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Reden der Trauerfeier für Alfred Neven DuMont Reden der Trauerfeier für Alfred Neven DuMont: Abschied von einem "Weltbürger mit kölschem Pass"

09.06.2015, 14:37
Im Kölner Dom ist ein großes Portrait von Alfred Neven DuMont aufgestellt.
Im Kölner Dom ist ein großes Portrait von Alfred Neven DuMont aufgestellt. Heinekamp Lizenz

Danke, lieber Alfred Neven DuMont!

Die Rede von Journalist Hans Werner Kilz, Mitglied des Aufsichtsrates der Mediengruppe M. DuMont Schauberg und ehemaliger „SZ“-Chefredakteur.

Liebe Frau Neven DuMont, werte Familie Neven DuMont, meine sehr verehrten Trauergäste,

Wer Alfred Neven DuMont und seine Lebensleistung würdigen will, muss eigentlich Geschichten erzählen. Es sind wunderbare Geschichten und am liebsten hat er sie selber erzählt. Am Ende seines Lebens hat er sie auch aufgeschrieben. Den ersten Band seiner Memoiren hat er noch kurz vor seinem Tod fertiggestellt. Es sind die Jahre von 1927 bis 1968. Und Teil I hört damit auf, dass seine Frau Hedwig mit Isabella schwanger ist.

Auf Ihnen, liebe lsabella, lastet jetzt das verlegerische Erbe des Vaters, eine Bürde und eine Verpflichtung, die Sie erst vor kurzem übernommen haben, die eine Tradition das Hauses wahrt, die dem Wunsch des Vaters entspricht. Es sind künftig zwei Rollen, die Sie auszufüllen haben: Firma und Familie, und beide Aufgaben werden Sie stark in Anspruch nehmen, Ihr weiteres Leben prägen.

Wer eine so monumentale Lebensleistung hingelegt hat wie Alfred Neven DuMont, darf seinen Memoiren auch den Titel „Mein Leben“ geben. Jedenfalls hatte er allen Grund, den Rundgang durch seine Vergangenheit mit tiefer Genugtuung zu vollziehen. Das Buch, das er im nächsten Monat selber vorstellen wollte, liefert ein kostbares Stück Zeitgeschichte, in dem der Autor sein ungebrochenes Verhältnis zur eigenen Welt offenbart.

Beginn der journalistischen Karriere

Alfred Neven DuMont stammt aus glanzvollen Verhältnissen, einer alten Kölner Patrizierfamlie. Der Stammbaum weist schon im 17. Jahrhundert einen Verlegervorfahren auf. Seine Mutter Gabriele war eine Tochter des Münchner Malers Franz von Lenbach. Die privilegierten Umstände eines behüteten Haushalts mit Dienstmädchen, Familiensilber und Dinnerjacketts gaben dem jungen Mann ein Selbstbewusstsein mit auf den Lebensweg, das er beim Studium der Geschichte, Philosophie und Literatur in München auf seine Bedürfnisse erweiterte.

Nach Volontariaten beim Axel Springer Verlag und beim Verlag der „Süddeutschen Zeitung“ folgte ein Jahr an einer Journalisten-Schule in Chicago, in dem er praktische Erfahrungen im amerikanischen Zeitungswesen sammelte. Er liebäugelte mit der Schauspielerei, wohl wissend um ein Talent, das er bei allen späteren Aufgaben für sich einzusetzen wusste.

Vater Kurt, der die Nazi-Zeit nicht in heldenhafter Haltung, sondern mehr pragmatisch hinter sich brachte, um - wie er selber erklärte -die Firma zu retten, wies seinem Sohn Alfred gleich nach dem Krieg ernstere Rollen zu. Er musste Verleger werden, zunächst beim Kölner Stadt-Anzeiger, dann 1967, nach dem Tod des Vaters, in elfter Generation als Vorsitzender der Geschäftsführung des Druck- und Verlagshauses M. DuMont Schauberg.

Wenn ein Journalist über einen Verleger redet, was im Alltag eines Zeitungslebens viel seltener vorkommt als umgekehrt, obendrein über einen, der einige Jährchen älter und jetzt verstorben ist, quält er sich ein bisschen mit der Aufgabe, den richtigen Ton zu treffen, zwischen aufrichtiger Bewunderung (wozu es immer Anlass gab) und auch kritischer Distanz ( zu der es immer mal wieder Anlass gab).

Jaguar, Tweed-Jackett, weltläufiges Auftreten

Bewundert habe ich ihn schon als junger Journalist, als ich bei Vorlesungen in Düsseldorf dem Dozenten Alfred Neven DuMont zuhörte, der damals - Mitte, Ende der 60er Jahre - schon Gesellschafter, Herausgeber und Geschäftsführer des Kölner Verlagshauses war. Er fuhr vor im grünen Jaguar, Oberlippenbärtchen, Tweed-Jackett, sportlich elegant gekleidet, im Stile des englischen Landadels, rauchte Pfeife und beeindruckte mit seinem weltläufigen Auftreten.

