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Ron Wood wird 60 Ron Wood wird 60: Gitarren waren seine Rettungsanker

31.05.2007, 06:23

London/dpa. - Doch die Zeiten, in denen der Gitarrist mit demcharakteristischen Römerzinken kein Glas stehen ließ, solange er esnoch schaffte, danach zu greifen, sind angeblich längst vergangen:«Das ist mein neues Ding: Die völlige Nüchternheit», sagte WoodReportern.

Am 1. Juni wird er 60 Jahre alt. So mancher wird darauf achten,ob Ron bei der Party trocken bleibt. Es wäre nicht sein ersterRückfall. Sein Alkoholismus und sein oft verzweifelter Kampf dagegen- Wood war schon fünf Mal auf Entziehungskur - haben oftSchlagzeilen gemacht. Dabei gibt es über den vielseitigsten Künstlerin der Weltstar-Truppe viel mehr zu berichten.

Geboren als Sohn einer armen Roma-Familie am westlichen Stadtrandvon London, fand seine Kindheit auf Schleppkähnen und in Sozialbau-Siedlungen statt. Als der junge Ron sein Talent, seine enormeMusikalität als Berufung entdeckte, waren in seinen Kreisen nichtnur Drinks, sondern auch Drogen «das Normale». «Marihuana, Kokain,Heroin - glücklicherweise habe ich mir aber keine Spritzen gegeben.Das hat mich wohl gerettet», sagte er der liberalen Zeitung «TheIndependent». «Viele meiner Freunde sind so kaputtgegangen.»

Gitarren waren seine Rettungsanker. Und vor allem das, was er mitihnen anstellen konnte. Mit 17 begann seine Karriere bei den Birds -damals die britische Top-Band des Rythm and Blues. Ende der 60erprägte seine Bassgitarre den Sound der legendären Jeff Beck Group.Und bevor Wood 1975 als Nachfolger von Leadgitarrist Mick Taylor zuden Rolling Stones stieß, gestaltete er noch ein wenigRockgeschichte an der Seite von Rod Stewart bei The Faces mit.

Bei den Stones war Ron zwar von Anfang an gern gesehen, doch das«Flaschenkind» fand man zu unberechenbar, um die Leadgitarre zuübernehmen. Dafür profitierten etliche Songs der einstigenSkandalrocker von Woods Gefühl für die Rhythmusgitarre. Und die Bandhatte mit ihm einen großartigen Streitschlichter hinzu gewonnen,ohne den sie an den Krächen zwischen Mick Jagger und Keith Richardswomöglich zerbrochen wäre.

Zu Ronnies Fans zählen Prominente wie der amerikanische Ex-Präsident Bill Clinton und Hollywood-Star Jack Nicholson. Siegehören zu jenen, die neben seiner Musik auch seine Bilder lieben.Der Mann, der mit 60 Jahren trotz aller Alkohol- und Drogenexzesseund trotz seines erst kürzlich von 40 auf 20 Zigaretten pro Tagreduzierten Nikotinkonsums noch erstaunlich fit wirkt, hätte seinenLebensunterhalt auch als Maler verdienen können.

Sicher wäre er mit seinen Zeichnungen und Ölbildern - von Pferdenbis zu Menschenporträts - nicht zu den Millionen gekommen, die ihmdas Klampfen bei den Stones eingebracht hat. Wood malt aber nichtnur nebenbei, sondern schon seit Jahrzehnten mit Passion. Wo immerdie Stones gerade auf Tour sind, ist die «Ronnie Wood Art Show»meist nicht weit weg.

In der Nähe ist seit Jahren auch stets das Ex-Model Jo, seinezweite Ehefrau und Mutter von zwei seiner vier Kinder. Ohne siehätte er den Kampf gegen die Sucht längst verloren, sagt Wood. «Wir(die Rolling Stones) sind außer Kontrolle, wenn wir alleineunterwegs sind, deshalb nehmen wir unsere Partner überall hin alsAufpasser mit.» Solche Äußerungen mögen freilich mit schuld daransein, dass die Rolling Stones inzwischen gern als «Strolling Bones»(Umherziehende Gebeine) verulkt werden.