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Romy Schneider Romy Schneider: Ein Leben zwischen Unschuld und Tragödie

Von Irmgard Schmidmaier 28.05.2007, 16:35
Romy Schneider im Alter von 37 Jahren 1975 bei Dreharbeiten in Paris (Foto: dpa)
Romy Schneider im Alter von 37 Jahren 1975 bei Dreharbeiten in Paris (Foto: dpa) AFP

Wien/dpa. - Die strahlende «Sissi», die laszive Schöne im Swimming Pool, die Spaziergängerin von Sans Souci mit dem schmerzvollen Geheimnis. Aber auch die jung aufblühende Schauspiel-Süchtige, die Männersammlerin, die biedere Hausfrau, die Alkoholikerin. Von kaum einem anderen Star existieren so viele verschiedene und so widersprüchliche Bilder, in kaum einem Leben scheinen sich Privates und Gespieltes so zu überlagern wie bei RomySchneider. Am Dienstag vor 25 Jahren ist die deutsch-österreichische Schauspielerin an Herzversagen gestorben.

Doch auch ein Vierteljahrhundert nach ihrem Tod liefern ihreBiografie, ihre unerreichte Ausstrahlung und vor allem ihr Schicksal Stoff für Mythen. Als Tochter des Schauspieler-Ehepaars Wolf Albach-Retty und Magda Schneider war für die gebürtige Wienerin schon frühklar: «Ich muss auf jeden Fall einmal eine Schauspielerin werden!» Sohielt sie es mit 13 Jahren in ihrem Tagebuch fest, und zwei Jahrespäter war es so weit.

In dem Streifen «Wenn der weiße Flieder wieder blüht» war diegerade 15-jährige, noch kindliche Romy 1953 erstmals auf der Leinwandzu sehen. Sie brach die Schule ab und verschrieb sich mit Leib undSeele dem Film. Erfolgreich, wie sich bald herausstellte: In derRolle der österreichischen Kaiserin Elisabeth wurde die 17-jährigeRomy Schneider als «Sissi» zum Weltstar. Ihre unvergleichlicheAusstrahlung verband Kindlichkeit, Unschuld und tiefeEmpfindungsfähigkeit und lieferte an der Schwelle von Nachkriegszeitund Wirtschaftswunder jene Romantik, die sie früh zum Mythos und zuröffentlichen Person werden ließ.

Ihre Versuche, diesem süßlichen Image mit Filmen wie «DieHalbzarte» zu entfliehen, scheiterten - das Publikum bestrafte sie mit Liebesentzug. Erst als sie sich radikal neu orientierte, mit ihrer großen Liebe Alain Delon nach Paris ging und mit Luchino Visconti zunächst im Bühnenstück «Schade, dass du eine Dirne bist» arbeitete, gelang ihr ein Imagewechsel. Paris wurde zu ihrer künstlerischen Heimat, auch wenn sie zeitweilig in Hollywood arbeitete.

Sie arbeitete manisch, drehte in den 1960er und 1970er Jahreninternational erfolgreiche Filme mit den großen Regisseuren der Zeit, mit Visconti, Orson Welles, Otto Preminger und vor allem Claude Sautet. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den Preis der Französischen Filmakademie für Orson Welles «Der Prozess» nach Franz Kafka oder den deutschen Bundesfilmpreis 1977 für «Gruppenbild mit Dame».

Der großen Strahlkraft Romy Schneiders auf der Leinwand stand ein von Tragödien und Abstürzen überschattetes Privatleben gegenüber.Nach der Trennung von Delon, der ihr den Abschied über eine Notiz amKüchentisch mitteilte, heiratete sie den Berliner Schauspieler undRegisseur Harry Meyen. Mit dem Intellektuellen, für den dieerfolgreiche Schauspielerin zur Hausfrau wurde, bekam sie 1967 ihrenSohn David. Die Ehe hielt nur wenige Jahre.

Ihr Zerrissensein zwischen dem Ruhm, dem Wissen um die eigeneStärke und dem Willen zum Erfolg einerseits und ihrem Wunsch nachtrauter Häuslichkeit andererseits bezeichnete ihre Biografin AliceSchwarzer einmal als Tragödie ihres Lebens. Sie griff zu Alkohol undTabletten, kämpfte immer wieder erfolglos gegen die Sucht. Halt gabihr die Arbeit: «Im Film kann ich alles, im Leben nichts», sagte sieselbst einmal und offenbarte, im wirklichen Leben sei sie eineschlechte Schauspielerin.

Auch die 1976 geschlossene Ehe mit dem jüngeren Daniel Biasini,dem ehemaligen Sekretär Schneiders, hielt nicht lange. Nur kurze Zeitnach der Geburt der Tochter Sarah Magdalena trennte sich das Paar,1981 folgte die Scheidung. Im gleichen Jahr musste sie den Tod ihresSohnes erleben: Der 13-Jährige verletzte sich tödlich, als er übereinen Zaun mit scharfen Spitzen kletterte und abrutschte. Ein Jahrspäter starb Romy Schneider selbst an Herzversagen. Ihr Tod wurde vonder Regenbogenpresse zu einem Tod an gebrochenem Herzen romantisiert.