Wenn man, wie ich, aus der journalistischen Provinz kam, verließ man die Journalistik-Lehrstunden mit dem Gefühl: Einen solchen Verleger möchte ich auch mal haben. Es war für mich eine glückliche Fügung, dass wir uns in den letzten Jahren wieder begegnet sind, dass er mir angetragen hat Mitglied des Aufsichtsrats zu werden und daraus eine sehr intensive, aufrichtige Zusammenarbeit wurde. Viel behaglicher als den Konferenzraum in der Amsterdamer Straße fand er das Kaminzimmer in seinem Haus in Forsbach, wenn er einen eleganten St. Emilion aus dem Regal holte, sich eine Zigarre anzündete, kurz über die Zahlen sprach und viel länger über Zeitgenossen wie Rudolf Augstein, Axel Springer oder auch Werner Friedmann.

Eigenwilliger und streitbarer Verleger

Alfred Neven DuMont war ein Causeur, er war immer mehr auf Sendung als auf Empfang. Solche Verleger, bei denen sich Journalisten behaglich und aufgehoben fühlen, gibt es kaum mehr. Als vor einer Woche die Todesnachricht kam, hatte ich für einen Moment das Gefühl, die Welt sei stehen geblieben und dann, sie sei plötzlich verändert. Es war, als sei der alte Zeitungsjournalismus endgültig gestorben.

Alfred Neven DuMont war ein großer Verleger. Er war ein eigenwilliger und streitbarer Verleger. Viele Chefredakteure haben es als Ehre empfunden, für ihr zu arbeiten, die wenigsten als Vergnügen. Wenn sich unsere Wege früher gekreuzt hätten - er als Verleger, ich womöglich als Chefredakteur - stünde ich vermutlich heute nicht hier, um in einer Trauerrede sein Lebenswerk zu würdigen.

Die despotischen Züge, die ihm nicht zu Unrecht nachgesagt wurden, beschreiben nur die eine Seite seines Wesens. Die alltäglich gelebte Menschlichkeit die andere. Der Verleger, der mit Kuchen unangemeldet an der Krankenhaus-Pforte erschien, um einen Mitarbeiter nach überstandener Operation aufzumuntern. Er kümmerte sich, er half gern im Stillen.

Seinen Journalisten gewährte Alfred Neven DuMont auch Freiheiten und Spielräume. Er verstand die Meinungsseiten seiner Zeitungen immer als Seismograph, der die Verwerfungen in einer sich wandelnden Gesellschaft registrierte.

Natürlich konnte - und wollte - er in seinen Blättern verhindern, was ihm nicht in den Kram passte. „Ich hätte nicht gerne eine Zeitung führen wollen, wo ich mich am Schluss nicht hätte durchsetzen können“, sagte er ganz offen. Redaktionsstatute, die Verleger-Entscheidungen dem Votum der Mitarbeiter unterwarfen, fand er ein Gräuel. Aber er ließ andere Meinungen gelten, sie mussten nur gut begründet sein. Wer sauber recherchiert hatte, brauchte Interventionen nicht zu fürchten.

Impulsiver und scharfer Kritiker

Alfred Neven DuMont gehörte zu den impulsivsten und schärfsten Kritikern seiner Blätter. Chefredakteur bei einer Zeitung zu sein, die der Verleger jeden Morgen als erstes liest, gehört nicht zu den vergnüglichsten Beschäftigungen eines Redaktionsleiters. Die amtierenden und die ehemaligen Chefredakteuren von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Express“, die heute hier unter den Trauergästen sitzen, wissen, wovon ich rede.

Natürlich traf er mit seiner Kritik oft ins Schwarze. Mitunter waren seine Urteile aber auch ungerecht. Er hat seine Chefredakteure gern unter Druck gesetzt, die Korrespondenz füllt viele Ordner. Aber als Verleger hatte er auch Respekt, wenn einer Rückgrat zeigte, unbeirrt dagegen hielt. Wer früh einknickte, konnte sich nicht lange behaupten. Journalismus, Zeitung - das war seine Leidenschaft, gespeist aus zwei Antriebsmotiven: aus der Leidenschaft zum Wort und aus der Leidenschaft zur Wahrhaftigkeit. Das war die Basis.

Höhere Ziele als nur Rendite

Er hätte es mit der ihm eigenen Ironie ausgedrückt: Journalismus ist ein Beruf für begabte und liebenswürdig Verrückte. Und er sah sich immer mittendrin. Am Ende trieb ihn die Zeit vor sich her. Die digitale Welt war nicht mehr seine. Alfred Neven DuMont sah die Veränderungen im Verlagswesen und sie stimmten ihn nachdenklich. Wie die ganze Zeitungsbranche 1ebte und litt auch er unter diesem Paradigmenwechsel.

Es ist ja noch gar nicht so lange her, dass der Österreichische Rechtsphilosoph und Publizist Rene Marcic den Begriff von der Presse als „Vierter Gewalt“ im Staate prägte. Das war just die Zeit, als Alfred Neven DuMont das von Großvater und Vater aufgebaute Zeitungsgeschäft übernahm. Gemeint war damit, dass die Presse die Öffentlichkeit informiert, sie demokratisch prägt und die Staatsgewalt - im Zweifel - kontrolliert.

