Familie ein. Während ihre englische Großmutter in Nazi-Deutschland lebte, heiratete die Schwester ihres Großvaters nachEngland. Die im 18. Jahrhundert erbautet Frauenkirche war im Februar1945 nach Bombenangriffen britischer und amerikanischer Flugzeugeeingestürzt. Vor wenigen Wochen wurde die Kirche nach mehr alszehnjährigem Wiederaufbau geweiht.
Das Hochzeitspaar hat von Pfarrer Stephan Fritz vor kurzem eineFührung durch die wieder aufgebaute Kirche bekommen. «Es war sehrbewegend», sagt die 33-Jährige. Darüber, dass aus der geplantenkleinen Hochzeit am Samstag ein riesiges Fest mit rund 250 Gästen ausder ganzen Welt wird, ist das Brautpaar nicht traurig. Schließlichist ihre Hochzeit auch ein Fest für die neue alte DresdnerFrauenkirche.