1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Rostock: Rostock: Denkmal erinnert an das zerstörte Gotteshaus

Rostock Rostock: Denkmal erinnert an das zerstörte Gotteshaus

11.12.2003, 09:20
Die elf Meter hohen Kolonnaden auf dem Jakobikirchplatz in der Rostocker Innenstadt entsprechen in ihrer Größe dem Seitenschiff der ehemaligen Jakobikirche aus dem 13. Jahrhundert, die 1942 von englischen Bombern schwer zerstört und auf Weisung der SED 1960 ganz abgerissen wurde. Als Mahnmal sollen Kolonnaden und der umgestaltete Platz an die Geschichte des sakralen Baus erinnern. Rund zwei Millionen Euro kostete die Umgestaltung des 7.000 Quadratmeter großen Areals, das am Freitag (12.12.2003) übergeben wird. (Foto: dpa)
Die elf Meter hohen Kolonnaden auf dem Jakobikirchplatz in der Rostocker Innenstadt entsprechen in ihrer Größe dem Seitenschiff der ehemaligen Jakobikirche aus dem 13. Jahrhundert, die 1942 von englischen Bombern schwer zerstört und auf Weisung der SED 1960 ganz abgerissen wurde. Als Mahnmal sollen Kolonnaden und der umgestaltete Platz an die Geschichte des sakralen Baus erinnern. Rund zwei Millionen Euro kostete die Umgestaltung des 7.000 Quadratmeter großen Areals, das am Freitag (12.12.2003) übergeben wird. (Foto: dpa) ZB

Rostock/dpa. - Als rund 500 Bomber der englischen Royal Air Force Rostock im April 1942 angreifen, wird zusammen mit der historischen Innenstadt auch die Jakobikirche schwer getroffen. Sankt Jakobi, Hauptkirche der Stadt und bis zur Reformation Domkirche, wäre durchaus zu retten gewesen, hätte nicht die Rote Armee 1947 bei der Sprengung eines benachbarten Bunkers zu viel Sprengstoff eingesetzt - ob absichtlich oder aus Versehen. Die Explosion beschädigte die Kirche schwer. 1960 wurde sie auf Weisung der SED gegen den Beschluss des Stadtrates ganz abgerissen. Von diesem Freitag an erinnert der neu gestaltete Kirchplatz an das verlorene Gotteshaus.

«Der Platz sollte ein Ort der Ruhe und des Gedenkens werden», sagt Thomas Burzan von der Rostocker Gesellschaft für Stadtentwicklung (RGS), die das Projekt betreut. Ein Wiederaufbau der Kirche war nie geplant, stattdessen sollen ihre früheren Umrisse durch im Boden eingelassene Granitstreifen dargestellt werden. Hinweistafeln wurden an den Stellen aufgestellt, an denen früher Taufstein, Kanzel und Altar standen. «Beim Umbau des Platzes stießen wir auf mehr Überreste der Kirchenmauern, als wir vorher angenommen hatten», erinnert sich Burzan. Sie wurden eingefasst und abgedeckt, um sie nicht der Witterung auszusetzen.

Bänke, die an Kirchenbänke erinnern, laden zum Verweilen. Der Platz ist mit einer durch Zaunelemente unterbrochenen Mauer umgeben. In sie sollten ursprünglich Bruchstücke von Grabplatten eingearbeitet werden, die bei den Arbeiten gefunden wurden. «Zahlreiche Skelette wurden entdeckt, einige von ihnen wurden auch wieder vor Ort begraben», sagt Burzan. Auf der Nordseite des Platzes erinnern elf Meter hohe Kolonnaden, die von dem Stralsunder Architekten Niclas Dünnebacke entworfen wurden, an Kirchenmauern gleicher Höhe. Die rund 7000 Quadratmeter große umfasste Fläche ist durch eine Bruchkante in verschiedene Niveaus geteilt. Rund zwei Millionen Euro kostete die Umgestaltung.

Im Gegensatz zur Dresdner Frauenkirche oder dem Turm der Potsdamer Garnisonkirche, dessen Rekonstruktion ebenfalls geplant ist, wird die Jakobikirche also nicht mehr neu entstehen. Die um 1280 begonnene dreischiffige Basilika im englischen Kathedralstil war Vorbild für viele weitere Kirchenbauten. Der 98 Meter hohe Turm wurde im 15. Jahrhundert hinzugefügt. «Ich bin froh, dass der Platz jetzt wieder an Sankt Jakobi erinnert. Auf diesem Filetgrundstück hätte schließlich auch ein Kaufhaus gebaut werden können», sagt Pastor Tilman Jeremias, der seit August für die Rostocker Innenstadtgemeinde zuständig ist.

Der 79-jährige Harry Donner gehört zur Gemeinde und kann sich noch an seine Kindheit erinnern: «Ich habe als Zwölfjähriger im Knabenchor der Kirche gesungen. Es war immer wunderschön, hoch oben auf der Orgelempore zu proben.» Während der Bauarbeiten hat er schon einen Blick auf den neuen Platz geworfen: «Ich denke, das ist eine würdige Form des Gedenkens.»