Was ist davon geblieben? Heute bestimmen das Ebitda, der Cashflow, das wirtschaftliche Ergebnis sehr viel stärker den Zeitungsalltag als früher. In einer privatwirtschaftlich strukturierten Presse geht das auch in Ordnung. Zeitungen müssen Geld verdienen, wenn sie unabhängig sein wollen. Nur: Alfred Neven DuMont hatte immer höhere Ziele als nur Rendite. Zeitungen waren für ihn keine Haushaltswaren wie Kaffeemaschinen oder Geschirrspüler. Als klassischer Verleger war er immer stolz darauf, seine Gewinne mit Produkten zu erzielen, die unabhängige Journalisten erstellen. Das Herzblut seiner Zeitungen war für ihn das geschriebene Wort. Das hat ihn zuletzt auch verleitet, notleidende Blätter zu kaufen, um sie zu erhalten.

Dabei überlagerte der Wunsch, Verleger einer überregional anspruchsvollen Zeitung zu sein, den gebotenen Geschäftssinn. Der Druck auf die Redaktionen nahm zu: Etats wurden gedeckelt, Stellen gestrichen, Honorare gekürzt, auch Mitarbeiter aus betriebsbedingten Gründen gekündigt. Die einst ruhmreiche Frankfurter Rundschau ging in die Insolvenz.

Alfred Neven DuMont glaubte bis zuletzt an die Zukunft der Zeitung und war doch - wie wir alle inzwischen - unsicher geworden, ob sie denn eine Zukunft habe. Ob das Publikum überhaupt noch eine Zeitung lesen wolle. „Ich bin einer der letzten Mohikaner. Es ist vorbei“, hat er schon vor Jahren einem Spiegel-Reporter in den Block diktiert.

„Das Alter hat eine gewissen Tristesse“

Das Alter hat ihn schwer beschäftigt. Er wehrte sich gegen die Vorstellung, das Leben habe ihm nichts mehr als Wiederholungen zu bieten. „Das Alter“, sagte er, „hat eine gewissen Tristesse, vieles war schon mal da.“

Kokett blieb er bis zum Schluss. Mit den Träumen, die ihn Nacht für Nacht verfolgten, eröffnet er seine Biographie.

Sie erschienen ihm wie „ein Vorgriff auf die Hölle, deren Wächter sicher schon ein Auge auf mich geworfen haben.“ Im Traum wird er verfolgt, rennt um sein Leben, wird gewürgt und mit Steinen beworfen, lebendig im Sand begraben, im Dunkeln von Schlangen umringt.

Warum diese Träume? Er wertete sie als „Ausgleich für das Glück“, mit dem er am Tag in hohem Maße beschenkt wurde. Alfred Neven DuMont hat ein reichhaltiges, vermutlich auch ein glückliches Leben geführt. Wir verbeugen uns vor einem Menschen, der als Verleger, als Publizist und Unternehmer, seinen Anteil zum Aufbau dieser Bundesrepublik geleistet hat.

Wir verbeugen uns vor dem Leid seiner Kinder lsabella und Konstantin und vor seiner unermüdlich ausgleichenden, lebenslang verlässlichen Partnerin, seiner Ehefrau Hedwig. Alfred Nevn DuMont war ein Glücksfall für unser ganzes Land, als Verleger, als Demokrat, als einer, der sich eingemischt, geholfen und etwas vorangebracht hat.

Danke, lieber Alfred Neven DuMont!

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: die Rede von Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters.

„Ein Weltbürger mit kölschem Pass.“

Rede von Oberbürgermeister Jürgen Roters
Es sind Trauer um einen großen Kölner, Dankbarkeit, Respekt und eine gewisse Ratlosigkeit, die unsere Herzen füllen beim Gedanken an Prof. Alfred Neven DuMont. Dankbarkeit, weil er viel für Köln bewirkt hat, Respekt, da er uns ein großes Lebenswerk hinterlässt und Ratlosigkeit, weil seine Familie und auch wir uns die Frage stellen, wie es nun weitergeht ohne ihn.

Wenn ein Mensch von uns geht, der seiner Heimatstadt so verbunden war, der das Bild dieser Stadt nach innen und nach außen über Jahrzehnte so mitgeprägt hat, dann bleibt eine Lücke, die so schnell nicht zu schließen ist.

Die Menschen hier in Köln und der Region spüren das. Uns allen wird erst jetzt richtig bewusst, dass die Stimme, die so vieles und viele bewegt hat, für immer verstummt ist. Wir alle haben der großen Verlegerpersönlichkeit viel zu verdanken. Ohne sein Wirken hätte Köln sich nicht zu einer der führenden Medien- und Zeitungsmetropolen entwickeln können.

„Ein Drängender mit Gespür und Vision“

Als Alfred Neven DuMont sich nach dem Krieg schrittweise in das Medienunternehmen seines Vaters eingearbeitet und schließlich die gesamte Verantwortung übernommen hatte, war er gewiss im Kreise seiner ja nicht kleinen Familie der Taktgeber; stark in seinen Ideen und seinem Willen, den Verlag seines Vaters Dr. Kurt Neven DuMont zu einem modernen und liberalen Neuanfang zu führen.

Selten passte das Wort des nächtlich grübelnden Faust besser als hier, den Goethe sagen ließ: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“

Der junge Alfred war ein Drängender, einer mit Gespür und Vision für das Verlagswesen und die freie Presse im Nachkriegsdeutschland. Auch besaß er ein Gefühl für die richtigen Köpfe an der Spitze seines Verlags.

