Rosenstolz Rosenstolz: Kultband gab ein furioses Konzert in Leipzig

Leipzig/MZ. - Dabei hatten Peter Plate und Anna R. mit ihren Musikern bereits über zwei Stunden lang eine musikalische Sternrakete nach der anderen in den Himmel gejagt. Doch das Duo, dass vor dreizehn Jahren in Klubs von Berlin und Halle erste Auftritte durchstand, trägt längst den Aufkleber "Achtung - Suchtgefahr!" Nur - wen stört das? Die 2 700 aus ganz Mitteldeutschland angereisten Fans jedenfalls nicht.
Punkt 20 Uhr fordern sie im Stakkato-Rhythmus "Ro-sen-stolz! Ro-sen-stolz!" ins Rampenlicht, jubeln ohrenbetäubend, als Anna und Peter auf die Bühne stürmen - und werden überrascht. Denn keines der so zauberhaften Lieder der aktuellen CD "Herz" eröffnet dieses Konzert. Stattdessen rockt die Band die "Sternraketen", den einzigen Hit der weniger erfolgreichen vorletzten CD. Ein gelungenes Opening, das zeigt: Rosenstolz hat ein großes Herz - wird dem Publikum mehr bieten, als nur neue Songs.
"Alles wird besser", versprechen Anna und Peter, die längst selbst zum diesmal nicht besungenen "Objekt der Begierde" geworden sind und damit souverän spielen: wenn Anna in schwarzen, bis über die Knie reichenden Strümpfen und Minirock schimpft "Du bist ein Bastard", Peter halb auf dem Bassisten liegend vom "Sex im Hotel" schwärmt und schließlich beide "Das gelbe Monster" Neid heraus lassen. Doch scharfzüngige Frechheiten und ironisch gebrochene Anzüglichkeiten sind nur ein Teil von Rosenstolz. Fast noch besser können sie in Liebeslust und Liebesfrust schwelgen, ohne peinlich zu werden. Gerade durch poetische Geständnisse von Lieben und Leiden, die auch jeder im Saal kennt, kommen sie den Fans zum Greifen nah. Und so kann sich auch jeder - ob hetero oder homo - laut mitwünschen "Ich will mich verlieben".
Das Publikum spürt, dass es nicht nur "Willkommen" ist in der Welt von Rosenstolz, sondern geradezu dringend erwünscht. Dass es darin dicht gedrängt steht und ins Schwitzen kommt, stört kaum. Denen auf der Bühne geht es ja genauso. Oder warum sonst fliegt Peters T-Shirt in die Ecke?
Von Wandlungsfähigkeit und Brüchen lebt diese Show. Krachen bei der Frage "Liegst du oben oder unten" gerade noch die Gitarren, wird es beim nur piano-begleiteten Kultstück "Die Schlampen sind müde" fast intim. Dass Annas Stimme etwas Wandlungsfähigkeit verloren hat, fällt da den meisten so wenig auf, wie ihnen die früher so häufigen Kostümwechsel fehlen. Nur Rock und Hut der Zöpfe tragenden Sängerin wechseln: schwarz, gelb, rot. Stattdessen treiben sich Fans und Stars gegenseitig zu Höchstleistungen, fordern "Lass es Liebe sein", um sich schließlich glücklich und ausgelassen singend zu versichern: "Und ihr seid das Beste!"
Weitere Konzerte in der Region: 31. Mai in Chemnitz, 1. Juni in Leipzig, 8. Juni in Erfurt, 11. Juni in Dresden