1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Rolf Hoppe: Rolf Hoppe: Der närrische Verführer wird 80 Jahre alt

Rolf Hoppe Rolf Hoppe: Der närrische Verführer wird 80 Jahre alt

Von Simona Block 05.12.2010, 18:14

Dresden/dpa. - Der sanierte ehemalige Kuhstall eines Hofes im kleinen Ort Weißig am Stadtrand von Dresden ist sein zweites Zuhause. «Hier komme ich mit den Menschen ins Gespräch, bin ihnen nahe», sagtder Schauspieler Rolf Hoppe, der am Montag 80 Jahre alt wird. Mit seinem «Hoftheater» hat sich der Darsteller, der mit Filmenwie «Mephisto» und «Frühlingssinfonie» internationalen Ruhm erlangte, einen Traum erfüllt. Manchmal liest der Prinzipal oder spielt in einer schrägen Weihnachtsgeschichte - im gemütlichen Gewölbe ist dann kein Platz mehr frei. «Es ist eine Bühne eher für die Nachbarn», sagt der Mime und zieht genussvoll an seiner Pfeife.

Die Arbeit mit dem und für das «Theater der Nähe» ist sein Leben.Er kaufte den Bauernhof 1995 und stiftete ihn dem Verein, der mitFreunden, Gönnern und Sponsoren Scheune und Kuhstall sanierte undbetreibt. «Theater ist ein Lichtpfeil und kann die Menschen zumFühlen bringen», sagt Hoppe. Er selbst ist der «närrische Verführer». In seinem Hoftheater traten schon Kollegen wie Jan Josef Liefers auf, und seine beiden Töchter, eine davon Schauspielerin, schlüpfen in somanche Rolle. «Ich möchte gern, dass es weitergeht und sichentwickelt.»

Seine «Spielwut» lebte Hoppe erstmals in einer Laientheatergruppein seinem Heimatort Ellrich im Harz aus. Damals verdiente er sichsein Geld noch als Kutscher und Bäcker. Dass er mit Theater sich undanderen Freude bereiten konnte, wurde zum Motiv für seine Berufswahl.«Ich wollte den Menschen nach dem Kriegsende das Lachen wiedergeben»,sagt Hoppe. Als Pferdenarr schwebte ihm dabei ein Clown zu Pferdevor, erzählt er mit einem Lachen.

Dabei war seine Karriere 1950 wegen einer Stimmbandlähmung fast zuEnde, er musste zeitweise als Tierpfleger im Leipziger Zirkus seineBrötchen verdienen. Nach einer Schulung am Institut für Stimmbildunggelang ihm in Halle/Saale ein Neuanfang. Bühnen in Erfurt, Halle,Greifswald, Leipzig und Gera waren dann die ersten Stationen nach demSchauspielstudium. 1961 kam er ans Dresdner Staatsschauspiel, zweiJahre später auch zum Film.

Sein General Göring als Gegenspieler von Klaus Maria Brandauer inIstván Szabós preisgekrönter Verfilmung von Klaus Manns Roman«Mephisto» machte ihn 1980 international bekannt. Als Vater Wieck inPeter Schamonis «Frühlingssinfonie» zeigte Hoppe Weltklasse und warbei den Salzburger Festspielen mehrmals der Mammon im «Jedermann».Aber auch aus kleinsten Szenen macht er große Kunst. «Ich spiele jafür Menschen, will ihnen Lebenshilfe und Humor geben.» Trotz derAngebote für internationale Produktionen blieb dem DDR-Mimen der Wegnach Hollywood versperrt.

Aber Hoppe fühlt sich ohnehin nur im deutschsprachigen Filmrichtig wohl. «Ich glaube, dass ein Schauspieler in der Sprachespielen muss, in der er denkt und fühlt», sagte er einmal. Seit 1963füllte er mehr als 400 Film- und Bühnenrollen aus, gab im Theaternahezu allen klassischen und komischen Figuren der WeltliteraturGestalt. Begehrt blieb er auch im neuen Film-Deutschland; er spieltein «Bronsteins Kinder», «Schtonk!», «Mario und der Zauberer» und alsRabbi in dem Kinoerfolg «Alles auf Zucker».

Gerade hat er mit Sylvester Groth für «Niemandsland» gedreht, alsOberst der Staatssicherheit. «Es geht um zwei Freunde, von deneneiner den anderen verrät», erzählt Hoppe. «Ich bin der Verführer zumVerrat.» Auf großen Bühnen steht er, der früher pro Jahr in zweiDutzend Stücken und sieben Filmen jährlich agierte, nicht mehr. Dafürhat er mehr Spaß an der Literatur. Die Hoppe-Lesungen auf SchlossWeesenstein im Müglitztal bei Pirna sind Kult und ausverkauft. «Dassind manchmal richtige Poetentreffen», schmunzelt er.

Bei der Auswahl seiner Filmrollen sei ihm das Genre gleichgültig.«Mir sind die Menschen wichtig, die ich spiele und die mit mirspielen.» Allerdings nehme er sich inzwischen mehr Zeit zum Leben.«Ich lebe, esse, trinke, schlafe», sagt Hoppe, und seine lustigenblauen Augen blinken. «Mir geht es altersgerecht, mal gut, mal nichtso gut.» Spaziergänge im Wald und die Gartenarbeit halten ihn fit.«Ich bin glücklich, dass ich einen schönen Beruf und mit Spielen meinGeld verdient habe und sich die Menschen über meine Arbeit freuen.»

# dpa-Notizblock

## Internet- [Hoftheater](http://dpaq.de/eqHKr)

## Orte- [Hoftheater](Hauptstraße 35, 01328 Dresden)

* * * *=Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt

## Ansprechpartner- Dirk Neumann, Sprecher des Hoftheaters, +49 351 2506150,

## dpa-Kontakte- Autorin: Simona Block, +49 351 8675915, [email protected]>- Redaktion: Stephan Maurer, +49 30 2852 32262,

dpa mon yysn w4 eni sm 050937 Dez 10