Mit seinem Können und dem Glück des Tüchtigen hat er es geschafft, den Stadt-Anzeiger, der den Namen unserer Stadt trägt, zu einer überaus angesehenen und bundesweit geschätzten Zeitung zu machen. Er hat Köln sogar eine neue Zeitung gebracht. 1964 hat er mit dem Gespür für die Wünsche der Leser und dem notwendigen Mut den „Express“ ins Leben gerufen.

Geschätzter Wegbegleiter, unbestechlicher Kritiker

Das Verhältnis der Kölnerinnen und Kölner zu den Großen der Geschichte ist bekanntlich ein ganz eigenes, nicht selten ein sehr ambivalentes. Das bekam in den Jahrhunderten schon mancher in dieser Stadt zu spüren. Alfred Neven DuMont jedoch als geborener Kölner fand stets den Kölner Weg in der Balance zwischen exponierter persönlicher Berufung – wie er sie sah – und seinem Credo, ja seiner Verpflichtung für diese Stadt. Selbstbewusstsein und seine kämpferische Bereitschaft, sich auch öffentlich zu stellen, prägten sein Tun.

Er war ein geschätzter Wegbegleiter, aber auch unbestechlicher Kommentator und Kritiker. Als homo politicus wollte er sich einmischen. Ihn bewegten die politischen Themen, von der internationalen Politik bis zur lokalen Agenda. Und er bewegte sie. Ihn interessierten die Menschen, die in der politischen Verantwortung stehen oder sie anstreben.

Er hatte ein feines Gespür für die Fähigkeiten von Menschen, ihre Stärken und Schwächen. Er war sich der Macht seiner Worte bewusst und hat die Mächtigen in Politik und Gesellschaft daran gemessen. In seinen rhetorisch geschliffenen, pointierten Kommentaren war er Aufklärer, Mahnender und Fordernder. Immer wieder brachte er sich in aktuelle Diskussionen um das Stadtgeschehen ein und gab wichtige Denkanstöße. Er hielt sich auch nicht mit erkennbarer Kritik an Entwicklungen zurück, die seiner Meinung nach nicht richtig für Köln waren.

Publizistische Vielfalt als besonders hohes Gut

Als Publizist waren bei ihm Zustimmung und Kritik eindeutig. Gleichzeitig war ihm bewusst, dass er nicht Politiker war und die kritische Bewertung von Fragen auch anders ausfallen kann. Seinem freiheitlichen Grundverständnis entsprach es, die redaktionelle Unabhängigkeit der Zeitungen seines Verlags zu sichern.

Publizistische Vielfalt war für ihn ein ganz besonders hohes Gut. Den Großen aus Politik und Zeitgeschehen zeigte sich Alfred Neven DuMont als charmanter Gastgeber und eindringlicher Gesprächspartner. Gerade wenn es um seine Herzensanliegen ging, etwa die israelisch-deutsche Aussöhnung oder die Anbahnung einer neuen Ostpolitik, wurde an seiner Tafelrunde ein Stück deutscher Geschichte geschrieben.

Für ihn war aber auch das persönliche Gespräch wichtig. Er liebte es, diese Begegnungen quasi wie ein Kammerspiel zu inszenieren. Mit gespielter Ironie versuchte er, seinen Gesprächspartner aus der Reserve zu locken, Gegenwehr oder Widerstände zu provozieren. Hatte man allerdings sein volles Vertrauen gewonnen, dann öffnete sich der Vorhang und dahinter wurde ein feinsinniger, einfühlsamer ja auch mitfühlender Mensch sichtbar; auch Verletzlichkeit, wie sie manchem Künstlerleben eigen ist.

Unternehmer und Künstler

Alfred Neven DuMont war Unternehmer und Künstler in einer Person. Die Liebe zur Kunst war ihm wohl mütterlicherseits in die Wiege gelegt worden. Sie zeigt sich besonders in seinen Romanen, die sein schriftstellerisches Können offenbaren.

Da war auch die Liebe zur Musik. Er war häufiger Gast in der Kölner Philharmonie. Das Haus von Louwrens Langevoort war ihm nicht weniger wichtig als die Salzburger Fest-spiele es waren.

Seine ganz besondere Zuneigung galt dem Wallraf-Richartz-Museum, dessen Stiftungs-ratsvorsitz er bis zuletzt innehatte. Seine Familie übergab dem Museum drei besonders wertvolle Bilder als Dauerleihgabe, darunter die berühmte „Madonna von Lucca“ aus dem Jahr 1260. Er selbst setzte sich zeitlebens für den Verbleib der Bilder im Wallraf-Richartz-Museum ein. Kunstverstand und Mäzenatentum gingen Hand in Hand.

Dieses Zusammenspiel begründet auch die tiefe Freundschaft zu einem bedeutenden Kunstsammler aus der Schweiz: Gerard Corboud.

Es fanden sich zwei kongeniale Persönlichkeiten, vereint in dem Willen, unserer Stadt etwas Großes und Gutes zu geben. So entstand die Fondation Corboud; das Wallraf-Richartz-Museum wurde um eine unvergleichliche Sammlung impressionistischer Malerei reicher. Corboud und Neven DuMont engagierten sich mit gleicher Leidenschaft für den Erweiterungsbau des Museums auf dem Gelände des ehemaligen Kaufhauses Kutz. Hier wird ein architektonisches Juwel entstehen als Verpflichtung der Stadt ihren Mäzenen gegenüber. Dieses Versprechen gilt über den Tod Alfred Neven DuMonts hinaus.

