Roger Whittaker Roger Whittaker: Das große Goodbye

Halle/MZ - Einer seiner größten Hits, „The last Farewell“, wurde von Elvis Presley gecovert. In Deutschland ist Roger Whittaker vor allem mit Titeln wie „Albany“ und „Abschied ist ein scharfes Schwert“ bekannt geworden. Jetzt macht sich der große Entertainer auf, um auf einer letzten Deutschlandtournee sein neues Album „Wunder“ vorzustellen. Am 25. April um 20 Uhr gibt er das Auftakt-Konzert in Halles Händel-Halle. Janina Wackernagel hat Roger Whittaker getroffen.
Sie sind seit mehr als fünf Jahrzehnten im Showgeschäft und begeistern unzählige Fans in aller Welt. Warum wollen Sie sich jetzt aus dem Tourneegeschäft zurückziehen?
Whittaker: Eigentlich wollte ich schon mit meiner vorherigen Tournee Abschied nehmen. Aber ich finde, mein neues Album ist so wunderbar geworden, das muss einfach live gespielt werden. Tourneen sind allerdings unglaublich anstrengend, man hat so viele Auftritte hintereinander und ist jeden Abend in einer anderen Stadt, weit weg von der Familie. So etwas kann man nicht ewig machen.
Was ist das Besondere an Ihrem neuen Album?
Whittaker: Die Lieder sind von Michael Hagel. Wir arbeiten seit über 25 Jahren zusammen, und seine Arrangements finde ich immer wirklich fantastisch. Er orientiert sich beim Schreiben der Texte auch immer an Dingen, die mir im Leben besonders wichtig sind. Meine Tochter hat mich außerdem gebeten, noch einmal ein Duett mit ihr zu singen. „Glaubst du noch an Wunder“ haben wir gemeinsam eingespielt.
Sie sind bekannt dafür, dass Sie Ihre Lieder auf Deutsch singen, aber eigentlich sprechen Sie kein Deutsch. Warum?
Whittaker:
Ich habe früher auch auf Swahili und auf Französisch gesungen, wobei Englisch natürlich meine Muttersprache ist. Ich hatte einige Hits auf Englisch, nur hat die in Deutschland niemand verstanden. Und die Fans haben gefragt, ob man die Lieder nicht übersetzen könnte. So bin ich dazu gekommen, auch auf Deutsch zu singen. Also, ich verstehe schon einiges auf Deutsch, aber ich würde es gern besser sprechen können. In meiner Schulzeit war die Sprache einfach nicht so populär wie zum Beispiel Französisch. Und heute gibt es zu wenig Gelegenheit zum Üben, denn auch wenn ich in Deutschland unterwegs bin, reden ja alle nur Englisch mit mir.
Und wie sieht es mit den Deutschkenntnissen Ihrer Frau aus? Auf dem neuen Album singen Sie ein Lied für sie, versteht sie das?
Whittaker: Oh ja, meine Frau spricht viel besser Deutsch als ich. Sie ist auch oft dabei, wenn ich die Lieder aufnehme. Und „Weißt du noch“ ist wirklich speziell für sie, das singe ich ihr manchmal vor.
Sie sind erst vor kurzem nach Frankreich gezogen. Lange haben Sie in Großbritannien gelebt, und Ihre Kinder wohnen auch alle in England. Was war der Grund für den Umzug?
Whittaker: Meine Frau hat starke Arthritis. Das Wetter in Irland, wo wir zuletzt gelebt haben, hat ihr ziemliche Beschwerden bereitet. In Frankreich ist das Klima einfach angenehmer, der Winter dauert quasi nur zwei Monate. Wir können leider auch nicht mehr so viel reisen wie früher, unsere Bulldogge Boris ist inzwischen acht Jahre alt, den können wir nicht überallhin mitnehmen. Dafür kommen unsere Kinder und Enkel alle im Sommer vorbei und genießen mit uns die Sonne in Frankreich.
Haben Ihre Kinder noch einen Bezug zu Ihren kenianischen Wurzeln?
