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Richard Widmark Richard Widmark: Hollywood-Bösewicht ist tot

Von Barbara Munker 26.03.2008, 19:31
Der us-amerikanische Schauspieler Richard Widmark (u.a. "Warlock", "Cheyenne", "Mord im Orientexpress") posiert beim Festival des Amerikanischen Films in Deauville im Casino der französischen Stadt für die Fotografen (Archivfoto vom 07.09.1991). (Foto: dpa)
Der us-amerikanische Schauspieler Richard Widmark (u.a. "Warlock", "Cheyenne", "Mord im Orientexpress") posiert beim Festival des Amerikanischen Films in Deauville im Casino der französischen Stadt für die Fotografen (Archivfoto vom 07.09.1991). (Foto: dpa) AFP

Los Angeles/dpa. - Mit dem Thriller «DerTodeskuss» (1947), in dem er eine im Rollstuhl sitzende alte Dame dieTreppe hinunterstieß, holte sich der damals 32-jährige Filmneulingprompt eine Oscar-Nominierung und wurde mit Rollenangebotenüberhäuft. Er spielte den harten Kerl in klassischen Western undstarke Charaktere in vielen großen Geschichten. Mit dem am Montaggestorbenen Darsteller hat Hollywood eine seiner letzten großenLeinwand-Legenden verloren. Widmark wurde 93 Jahre alt.

Nach Angaben seiner Familie starb der Schauspieler in seinem Hausim US-Bundesstaat Connecticut, wo er seit Jahren zurückgezogen lebte,berichtete die Filmzeitschrift «Hollywood Reporter» am Mittwoch.Widmark spielte unter anderem in Filmen berühmter Regisseure wie EliaKazan, John Ford, Stanley Kramer und Sidney Lumet.

Der «Todeskuss»-Ruhm legte ihn erst auf Fieslingrollen fest, dochmit Kazans Thriller «Unter Geheimbefehl» (1950) konnte Widmark alsPolizeiarzt schließlich seine Wandlungsfähigkeit beweisen. Er selbsthielt Spencer Tracey für den größten Schauspieler aller Zeiten. NebenStars wie Clark Gable, Henry Fonda und Cary Grant zählte Widmarkselbst zu Hollywoods erster Garde.

Weitere starke Auftritte hatte Widmark in dem Western «Der Gartendes Bösen» (1954), «Das Urteil von Nürnberg» (1961), «Mord im Orient-Express» (1974) und 1987 in Volker Schlöndorffs Gesellschaftsdrama«Ein Aufstand alter Männer». 1991 stand der Held unzähliger Westernund Kriegsfilme zum letzten Mal vor der Filmkamera - in demPolitthriller «Der Preis der Macht».

Der Nachfahre schwedischer Bauern und Sohn eines kleinen Händlersaus dem US-Staat Minnesota war neben einem Sprach- und Politikstudiumzunächst als Hobby-Schauspieler auf kleinen Bühnen aufgetreten. Erverdiente sein Geld als Sprecher von Radio-Rollen, bevor ihm derSprung nach Hollywood gelang. Dort hielt sich der Star auch nachseinen Erfolgen vom Party-Leben gewöhnlich fern. «Egal wie berühmtein Schauspieler ist. Man kann sich immer aus dem Rampenlichtraushalten und ein normales Leben führen», versicherte derpublicityscheue Widmark einmal in einem seiner seltenen Interviews.

Kontakt zum Publikum, vor allem über Fernseh-Talkshows alsPromotion für Stars Teil der Alltagsroutine, lehnte er ab: «Wer etwasvon mir will, kann mich auf meiner Farm besuchen, vorausgesetzt, erbringt ein Rollenangebot mit.» Er könnte einfach nicht verstehen, wieProminente über ihr Privatleben in Talkshows auspacken würden.

In den 60er Jahren fiel der überzeugte Demokrat und erbitterteVietnamkrieg-Gegner durch politisches Engagement auf. Privat war erein Pferdenarr, der mit seiner Familie auf Ländereien in Kalifornienund an der Ostküste lebte.

Widmarks erste Ehe mit der Drehbuchautorin Jean Hazlewood endeteerst nach 55 Jahren mit dem Tod der Gattin. Er habe nie mit seinenweiblichen Co-Stars geflirtet, sagte Widmark einmal über dieVersuchungen in Hollywood. «Ich habe nur meine Frau geliebt». 84-Jährig heiratete er 1999 die Schauspielerin Susan Blanchard, die Ex-Frau der verstorbenen Hollywood-Legende Henry Fonda.