Zwei Bäume zum Geburtstag

Zu seinem 85. Geburtstag habe ich ihm zwei Bäume geschenkt: Es waren Gingko-Bäume. Der eine Baum war für ihn. Der zweite galt seiner Frau Hedwig als Dank und Anerkennung für ihr überaus großes soziales Engagement. Beide Bäume stehen an einem geschichtsträchtigen Ort, zwischen Appellhofplatz und NS Dokumentationszentrum. Sie stehen für Gerechtigkeit und Schutz der Menschenwürde – zwei Prinzipien, die für Alfred Neven DuMont höchste Bedeutung hatten und für die er sich zeitlebens einsetzte.

Zuletzt wurde dies besonders sichtbar auf dem Birlikte-Festival zu Pfingsten im vergangenen Jahr. Da stand er vor Zehntausenden von Besuchern auf der Bühne und machte Mut. Mit seiner ganzen Autorität forderte er Solidarität mit den Menschen, die aus Elend, Not und Verzweiflung aus ihrem Land fliehen und hier Schutz und Geborgenheit suchen. Alfred Neven DuMont, der Ehrenbürger, setzte hier Zeichen.

Er gab Orientierung, die in dieser Zeit so wichtig ist.
Solche Geisteshaltung von Solidarität und Zusammenstehen durchwebt unsere Stadt. Sie bleibt, auch wenn der publizistische Lotse nicht mehr unter uns ist. Wir gemeinsam haben die Aufgabe, die freiheitliche Seele unserer Stadt zu bewahren. Wir tun dies im Sinne unseres Ehrenbürgers. Sein Einsatz für die Stadtfreiheit bleibt unvergessen.

Alfred Neven DuMont war ein Weltbürger mit kölschem Pass. Auch wenn das Herz uns heute schwer ist, seine kölsche Mentalität erlaubt es uns, in dieser Stunde ein wenig zu lächeln, wenn wir an diesen großen Mann und guten Men-schen denken!

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: die Ansprache von Misereor-Chef Pfarrer Pirmin Spiegel.

„Sein schönster und wertvollster Geburtstag

Die Rede von Misereor-Chef Pfarrer Pirmin Spiegel.

Sehr geehrte, liebe Frau Neven DuMont und Familie, sehr geehrte Trauernde,

Danke für das Leben von Alfred Neven DuMont. Sie (viele von ihnen) kennen den Verstorbenen aus Begegnungen, Gesprächen, Kontakten und Erzählungen. Ich will versuchen, seine Persönlichkeit zu verstehen aus der Perspektive seines sozial-karitativen Engagements und von seiner Gottessuche her.

Ein besonderer Tag in Nairobi

Wir sitzen in einem noch nicht ganz fertiggestellten Gebäude einer Schule, die Kindern sogleich als eine Art Internat dienen soll wie auch Kindern, die tagsüber zum Lernen in diese Schule kommen. Der Ort, an dem wir sitzen, ist ein besonderer, die Kinder sind besondere und der Tag ist ein besonderer.

Der Ort: Er liegt in der 3,5 Mio. Metropole von Nairobi, umgeben von riesigen Slumvierteln, unvollendeten Bauten und stets unfertigen Straßen. Schätzungsweise die Hälfte der Einwohner Nairobis, der Hauptstadt Kenias, leben in großen Slums. Dabei wäre genug Platz für alle: wenige haben viel Platz und sehr viele leben auf engstem Raum.

Die Kinder: Sie kennen Gewalt, soziale Ungleichheit und Ausschluss. Verletzungen sind ihnen nicht fremd, weder körperliche noch seelische. Für sie trifft zu was Papst Franziskus in Evangelium Gaudium schreibt: „Mit der Ausschließung ist die Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der man lebt, an ihrer Wurzel getroffen, denn durch sie befindet man sich nicht in der Unterschicht ... sondern man steht draußen.“ Die Ausgeschlossenen sind wie Müll, sagt der Papst.

Der Tag: Es ist der 29. März. Alfred Neven DuMont feiert seinen 87. Geburtstag, an diesem Ort, mit diesen Kindern und jungen Menschen. Hier bekommt das caritative Engagement von Alfred (und Hedwig) Neven DuMont ein sehr konkretes Gesicht. Im Wortsinn hat „Caritas“ zu tun mit Hochachtung und Nächstenliebe.

Ein großes Zeichen

Caritas ist eine Grund- und Lebenshaltung gegenüber Menschen, besonders Menschen in Not. Es ist ein großes Zeichen, wenn das Ehepaar DuMont solche Kinder ins Zentrum stellt, denen ärztliche Grundversorgung, Bildungsmöglichkeiten und das, was uns selbstverständlich scheint, fremd sind. Kinder, die die sogenannten Schattenseiten des Lebens zur Überfülle kennen.