Whittaker: Mein Schwiegersohn ist Kriegsberichterstatter, und er hat mir nach einem Aufenthalt in Kenia vorgeschlagen, ein Projekt zu starten, mit dem wir die furchtbaren Zustände im Land verbessern können. Seine Tochter – also meine Enkelin Isabella - war dann die Namensgeberin für den „Isabella Found“, mit dem wir das „Kenya Children’s Home“ für Waisenkinder unterstützen. Also meine Familie und ich sind da sehr involviert, auch was die Ausbildung kenianischer Schüler und Studenten angeht.
Wann waren Sie selbst
zuletzt in Kenia?
Whittaker: Ich habe das Land zum Studium verlassen und meine Eltern erst 1982 wieder besucht – also wir haben uns natürlich trotzdem vorher gesehen, sie kamen oft zu meinen Konzerten. Das letzte Mal war ich 1989 da.
Das ist aber lange her.
Whittaker: Damals wurde mein Vater ermordet, und meine Mutter wurde dabei schwer verletzt. Ich bin sofort hingeflogen, musste Behördengänge absolvieren und habe dann meine Mutter außer Landes gebracht. Seitdem war ich nie wieder da.
Das ist natürlich ein bisschen schwierig, jetzt wieder den Bogen zurück zur Musik zu schlagen… Ich versuche es trotzdem. Ich habe gelesen, dass Sie Ihren Wehrdienst vor dem Studium auch in Kenia absolviert haben, damals haben Sie auch zum ersten Mal professionell ein Lied aufgenommen, mit ganz klarem militärischen Bezug, „The Charge of the Light Brigade“…
Whittaker: Na das ist doch das schrecklichste Lied, was jemals aufgenommen wurde, finden Sie nicht? Furchtbar! (Whittaker lacht und beginnt zu singen.) Das war damals einfach so ein typisches Lied.
Ihr neues Album ist auch ein Blick zurück auf Ihr Leben. Welcher der vielen Hundert Preise, die Sie in den letzten Jahrzehnten bekommen haben, liegt Ihnen besonders am Herzen?
Whittaker: Meine erste Silberne Schallplatte ist mir immer noch am wichtigsten, die hat einen besonderen Platz an der Wand. Viele andere meiner Preise habe ich für einen guten Zweck auf Benefizveranstaltungen verkauft oder versteigern lassen. Der Umzug wäre mit den verbliebenen Preisen tatsächlich etwas einfacher gewesen, wenn ich immer noch mein eigenes Flugzeug zum Transport fliegen könnte. Das habe ich allerdings vor 17 Jahren aufgegeben. Also ehrlich gesagt sind die meisten Auszeichnungen immer noch in Umzugskartons verpackt.
Gibt es etwas, was Sie in Ihrem Berufsleben unbedingt noch erreichen wollen?
Whittaker: Zehn ausverkaufte Konzerte zum Abschluss meiner Tournee-Karriere. Das wäre ein schönes Geschenk.
Warum beginnt Ihre Tournee ausgerechnet in Halle?
Whittaker: Die Händel-Halle ist von der Akustik her einfach ideal. Ich treffe mich dort schon vier bis fünf Tage vor dem ersten Konzert mit allen Musikern, um noch einmal die letzten Feinheiten für die Tournee zu proben. Das Publikum in Halle ist auch immer unglaublich gut.
Ist es wirklich Ihre allerletzte Tournee?
Whittaker: Ja, ist es wirklich (zwinkert). Es sei denn, wir machen noch einmal ein ganz tolles Album, so wie das jetzige. Dann sieht die Sache anders aus. Das kann ich ja dann dem Publikum nicht vorenthalten.
Die MZ verlost für das Konzert von Roger Whittaker am 25. April in Halle drei Mal zwei Tickets. Senden Sie bis Dienstag, 9. April, eine Postkarte mit dem Stichwort „Whittaker“ an die MZ, Redaktion Ratgeber, 06075 Halle. Die Gewinner werden unter Ausschluss des Rechtsweges ermittelt und benachrichtigt.