Ron Jeremy Ron Jeremy: Aus dem Leben eines Pornostars

Berlin/dpa. - Die Größe des männlichen Geschlechtsteils istnicht alles, lautet der Trost für den Durchschnittsmann. Doch es gibtAusnahmen. Für den US-amerikanischen Pornostar Ron Jeremy etwa sindseine 24,5 Zentimeter lebensentscheidend. Als seine Jugendfreundinein Aktbild ihres gut bestückten Partners an eine Illustrierteschickt, besiegelt sie damit seinen Weg in die verrufene Branche.Dort hat der untersetzte Mann mit Schnauzer seinen stark beharrtenKörper inzwischen in mehr als 1750 Filmen zur Schau gestellt. Dasklingt ebenso rekordverdächtig wie der Titel seiner jetzt vorgelegtenAutobiographie: «Ein Mann und viertausend Frauen».
Sie zeigt einen Menschen mit vielen Widersprüchen: Großkotzig undstolz auf seine Manneskraft und zugleich frustriert, dass ihn alleWelt nur auf seinen Penis reduziert. Die Bildstrecke des Buches zeigtdas überdeutlich. Auf etlichen Fotos mit Ron und Prominenz aus demShowbiz heben die Männer ihre Hände zum Längenvergleich. Sein bestesStück ist allerdings nicht abgebildet, beziehungsweise mit einemschwarzen Balken unkenntlich gemacht. Wer es zu Gesicht bekommenwill, muss sich in einer Videoabteilung für Erwachsene umsehen.
Ron Jeremy Hyatt - so sein vollständiger Name - stammt ausgutbürgerlichem Haus, spielt seit seinem achten Lebensjahr Klavierund hat eine Lehrerausbildung absolviert. Seit seiner Jugend träumter von einer Karriere in Theater oder Film. Die einfallslosen Rollenin Pornos bieten ihm - zumindest in schauspielerischer Hinsicht -keine Erfüllung. Immer wieder versucht er den Sprung ins ernste Fach.Er ergattert sogar einige kleine Auftritte in Hollywood-Produktionen,die jedoch in der Endfassung meist herausgeschnitten werden.
Damit bleibt er in der Schmuddelecke gefangen, ein Opfer derDoppelmoral. Immer wieder wollen Prominente Einblicke in sein Metiernehmen, doch ansonsten nichts mit ihm zu tun haben. Was für ihnabfällt, sind Rollen der B-Prominenz in TV-Serien wie Jungle-Camp.
Sein Lebensauftritt erinnert an ein Kuriositätenkabinett: «Hierkommt der Mann mit dem langen Schwanz, den er sogar selbst inden Mund nehmen kann.» Und Ron Jeremy tut auch alles dafür, diesenEindruck zu verstärken - obwohl er darunter leidet. In seinen Filmenlässt er keine Absonderlichkeit aus, schläft mit besonders dickenFrauen, einer 87 Jahre alten Seniorin und einer Puppe.
Sein Verhältnis zum weiblichen Geschlecht ist ebensowidersprüchlich wie zum Sex. Er ist begeistert von den vielen jungenFrauen, die ihm zu Willen sind, und sucht gleichzeitig nach der Fraufürs Leben mit gegenseitigem Verständnis und Kuscheln - für ihn dereinzige Grund für Eifersucht. Doch drei Beziehungen scheitern nachmehreren Jahren, weil er nicht treu sein will. Er bezeichnet sich alssexbesessen und stöhnt gleichzeitig über die anstrengenden Stellungenvor der Kamera.
Nicht zuletzt versteht sich der Pornostar als Aufklärer. Immerwieder streut er Tipps ein etwa zu ausgefallenen Sexpraktiken oderUmgangsformen in Swingerclubs. Dabei ist seine Sprache äußerst direktund nichts für romantische Gemüter. Für Unterhaltung sorgt JeremysAder für Selbstironie, frei nach dem Motto: Wenn Du schon keinenliterarischen Anspruch hast, dann sei wenigstens lustig.
Ron Jeremy: Ein Mann und viertausend Frauen. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 336 S., 26,80 Euro ISBN 978-3-89602-804-4