Und Alfred Neven DuMont feiert in diesen Kontexten seinen 87. Geburtstag. Zufall? Entscheidung? Option? Er sagt, im gemeinsamen Händedruck mit seiner Frau Hedwig, dass dieser sein schönster und wertvollster Geburtstag sei. Inmitten einer Schar von Kindern und Jugendlichen, die ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten gefördert sehen, um die jeweils eigene Lebenssituation und das Selbstbewusstsein nachhaltig zu verbessern.

Haben solche Begegnungen A. Neven DuMont verändert, seinen eigenen Standort in dieser Welt anders zu verstehen? Wurde daraus ein Aufbegehren gegenüber den Ursachen dieses Ausschlusses? Mit dem Engagement zugunsten von Kindern und Jugendlichen, in Köln - national-, in Indien, in Kenia - international - verkörpert Alfred Neven DuMont (mit seiner Frau) Werte, die für beide einen „guten Menschen“ ausmachen.

Seit ihrer Gründung engagiert sich die Alfred-Neven-DuMont-Stiftung besonders für die Belange von Kindern, Jugendlichen und jungen Frauen. Ich sehe bei Alfred Neven DuMont das caritative Element und die caritative Stiftung auch im Rahmen seiner Verlegertätigkeit - quasi eine pädagogisch-informierende und investigative Aufgabe: Zeitungen sind keine Ware; sie können ein Mittel sein, um voran zu kommen, Meinung zu bilden und Öffentlichkeit zu schaffen.

Auf der Suche nach Gott

Neben dieser caritativen Lebenshaltung lernte ich Alfred Neven DuMont als einen Menschen auf der Suche nach Gott kennen spätestens als seine Kräfte spürbar nachgelassen haben, das Atmen ihm schwer fiel und sein Körper wie eine gebundene Fessel festgemacht schien. Empfindsamkeit, Verletzlichkeit und Schicksalsschläge waren Teil seiner Persönlichkeit. Er wusste in den letzten Tagen, dass dieses Leben zu Ende geht.

Das ist auch der Grund warum wir hier zusammen sind und Gottesdienst feiern: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren!“ Das Evangelium nimmt unsere Fragen der Empfindsamkeit und des Schmerzes auf. Die Worte Jesu richten auf: „Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ Bei Ihm ist Platz für jede einzelne Biographie, Raum für jede Lebensgeschichte. Keine Wohnungsnot! Jeder Mensch findet seine Bleibe und den Raum, der seiner Geschichte entspricht. „Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um dann einen Platz für euch vorzubereiten?“

Jesus ist Wegbereiter, um allen eine definitive Bleibe zu ermöglichen. Und er kann dies, weil ihm selbst Raum gegeben ist und weil sich an ihm zeigt, wie Gott ist: ein Verbündeter des Lebens, hier und über das Hier hinaus! Der Weg Jesu läuft nicht ins Leere und endet nicht in der Sinnlosigkeit. „Weder Bedrängnis noch Tod können uns scheiden von der Liebe Christi!“ Das bezeugten die Jünger Jesu. Kein Wunschtraum, keine ersonnene Utopie, kein banales Versprechen, sondern eine Wirklichkeit, die sich gegen all ihre Zweifel durchsetzte.

Das Bild des Weges, das Jesus gebraucht, kennt unser Verstorbener. Sein Leben war bewegt, bisweilen überaktiv, er kannte Umwege und er eröffnete Wege, weil er sich für große Pläne und mutige Visionen begeistern und in die Pflicht nehmen ließ, z.B. mit seiner Stiftung mit der Projekte kirchlicher Entwicklungsarbeit unterstützt werden. Diesem Weg ist Alfred Neven DuMont bis zu seinem Sterben verpflichtet gewesen. Das Evangelium sagt uns zu, dass dieser Weg aufgehoben ist und bei Gott Raum für seine Lebensgeschichte ist.

Wir Menschen können Alfred Neven DuMont nicht lebendig machen (in Erinnerung halten, Ja! Und das werden wir). Gott ist, der lebendig macht! Auferweckung ist keine Verlängerung des Lebens, kein Weiterleben. Es wird nicht irgendetwas ausgewechselt und dann geht es weiter. Gott kann uns dem Tod entreißen. Mit ihm ist unser Leben nicht mehr nur ein Unterwegs zum Friedhof sondern ein Unterwegssein vom Tod zum Leben.

Lassen sie uns gemeinsam mit der Familie Neven DuMont auf diese Zusage Gottes vertrauen, auf Gottes wartende und geduldige Liebe, auf seine Gastfreundschaft. Lassen sie uns darauf vertrauen, dass uns auch der Tod nicht von dieser Weg- und Sinngemeinschaft trennen kann und dass Alfred Neven DuMont in Gottes Haus eine endgültige Bleibe gefunden hat.

Amen.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: die Eröffnungsansprache von Dompropst a.D. Norbert Feldhoff.

„Ein großer Mensch mit Ecken und Kanten“

Eröffnungsansprache von Norbert Feldhoff, Dompropst a.D.

Wenn wir heute zur Trauerfeier für Alfred Neven DuMont in den Kölner Dom gekommen sind, so entsprechen wir damit seinem ausdrücklichen Wunsch. Wie konkret dieser Wunsch war, konnten Sie eben in der Begrüßung durch den Dompropst hören. Es wundert nicht, dass Alfred Neven DuMont als engagiertem Kölner der Dom, das Wahrzeichen dieser großen Stadt, am Herzen lag. Was die meisten vermutlich nicht wissen, ist eine besondere Verbindung in der Geschichte der Familie DuMont zum Kölner Dom. 

