Ruhrfestspiele Ruhrfestspiele: Luxemburger Frank Hoffmann ist neuer Intendant
Recklinghausen/dpa. - Der Dramatiker Frank Hoffmann ausLuxemburg ist neuer Intendant der Ruhrfestspiele in Recklinghausen.Der 50-jährige Intendant des Théâtre National du Luxembourg sollzunächst in der Nachfolge von Frank Castorf als Interims-Festspielleiter bis 2006 arbeiten. «Er soll das Stammpublikumzurückgewinnen und zusätzlich vor allem junge Menschen durch eigeneProgramme interessieren», sagte Aufsichtsratsvorsitzende IngeSehrbrock vom DGB am Mittwoch bei der Bekanntgabe der Entscheidung.
Nach dem Zuschauereinbruch unter Castorfs Leitung in diesem Jahrhätten die Ruhrfestspiele eine finanzielle Altlast zu tragen, dienoch nicht genau zu beziffern sei, betonte Sehrbrock. «Daher werdendie Ruhrfestspiele im kommenden Jahr mit einem erheblich geringerenEtat auskommen müssen.» Bislang war das Defizit mit über 700 000 Eurobeziffert worden. Hoffmann solle das Festival nun auf jeden Fall biszum 60-jährigen Bestehen im Jahr 2006 führen. «Dann kann er sich auchwieder bewerben», meinte Sehrbrock.
«Man muss sich zu Hause fühlen, aber der Welt begegnen», beschriebHoffmann sein Motto für die Leitung der Ruhrfestspiele. Das seinerEinschätzung nach «wichtigste deutsche Festival» könne nur Erfolghaben, wenn es in Recklinghausen verwurzelt sei. «Allerdings sollenhier auch neue Autoren neue Stücke entwickeln.» Dabei werde es aucheinen Genre-Mix von Tanz, Musik und Theater geben. Das Festival müssesich auch international öffnen, betonte der neue Intendant.
Dabei wolle er aber keinesfalls die Tradition des ehemaligenRuhrfestspiel-Intendanten Hansgünther Heyme, der ein «EuropäischesFestival» kreiert hatte, nahtlos fortsetzen. Hoffmann war von Heymebereits mehrfach zu den Ruhrfestspielen eingeladen worden. Zuletztzeigte das Luxemburger Theater Thomas Bernhards «Theatermacher» inder Inszenierung Hoffmanns bei den Ruhrfestspielen 2003.
Unter der Leitung des Berliner Volksbühnen-Intendanten Castorfhatte sich die Zuschauerzahl der Ruhrfestspiele in der Saison 2004auf rund 22 000 mehr als halbiert. Die juristischenAuseinandersetzungen um die vorzeitige Entlassung Castorfs, der einenVertrag bis 2007 hatte, sind noch nicht abgeschlossen. «Wir haben einSchiedsverfahren vereinbart und sehen dem sehr gelassen entgegen»,betonte Sehrbrock.