Sachsen Sachsen: Peter Sodann verkauft Bände aus DDR-Produktion

Stauchitz/Staucha/dapd. - Die Peter-Sodann-Bibliothek wächstund gedeiht: Etwa 1,5 Millionen Bücher umfasst die Sammlung vonLiteratur, die zwischen dem 8. Mai 1945 und dem 3. Oktober 1990 indem Land erschienen sind, das zunächst Sowjetisch Besetzte Zone unddann DDR hieß. Rund 250.000 Bände sind inzwischen katalogisiert. Undweil dabei sehr schnell deutlich wurde, dass so manches Buchinzwischen mehrfach vorhanden ist, entschloss Peter Sodann ganzpragmatisch: «Die werden im bibliothekseigenen Antiquariatverkauft.»
Damit will der populäre Schauspieler aber auf keinen Fall dieMenschen, verärgern, die durch ihre Bücherspenden dazu beigetragenhaben, dass die Bibliothek überhaupt so rasant wachsen konnte. «Esdarf niemand auf die Idee kommen, dass ich jetzt mit den gespendetenBüchern einen Reibach mache», sagt Sodann. Aber der Verkauf mehrfachvorhandener Bücher könne nun einmal dazu beitragen, dass dieBibliothek überhaupt im sächsischen Staucha existieren kann.
Hätte Sodann 1990 geahnt, was er sich aufbürdete, als er Tausendevon Büchern aus DDR-Verlagen vor der Vernichtung rettete, eventuellhätte er die Finger davon gelassen. Denn Bücher brauchen Platz, auchLeser, die in den Büchern schmökern wollen, brauchen Platz. Den gibtes zwar im ehemaligen Rittergut in Staucha, aber es fallen auchKosten an.
«9.000 Euro haben zum Beispiel die zehn Kilometer Regalegekostet, die ich in von der Deutschen Bücherei in Leipzigübernehmen konnte», sagt er. Neu hätte er dafür bestimmt 120.000Euro bezahlen müssen, aber auch der kleinere Betrag schneidetempfindliche Lücken ins Budget. Strom und Heizung gibt es auch nichtzum Nulltarif, fährt Sodann mit der Aufzählung fort.
Angebot auch im Internet verfügbar
Nun also soll auch das Antiquariat dazu beitragen, dass dieBibliothek finanziert werden kann, denn Spenden kommen zwar, abernicht in ausreichendem Umfang. Und weil es Interessenten für Bücheraus der DDR natürlich auch außerhalb Sachsens gibt, kann auf dasAngebot des Antiquariats unter antiquariat-peter-sodann.de auchübers Internet zugegriffen werden. «In meinem Antiquariat gibt esBücher zu kaufen, die mehrfach vorhanden sind oder die nicht zumSammlungsgebiet gehören, also vor 1945 oder nach 1990 erschienensind», begrüßt der Schauspieler die Besucher der Internetseite.
«Ein Jahr Vorbereitungszeit hat es gekostet, bis es so weit war»,berichtet Dirk Zschoke. Der Bauamtsleiter der Gemeinde Stauchitz, zuder Staucha gehört, ist einer der Mitstreiter Sodanns und sagt:«Jedes Buch, das nicht weggeschmissen wird, ist gerettet.» DasAntiquariat hat seinen Angaben zufolge nicht nur die Aufgabe, Geldin die Kasse zu bringen, sondern soll vor allem auch dafür sorgen,dass wieder mehr Platz geschaffen wird in den prall gefülltenRäumen.
«Staatsbibliothek» vor Eröffnung
Doch das Antiquariat ist längst nicht alles, was Sodannbeschäftigt, der als «Tatort»-Kommissar Ehrlicher lange Zeit dieFernsehzuschauer begeisterte. Denn die Regale im ehemaligen Kuhstalldes Gutes müssen gefüllt werden, Reihe um Reihe, nach Verlagengeordnet. Nicht einmal mehr ein Monat soll ins Land gehen, bis die«Staatsbibliothek», die dann eine der größten PrivatsammlungenEuropas sein dürfte, eröffnet wird. Am 12. und 13. Mai soll jeweilsab 14.00 Uhr geöffnet sein.
Damit sind die Pläne des 75-Jährigen aber dann noch immer nichtalle umgesetzt. Ein kleines Theater soll entstehen, ein Café, ausdem Haupthaus, das heute noch das Gemeindeamt beherbergt, solleinmal ein Hotel werden. Derzeit steht für den Schauspieler undfrüheren Theaterintendanten der Verkauf seines Elternhauses inWeinböhla als ein dringendes Vorhaben auf dem Programm. Auch seinHaus in Halle wird er aufgeben und nach Staucha umsiedeln - zuseiner Bibliothek.