Nachdem Napoleon das rechtsrheinische Erzbistum Köln aufgelöst und das Bistum Aachen gegründet hatte, wurde die ehemalige – noch nicht vollendete – Domkirche St. Peter zu einer der vier Kölner Kirchen mit einem „Kantonalpfarrer“ erhoben. Der zweite Pfarrer – später Dompfarrer genannt – wurde von 1806 bis 1818 Johann Michael DuMont, ein Universitätsprofessor mit einer bedeutenden Privatbibliothek und ein Onkel von Marcus DuMont, den man als Stammvater der Kölnischen Zeitung bezeichnen kann. Bekanntlich wurde nach dem Zweiten Weltkrieg dann aus der Kölnischen Zeitung der Kölner Stadt-Anzeiger.

Gestiftetes Domfenster

So ist es kein Wunder, dass Alfred Neven DuMont sich schon vor Jahren entschied, die Restaurierung und Wiederherstellung eines Fensters aus dem Welter-Zyklus zu stiften. Gerne denke ich mit der Witwe des Verstorbenen an die Stunde zurück, in der es endlich zur Unterzeichnung der notariellen Schenkungsurkunde kam, leider zu spät, um dieses Fenster noch zu Lebzeiten von Alfred Neven DuMont fertigzustellen. Es dürfte Anfang des nächsten Jahres eingeweiht werden.

Sie sehen es eingerüstet, das erste Fenster auf der Ostseite des Südquerhauses. Für diese Stunde ist sicher interessant, auf die vier alttestamentlichen Figuren hinzuweisen, die dieses Fenster darstellt, Jesus Sirach, ein Weisheitslehrer und Autor des nach ihm benannten apokryphen alttestamentlichen Buches, zwei Makkabäerbrüder, jüdische Märtyrer, die wegen ihrer Glaubenstreue hingerichtet wurden und der Priester Eleasar, ein Neffe des Moses.

Es passt zur Persönlichkeit und zum Engagement des Verstorbenen, dass hier bedeutende Personen des alten Israels dargestellt sind. Es passt zur Glaubensstärke der Kölner, dass wir in der Kirche St. Andreas im „Makkabäerschrein“ Reliquien dieser jüdischen Märtyrer hüten. Das apokryphe alttestamentliche Buch Jesus Sirach entstand im frühen 2. Jahrhundert vor Christus und gehört zur Weisheitsliteratur. Im ersten Teil wird der Leser zu einem gottgefälligen Leben ermahnt. Wie gut die folgenden Verse zum Verstorbenen passen, wird Ihnen mit Sicherheit später mein Mitbruder Spiegel darlegen: 

„Mein Sohn, entzieh dem Armen nicht den Lebensunterhalt und lass die Augen des Betrübten nicht vergebens warten! Enttäusche den Hungrigen nicht und das Herz des Unglücklichen errege nicht! Verweigere die Gabe dem Bedürftigen nicht und missachte nicht die Bitten des Geringen!“ (Sir 4,1-4) 

Austritt aus der Kirche

Es wäre völlig unangemessen, in dieser Stunde vom Verstorbenen ein Heiligenbild zu zeichnen. Wir würden ihm nicht gerecht und mit Sicherheit wollte er das auch nicht. Er war eine bedeutende Person, in gleicher Weise geschätzt und gefürchtet. Er war ein großer Mensch mit Ecken und Kanten. Aber gibt es überhaupt große Menschen ohne Ecken und Kanten? Wenn jemand glaubt, ein großer Mensch ohne Ecken und Kanten zu sein, möge er doch einmal vorsichtig prüfen, ob er nicht mindestens in einem Punkt irrt. 

Zu diesen Ecken und Kanten gehört zweifellos auch sein Austritt aus der katholischen Kirche vor 48 Jahren. Anlässlich der Trauerfeierlichkeiten für seinen verstorbenen Vater hatte er massiven Ärger mit dem kirchlichen Bodenpersonal und trat aus der Kirche aus. Zur Ruhe kommen ließ ihn dieser Kirchenaustritt nie, und im letzten Jahrzehnt bis zu seinem Wiedereintritt hatte ich zu diesem Thema mehrere Gespräche mit ihm. Dass eine solche Rückkehr nicht einfach ist und von einem freiheitsliebenden Menschen mehrfach kritisch bedacht wird, versteht sich von selbst. Aus nur wenigen Bemerkungen konnte ich allerdings erfahren, wie glücklich ihn dieser Schritt gemacht hat.

Mir ist gerade in solchen Gesprächen bewusst geworden, dass Alfred Neven DuMont ein suchender Mensch war. Für einen Journalisten ist die Recherche, die Suche nach dem, was wirklich ist und war, die Kür des Journalismus. Für mich war er immer auch auf der Suche nach Gott.

