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Rock Rock: «Panische Zeiten» in Münster: Udos Stammkneipe «Jovel» ist am Ende

Von Rolf Liffers 18.06.2003, 19:57

Münster/dpa. - «Panische Zeiten» in Münster: Das «Jovel», heimatliche Stammkneipe von Udo Lindenberg und seines Panik- Orchesters, macht nach 25 Jahren dicht. In den letzten Tagen ging alles Hals über Kopf. Die Pressekonferenz, in der das «große Jubiläumsprogramm» vorgestellt werden sollte, geriet überraschend zum Abgesang. Selbst für die Szene überraschend, verkündete Steffi Stephan, Inhaber des legendären Live-Clubs und Panik-Bassist der ersten Stunde, kurz vor Toresschluss und offensichtlich mit den Tränen kämpfend «das Ende vom Lied».

Bereits nächsten Samstag wird endgültig abgeschlossen. In der Nacht zuvor aber heißt es noch einmal «Ball Pompös». Bei einem nostalgischen Benefizkonzert wollen Udo und das vor 30 Jahren in Münster gegründete Panikorchester «mit allen Freunden» tierisch auf die Pauke hauen. Beim Gedanken an das Abschiedskonzert wird Alt- Rocker Udo Lindenberg schwer ums Herz: «Ich werde eine Sonnenbrille aufsetzen, damit man die Tränen nicht sieht». «Das Jovel war eine wunderbare Life-Bühne und ein Schmelztiegel, in dem wir Panik- Wissenschaft betrieben haben», erinnert sich Lindeberg an die vielen Auftritte von Musikern unterschiedlichster Stilrichtungen.

Doch selbst wenn der berühmte Altrocker tausend Mal seinen Hut über den Laden hält: «Uns kann nichts mehr retten», versicherte der 56-jährige Stephan der dpa. «Kostenexplosion, Gästeschwund und zu langes Gehoffe haben uns geschafft. Eine Insolvenz will ich trotzdem vermeiden und alles sauber abwickeln.»

Eigentlich wollte am 27. Juni «Jovel»-Freund Otto Waalkes mit einer Abschiedsshow den «Schuppen» versiegeln, in dem die jungen und und inzwischen ergrauten Paniker tobten, probten und Platten aufnahmen. «Im letzten Augenblick musste er dann wegen Filmverpflichtungen absagen», bedauert Stephan. So geht das bundesweit bekannte Rocktheater, in dem Generationen von jungen und mittelalterlichen Leuten den Toten Hosen, Motörhead und Pur, Klaus Doldinger und Miles Davis zujubelten, noch eine Woche eher «den Bach runter».

Nicht nur Stephan geht es damit alles andere als «jovel», was in der münsterschen Arbeitersprache so viel wie «toll» heißt. Auch seine annähernd hundert fest angestellten und freien Mitarbeiter stehen noch teilweise unter Schock.

Stephan will demnächst wieder verstärkt selbst in die Saiten greifen will. In jedem Fall wird das erste Deutsche Rock- und Popmuseum, das in Kürze in Lindenbergs westfälischer Geburtsstadt Gronau eröffnet wird, der «Jovel Music Hall» ein «angemessenes Denkmal» setzen.