Vor 14 Tagen haben wir das Fest des heiligen Philipp Neri gefeiert, der berühmt wurde durch seinen gewinnenden Humor, der lachende Heilige, befreundet mit Päpsten, Kardinälen und anderen Heiligen, ein tief frommer Mann. Auf ihn geht folgendes Gebet zurück: 

„Ich möchte Dir dienen und ich finde den Weg nicht. Ich möchte das Gute tun und ich finde den Weg nicht. Ich möchte dich lieben und ich finde den Weg nicht. Ich kenne dich noch nicht, mein Jesus, weil ich dich nicht suche. Ich suche dich und ich finde dich nicht; komm zu mir, mein Jesus. Ich werde dich niemals lieben, wenn du mir nicht hilfst, mein Jesus. Zerschneide meine Fesseln, wenn du mich haben willst, mein Jesus. Jesus sei mir Jesus.“

Es ist eine barocke Sprache, aber der Inhalt bleibt. Wohl dem, der auf der Suche nach Gott ist. Und Vorsicht, wenn einer glaubt, ihn schon gefunden zu haben.

„Die kleine Unsterblichkeit“

Wenn jemand gestorben ist, hört man gerne: „Wir werden dir immer ein ehrendes Andenken bewahren“ oder: „Er wird immer weiterleben in unserem Andenken.“ Ingeborg Bachmann nannte dieses Andenken „die kleine Unsterblichkeit“.

Einige Menschen halten diese kleine Unsterblichkeit für eine Quelle der Humanität. Für den Verstorbenen aber sind das keine guten Aussichten, immer darauf festgenagelt zu sein, was er einmal war, hilflos den Projektionen der Angehörigen ausgeliefert zu sein. Es ist etwas, aber nicht viel. Es ist wie eine getrocknete Pflanze, aber kein Leben.

Christen hoffen für ihre Toten, weil sie auf Gott vertrauen, der den Tod überwunden hat und neues Leben schenkt. Deshalb trauern wir in dieser Stunde nicht nur, wir beten für den Verstorbenen Alfred Neven DuMont. Wir bringen damit unsere Hoffnung auf ein neues Leben für ihn und für alle Menschen vor Gott ins Wort.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: die Begrüßung von Dompropst Gerd Bachner.

„Für sein Wirken in der Stadt Köln zu hohem Dank verpflichtet“

Begrüßung von Dompropst Prälat Gerd Bachner:

Verehrte Trauergemeinde, hier im Dom und an den Empfangsgeräten,

wir haben uns hier im Kölner Dom versammelt, um von Herrn Alfred Neven DuMont Abschied zu nehmen. Sein Tod erfüllt die Angehörigen und viele von uns mit Schmerz. Wir alle möchten zum Ausdruck bringen, dass wir an ihrer Trauer mittragen.

Viele Menschen sind Herrn Neven DuMont für sein Wirken in der Stadt Köln und weit darüber hinaus zu hohem Dank verpflichtet. Aber zuallererst fehlt den Familienangehörigen der Ehemann, Vater und Großvater. Und so gilt mein erster Gruß Ihnen, Frau Neven DuMont, und allen Familienangehörigen. 

Ferner heiße ich alle willkommen, die sich zu dieser Trauerfeier im Kölner Dom versammelt haben: in dem Dom, dem sich Alfred Neven DuMont geistlich und kulturell sehr verbunden wusste. Ich grüße alle Gäste aus der Politik, der Kultur und der Gesellschaft – und aus dem Medienbereich. 

Namentlich begrüße ich in unserer Mitte die Bundesministerin Barbara Hendricks, die Ministerpräsidentin unseres Landes, Frau Hannelore Kraft, den Ministerpräsidenten Reiner Haseloff, den ersten Bürger unserer Stadt, Herrn Oberbürgermeister Jürgen Roters. Mit ihnen begrüße ich alle Vertreterinnen und Vertreter des öffentlichen Lebens. 

Mein herzlicher Gruß gilt allen Vertreterinnen und Vertretern der Medienwelt, stellvertretend dem Präsidenten des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, Herrn Helmut Heinen sowie den Damen und Herren der Mediengruppe M. DuMont Schauberg und allen Weggefährten und Freunden des Verstorbenen, die hier anwesend sind. 

Der Verstorbene hat darum gebeten, dass Dompropst em. Dr. Feldhoff und der Hauptgeschäftsführer des Hilfswerkes Misereor, Msgr. Pirmin Spiegel, der Trauerfeier vorstehen. Beide Mitbrüder begrüße ich herzlich. 

Danken wir Gott für alles, was Herr Alfred Neven DuMont in seinem Leben vielen Menschen gegeben hat – und tragen wir unseren Dank auch vor Gott, den Schöpfer und Wegbegleiter unseres Lebens. Als Christen leben wir aus dem Glauben, dass der Tod nicht Ende, sondern der Beginn  eines neuen Lebens ist. Aus diesem Glauben schöpfen wir Trost und Zuversicht. 

Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer bei „Misereor“
Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer bei „Misereor“
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Die Trauergäste im Kölner Dom.
Die Trauergäste im Kölner Dom.
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Die Fürbitten wurden von Peter Pauls, Chefredakteur des Kölner Stadt-Anzeiger und Monika Poll, langjährige Sekretärin von Alfred Neven DuMont, vorgetragen.
Die Fürbitten wurden von Peter Pauls, Chefredakteur des Kölner Stadt-Anzeiger und Monika Poll, langjährige Sekretärin von Alfred Neven DuMont, vorgetragen.
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